Wittenberger Firma Polymer-Technik Elbe mischt auf vier Kontinenten mit

Die Wittenberger Polymer-Technik Elbe GmbH (PTE) hat ihr bisher bestes Jahr hinter sich. Sie verkaufte 37 000 Tonnen Gummi-Mischungen, so viel, wie nie zuvor. Neue Kunden wurden gewonnen, neuartige Spezialmischungen entwickelt. Der Umsatz stieg um 40 Prozent. PTE hat aber auch ein gutes Jahr vor sich. Das Wachstum soll im Jahr 2012 weitergehen. Im Januar wird die erste von zwei neuen zusätzlichen Fertigungsstraßen geliefert. Im dritten Quartal wird sie die Produktion aufnehmen. Insgesamt investiert das Unternehmen 14 Millionen Euro in die Erweiterung der Produktionsstätte, die auch die Möglichkeit für eine weitere dritte Fertigungslinie schafft. 40 neue Arbeitsplätze würden entstehen, kündigt Geschäftsführer Wolfgang Keil an.  

Die Auftragslage des Spezialisten für Kautschukmischungen hat sich, nach Angaben von Wolfgang Keil, über die Jahre sehr gut entwickelt. Als der promovierte Chemiker im Jahr 2000 in die Lutherstadt Wittenberg zu PTE kam, wurden 23 000 Tonnen Gummimischungen verkauft. Jetzt liegt die Jahresleistung bei 37 000 Tonnen. „In der Perspektive wollen wir jährlich 60 000 Tonnen verkaufen“, sagt der 53-Jährige, der seit 25 Jahren in der Gummibranche mitmischt. Der Bedarf wächst. Automobilhersteller, Reifenfabrikanten, Flugzeug- und Eisenbahnhersteller, die Hoch- und Tiefbaubranche sowie viele andere der verschiedensten Kunden verlangen nicht nur nach immer mehr Gummiprodukten, sie fordern von den Zulieferern auch immer bessere Eigenschaften des vielfältig einsetzbaren, elastischen Materials. So fahren in den Autos von VW, Audi, BMW, Opel und Mercedes ebenso weiterverarbeitete PTE-Gummiteile mit, wie in der Magnetschwebebahn Transrapid in Shanghai oder fliegen in Maschinen des Flugzeugherstellers Airbus mit, berichtet Keil. Zu den Kunden gehören marktbeherrschende Reifenhersteller wie Michelin, Continental und Goodyear.

PTE ist auf die wachsenden Anforderungen gut eingestellt. Hervorgegangen ist das Unternehmen 1992 aus den Gummiwerken Elbe, die im Zuge der grundlegenden Umgestaltung der ostdeutschen Wirtschaftsstruktur von der Treuhandanstalt privatisiert wurden. Gesellschafter sind seitdem die beiden Familienunternehmen Woco Franz-Josef-Wolf Holding GmbH (Hessen) und die Vorwerk und Sohn GmbH & Co. KG (Nordrhein-Westfalen). Unter ihrer Regie ist die Wittenberger PTE mit ihren 300 Beschäftigten zum Mutterwerk einer wachsenden, internationalen Firmengruppe geworden. In der ostchinesischen Millionenstadt Wuxi hat die PTE GmbH für zwölf Millionen Euro im Jahr 2006 eine Produktionsstätte errichtet, in der 110 Mitarbeiter jährlich 8 000 Tonnen Gummimischungen produzieren. Beteiligt ist die PTE GmbH an der Silcomp Silikoncompounding GmbH im niedersächsischen Osterode und über sie an der französischen Silcomp France. Zusätzlich gehört noch die Wittenberger Maschinen und Technik GmbH zum Firmenverbund.
„Der Schritt, nach China zu gehen, erweist sich auch aus heutiger Sicht als richtig“, erklärt Keil. „Wir waren die erste Firma aus Sachsen-Anhalt, die in China ein Werk errichtet hat“, erinnert er sich an die Vorreiter-Rolle. Einem unserer Gesellschafter, der sich schon in den 90er Jahren in China  engagiert hatte, war klar geworden, was China für ein großer Wachstumsmarkt ist. Mit einem alleinigen Standort in Deutschland könne auf globalen Märkten nicht mitgespielt werden, erklärt Keil. Außerdem vertrügen Gummi-Halbfabrikate keine langen Transportwege, da sie einer gewissen Haltbarkeitsdauer unterliegen.

Nach den Investitionen in die Auslandstöchter, stellte sich die Frage, wie es mit dem deutschen Standort weitergehen soll. Die Entscheidung, den sechs Fertigungsstraßen in Wittenberg auf längere Sicht erst zwei und dann drei Fertigungsstraßen hinzuzufügen, sei gefallen, weil Sachsen-Anhalt ein guter Standort für Spezialisten von Kautschukmischungen ist. „Hier ist die Berufserfahrung vorhanden, es bestehen beste Entwicklungsmöglichkeiten, die staatlichen  Fördermöglichkeiten seien beträchtlich, die wachsenden osteuropäischen Märkte befänden sich in vernünftigen Lieferentfernungen“, zählt Keil Faktoren auf, die zur Entscheidung über den Ausbau des Mutterwerks geführt haben. Diese Erweiterung erhebe die Bedeutung des Unternehmens, seine Wettbewerbsfähigkeit werde erhöht. Unsere Position gegenüber Partnern und Zulieferern verbessere sich, so Keil. „Unter den europäischen Mischungslieferanten gehören wir, gemessen an Menge, technischer Ausrüstung und Kompetenz der Mitarbeiter, zu den ersten fünf der Branche“, ist sich Keil sicher.  

Außer in Australien, hat PTE Kunden auf allen Kontinenten. Das Unternehmen kaufe aber auch weltweit ein. Eine Hälfte sei Naturkautschuk, die andere Hälfte werde synthetisch hergestellt.

Gummi in einem mehrstufigen Verfahren zu mischen, ist, nach Keils Worten, sehr aufwändig. Verwendet werden 1 000 verschiedene Rohstoffe. Das seien neben Chemikalien, auch Füllstoffe, Weichmacher, Alterungsschutz- und Vulkanisierungshilfsmittel sowie Ruß, nennt Keil einige der wichtigsten Gruppen. Gemischt werden kann nach 3 000 Rezepten. Zum Teil seien sie von PTE, zum Teil brächten Kunden ihre Rezepte auch mit. In jedem Fall wird um sie ein großes Geheimnis gemacht. Die Mitarbeiter werden zur Geheimhaltung verpflichtet, um das Know how vor Wettbewerbern zu schützen. Um die Prüfung und Entwicklung neuer, oft spezieller, Mischungen nach Kundenwünschen, kümmern sich allein in Wittenberg 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und selbst der Chemiker Keil probiere mal die eine oder andere Sache selbst aus, räumt der Geschäftsführer ein. Ein zusätzlicher promovierter Chemiker wurde eingestellt, um sich ausschließlich um die Anforderungen zu kümmern, die sich aus der Chemikalienverordnung der EU für die Produkte aus Wittenberg ergeben. Auch dieser Aufwand sei notwendig, damit die Mischung immer stimmt, sagt Keil.


Kontakt:
Polymer-Technik Elbe GmbH
Dr. Wolfgang Keil
Heuweg 5
06886 Lutherstadt Wittenberg
Tel. 03491 659 154
E-Mail: wkeil@polymertechnk.com
Web: www.polymertechnik.com
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