Dreidimensionale Bilder erleichtern die Diagnostik in der Medizin - Magdeburger Unternehmen widmet sich der Computervisualistik

Dreidimensional dreht sich das Computerbild eines menschlichen Kopfs auf dem Bildschirm. Wichtige Organe lassen sich auch für den Laien genau erkennen. Mit Hilfe dieser Abbildung kann der Arzt nicht nur seine Diagnose beispielsweise bei einem Tumor sicherer stellen. Auch der Patient erfährt anschaulicher als bislang, welche Eingriffe nötig sind, um die Heilungschancen zu erhöhen. Grundlage für die Darstellung sind unter anderem Aufnahmen eines Computertomografen. Aus der Fülle von Schnittbildern und den markierten Organen stellt ein Programm der Magdeburger Dornheim Medical Images GmbH die individuelle Anatomie dar. Wie an einem medizinischen Lehrmodell entsteht das Abbild.

Geschäftsführer Lars Dornheim erläutert nur einige der Möglichkeiten solcher Visualisierungen. "Ohne Artefakte, Verdeckungen und fehlende Trennschärfe lassen sich exakt Vermessungen durchführen, die klassische Schichtbilddaten nicht erlauben" sagt er. Automatisch können Längen- und Winkelmaße, Volumen, Zugangswege, Prothesen und weiteres mit nur wenigen Mausklicks berechnet werden. Die klinischen Einsatz-möglichkeiten seien enorm, versichert der Diplom-Informatiker. Man stehe erst am Anfang dieser Entwicklungen. Dabei sieht er die elektronische Krankenakte als wichtigen Meilenstein. Für den Arzt bringe sie künftig eine spürbare Erleichterung, quasi per Knopfdruck ließen sich Bilder auch nach Jahren abrufen, könnte der Verlauf eines Heilungsprozesses dokumentiert werden.

"Wir haben mit unserem Unternehmen eine Nische gefunden", ergänzt Geschäftsführerin Jana Dornheim. Die Bildanalyse von Fotos natürlicher Objekte stehe erst am Anfang. Das betreffe die Auswertung beispielsweise von mikroskopischen Aufnahmen ebenso wie die von Röntgenbildern. Einige der Anwendungsmöglichkeiten befinden sich gegenwärtig in der klinischen Testphase. Auch im nichtmedizinischen Bereich seien solche Lösungen längst Alltag geworden. Sie verweist auf ein Video, aufgenommen an einer Autobahn. Mit spezieller Software lassen sich Fahrzeugtypen unterscheiden, Details verfolgen, ohne dass Schatten, Bäume oder anderes "Beiwerk" stören.

Ein spannendes Projekt ist bei Dornheim Medical Images gegenwärtig in der Realisierungsphase. Gemeinsam mit einer weiteren Magdeburger Medizintechnik-Firma arbeitet das Unternehmen an einer computergestützten Untersuchung von Menschen auf Hautkrebs. "Bislang geschieht das im Wesentlichen durch den Arzt allein", sagt Lars Dornheim. Mit einem fotografischen Verfahren und Auswertung durch die richtige Software würden zwei Effekte erzielt. Die Kontrolle auf erkrankte Hautbereiche verlaufe objektiver und die Zeit der Diagnose verkürze sich. Weitere Anwendungen seien vorstellbar, selbst Smartphones könnten eine Rolle spielen. Längst hätten die mobilen Alleskönner die Fähigkeiten für spezielle Lösungen in sich.

Die beiden Magdeburger Unternehmer sind Feuer und Flamme für ihr Spezialgebiet. Sie sehen die Computervisualistik als Zukunftsbranche (Verlinkung auf www.investieren-in-sachsen-anhalt.de/dienstleistung, ihre Heimatstadt bestens für Innovationen aufgestellt. An der Otto-von-Guericke-Universität wird seit 1996 dieses Fachgebiet gelehrt. Fast 300 Studierende haben seitdem ihr Computervisualistik-Studium erfolgreich mit einem Diplom und mehr als 70 mit einem Master-Abschluss beendet. Auch der 2006 eingeführte Bachelorstudiengang wurde von rund 60 jungen Leuten erfolgreich abgeschlossen. Jana Dornheim war eine der ersten Studentinnen, die sich vor gut 15 Jahren für diesen Studiengang entschied, während Lars Dornheim Mathematik und Informatik studierte. Beide waren dann an der Uni tätig, arbeiteten in unterschiedlichen Projekten vor allem im medizinischen Bereich mit.
2009 folgte der Schritt in die Selbstständigkeit, die Dornheim Medical Images GmbH wurde gegründet. "Dass wir direkt aus der Forschung kommen, sehen wir beide heute als eines unserer Erfolgsrezepte an", sagen die zwei Firmeninhaber. Nach wie vor blieben wissenschaftliche Entwicklungen in der Schublade liegen, kämen nicht oder zu spät in der Praxis an. Ihre Kontakte zur Universität jedoch sind bis heute nicht abgerissen. Ganz im Gegenteil, die eigenen Mitarbeiter stammen fast ausschließlich von dort. Man kennt deren Fähigkeiten lange, versucht über Praktika und die Mitarbeit an Projekten Studenten schon frühzeitig an sich zu binden. Vier absolvieren gerade ein duales Studium, das ihnen eine nahezu ideale Verbindung von Praxis und Lehre ermöglicht.

Ein positiver Nebeneffekt, da ist sich Lars Dornheim sicher, sei das Halten von Fachkräften in Sachsen-Anhalt. "Wir wollen, dass junge Absolventen nicht abwandern, auch wenn sie ursprünglich aus Sachsen oder Nordrhein-Westfalen kommen", sagt er. Von den 25 Beschäftigten im Unternehmen ist rund die Hälfte fest angestellt. Die anderen studieren noch oder haben einen Teilzeitjob. Durch die Kontakte zur Universität, deren Campus nur wenige hundert Meter vom Firmengebäude entfernt liegt, kennen die Dornheims "die Besten". Auf dieses Potenzial greifen sie zurück, um das Unternehmen kontinuierlich zu vergrößern.


Autor:
Klaus-Peter Voigt

Kontakt:
Dornheim Medical Images GmbH
Listemannstr. 10
39104 Magdeburg
E-Mail: info.ignore@dornheim-medical-images.de
Web: www.dornheim-medical-images.de
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