KLECS-Lebensmittel aus Köthen finden immer mehr Freunde

Im Hinterhof steht ein frisch renovierter Verkaufswagen. Im Labor blubbern Flüssigkeiten. Eine Laborantin setzt eine Mixtur an. Gleich nebenan verpackt eine Mitarbeiterin Gläser und Flaschen. Und im Büro sitzen Kerstin und Eyk Loettel, diskutieren angeregt über eine neue Pastasoße.

Tatsächlich, in den Hinterhofräumen des Köthener Unternehmens KLECS herrscht reges Treiben. Seit knapp zwei Jahren ist Chefin Kerstin Loettel mit ihren vier Mitarbeitern „im Dienste der Gesundheit der Menschen unterwegs“, produziert probiotische und gesunde Lebensmittel und Getränke.

„Egal, ob Brotaufstrich, Mus, Chutney oder Saft – alle unsere Produkte stehen für eine natürliche und gesunde Ernährung“, erzählt Kerstin Loettel, „denn wir verwenden fast ausschließlich Zutaten aus regionalem oder biologischem Anbau.“ Das allerdings erklärt probiotische Lebensmittel nur unzureichend, steckt hinter dem Begriff doch sehr viel mehr: „Probiotische Lebensmittel und Getränke enthalten bestimmte lebende Mikroorganismen, hauptsächlich Milchsäurebakterien, die in den Darm gelangen und hier eine positive gesundheitliche Wirkung erzielen“, sagt Eyk Loettel, der Brauereiwesen studierte. Tatsächlich ist wissenschaftlich erwiesen, dass probiotische Produkte das Immunsystem stärken und einen positiven Effekt auf die Verdauung haben.

Fest steht: Eine ausgewogene bakterielle Besiedlung des Darms führt zu einer
1.) Unterstützung der Verdauung und Minderung des Durchfallrisikos durch Reduzierung der Keimzahl von Durchfallbakterien.
2.) Verhinderung der Ansiedlung pathogener Keime und anderer Umweltmikroorganismen durch den Aufbau eines Schutzschildes.
3.) Stimulation des Immunsystems.

Das Institut für Risikobewertung (BfR) definiert Probiotika als „lebende Mikroorganismen, die in ausreichender Menge und in aktiver Form in den Darm gelangen und hierbei positive, gesundheitliche Wirkungen erzielen“.
Entstanden ist Lebensmittel-KLECS (ein Kunstname der für das Firmenmaskottchen, den Marienkäfer, steht) aus einer anderen Firma von Kerstin Loettel. Diese produziert ausschließlich natürliche Futterzusätze für Tiernahrung: „Dabei spielen Milchsäurebakterien eine wichtige Rolle“, erklärt Eyk Loettel. „Die dem Futter beigemischten Bakterien verbessern zum einen die Futteraufnahmen und sie helfen zum anderen sogar gegen Durchfallerkrankungen der Tiere. Außerdem sind Futtermittel, die mit Milchsäurebakterien fermentiert werden, länger haltbar. Es wird weniger weggeworfen, der Bauer spart eine Menge Geld.“
Kerstin Loettel erinnert sich: „Eine Firma, die von unseren Erfahrungen mit den Milchsäurebakterien gehört hatte, fragte, ob wir ihm ein entsprechendes Getränk entwickeln könnten.“ Der Kunde hatte ganz präzise Vorstellungen darüber, welche Obst- und Gemüsesorten in welchem Verhältnis in dem Trank enthalten sein sollten. „Wir machten uns an die Arbeit. Ohne zu wissen, was uns erwartet. Uns war nur klar, dass der Saft nachdem die Bakterien den gesamten Zucker abgebaut hatten, säuerlich und leicht bitter schmecken müsste.

Also wurden Berge von Obst und Gemüse geschält, gekocht, ausgepresst und mit Milchsäurebakterien versetzt. Dann war es soweit, dem Auftraggeber wurde der Saft zum Probieren präsentiert: „Der schmeckte genauso, wie er sich das vorgestellt hatte“, erinnert sich Kerstin Loettel.

Schon während der Getränkeentwicklung entstand eine neue Geschäftsidee: „Ich habe mich gefragt, was wir nach der Saftverarbeitung mit dem restlichen Obst-Gemüsebrei machen“, sagt sie, „denn der war doch zum Wegwerfen viel zu schade, da er auch noch reich an Vitaminen war.“ Kerstin Loettel bat ihren Mann um eine Auszeit und verzog sich in die Küche: Sie begann mit der breiigen Vitaminbombe (diese besteht unter anderem aus Tomate, Feige, Dattel, Ingwer, Fenchel, Erbsen, Möhren, Hirse, Brokkoli, Papaya) zu experimentieren: „Ich wusste, ich muss Produkte entwickeln, die eine gewisse Säure vertragen, ohne Zusatzstoffe auskommen und auch noch lecker schmecken.“ So entstanden die ersten Chutneys, eine Tomatensoße und zwei Brotaufstriche: „Der Beginn von KLECS.“ Das Angebot kam an und die Kundenzahl wuchs ständig.

Seitdem hat sich eine Menge getan: Mittlerweile bietet Kerstin Loettel 37 unterschiedliche Produkte an: Marmeladen, Brotaufstriche, Fruchtmus, Pesto, Soßen, Power-Säfte und sogar Senf-Cremes wurden entwickelt und erfreuen sich großer Beliebtheit: „Für den Geschmack sind ausschließlich die KLECS-Frauen zuständig“, lacht Kerstin Loettel, „mein Mann kümmert sich um die Umsetzung der Produktionsvorgänge und die wissenschaftlichen Produktionsvorgänge.“
Um ihre probiotischen Produkte überall bekannt zu machen, besuchen Kerstin und Eyk Loettel mit einem kleinen Verkaufswagen zahlreiche regionale Märkte in Sachsen-Anhalt. Im Internet betreibt Klecs einen eigenen Shop (www.klecs.de). Die Leckereien kommen bei der Kundschaft hervorragend an, denn auch bundesweit werden die Produkte in immer mehr Delikatessengeschäften und Spezialitätenläden angeboten. Darüber hinaus ist KLECS
regelmäßig in Nürnberg auf der Lebensmittelmesse „Consumenta“ vertreten. In diesem Jahr präsentierte das Köthener Unternehmen seine Produkte erstmalig auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin. Dort wurde mit dem Slogan „Essen ohne E-Nummern“ (Aromastoffe, Farbstoffe, Geschmacksverstärker und Konservierungsstoffe) geworben. Erfolgreich: „Wir konnten viele Kontakte zu regionalen Märkten und Geschäften knüpfen und haben auch eine Menge Anregungen für neue Lebensmittel mit nach Hause gebracht“, sagt Kerstin Loettel und verschwindet wieder in ihrer Versuchsküche.


Autor:
Thomas Pfundtner
Kontakt:
Klecs Kerstin Loettel
Friedrich-Ebert-Str. 26
Bio (+) technikum Haus 20
06366 Köthen
Web: www.klecs.de

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