Immense Schäden im Hotel- und Gastgewerbe Sachsen-Anhalts – Touristen sind das beste Hilfsprogramm

Fast überall sind die über die Ufer getretenen Flüsse wieder in ihr Bett zurückgekehrt. Was bleibt sind die persönlichen Schicksale hinter den wirtschaftlichen Schäden. Das Hotel- und Gaststättengewerbe steht vor einer schwierigen Zukunft.

Wie schätzten sie die Lage ein?
Rund 300  der über 1.100 Hotels und Gaststätten zwischen Altmark und Burgenland sind von den Fluten beschädigt oder stark von einem Rückgang der Gästezahlen betroffen. Derzeit sieht jeder zehnte Betrieb keine Chance, kurzfristig wieder in den Normalbetrieb zurück zu finden. Viele können ihren aktuellen wirtschaftlichen Schaden im Moment noch nicht abschätzen. Gegenwärtig gehen wir von einer Schadenssumme aus, die wohl die 100-Millionen-Euro-Marke überschreiten wird.

Die Lage der Branche ist also mehr als trüb?
In der Tourismusbranche Sachsen-Anhalts ist die Stimmung gedrückt. Im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbereichen sehen wir eine noch höhere Belastung. Alle direkt betroffenen Hotels und Gaststätten verzeichnen einen fast vollständigen Buchungsausfall in den Sommermonaten Juni, Juli und August und teilweise bis in den September hinein. Viele wissen nicht, wie sie die kommenden Wintermonate überleben sollen. Dies macht allein im Durchschnitt für betroffene Beherbergungsbetriebe einen Buchungsrückgang von über 40 Prozent  bezogen auf das Gesamtjahr aus. Selbst jene Betriebe, die nicht direkt vom Hochwasser betroffen sind,  müssen im zweiten und dritten Quartal mit Stornierungen und ausbleibenden Buchungen rechnen.

Neben den wirtschaftlichen Sorgen gibt es ohne Zweifel eine Vielzahl menschlicher Schicksale...

Selbstverständlich. Nicht wenige stehen vor den Trümmern vieler Jahre Arbeit, denn Betriebe sind teilweise wirtschaftlich komplett ruiniert und benötigen Unterstützung von Bund und Land. Mitunter wird es viele Monate dauern, bis der Normalzustand wieder erreicht wird. Das Gros beläuft sich allerdings auf durchschnittlich knapp vier Monate und stellt sich als kompliziert dar. Häuser müssen erst trocken gelegt und saniert werden. Marketingmaßnahmen, um wieder Gäste anzuziehen, belasten die betroffenen Betriebe zudem finanziell. Dass dann Gedanken an ein Aufgeben auftauchen, das kann ich nur allzu gut verstehen. Es muss alles getan werden, beim Neustart bestmögliche Unterstützung zu geben.

Was halten Sie für das beste Hilfsprogramm?
Der Branche kann nicht besser geholfen werden als durch ein Stück Normalität. Wenn Touristen nach Sachsen-Anhalt kommen und sich überzeugen, dass das Land trotz der Hochwasserschäden lohnenswerte Reiseziele bietet, dann hilft das Hotels und Gaststätten am besten. Zwar sind einige Abschnitte des Elberadwegs von den Überschwemmungen betroffen, ansonsten aber gibt es zunehmend weniger Einschränkungen. Niemand muss sich Sorgen machen, eine vollständig zerstörte Natur zu sehen. Kulturelle Einrichtungen wie Museen und Theater haben geöffnet, die Bauwerke entlang der Straße der Romanik laden ein, es kann gewandert werden. Übernachtungsmöglichkeiten stehen ausreichend für jeden Geldbeute und jeden Anspruch bereit.

Danke für das Gespräch!
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