Sachsen-Anhalts Wirtschaft verdoppelt Exportkraft

Im zurückliegenden Jahrzehnt hat Sachsen-Anhalt seine Exportkraft fast verdoppelt. Im Jahr 2000 betrug seine Exportquote lediglich 15,7 Prozent. Diese Quote bezeichnet den Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz der Industriebetriebe des Landes. Für 2011 liegen zwar noch keine endgültigen Daten vor, aber sie dürften an die 30-Prozent-Marke heranreichen, sagt Birgit Stodtko, Geschäftsführerin International der Industrie- und Handelskammer (IHK) Halle-Dessau.

Am Wachstum der Exportkraft dürften die Angebote der beiden internationalen Abteilungen der Industrie- und Handelskammern Magdeburg und Halle-Dessau einen nicht zu unterschätzenden Anteil haben. Gemeinsam betreiben sie ihr Tochterunternehmen, die Außenwirtschafts-fördergesellschaft Intercom. Sie bietet jährlich rund 130 Veranstaltungen an, die auf ca. 40 Länder gerichtet sind, sagt Birgit Stodtko. Bei der Wahl der Schwerpunkte geht es immer darum, den Nerv der Unternehmer zu treffen. Gradmesser dafür sei die Resonanz der Firmen auf die angebotenen Länderberatungstage, Workshops, Unternehmerreisen und Messegemeinschaftsstände, sagt Stodtko. Das Echo auf die Angebote hat im vergangenen Jahr zugenommen. Stodtko führt das nicht nur auf die anziehende Konjunktur zurück.

Sie sagt: „Bei gesättigten Binnenmärkten sind die Firmen auch gezwungen, immer mehr am Außenhandel teilzunehmen.“ Außerdem befinden sich Sachsen-Anhalts Unternehmen noch immer in einem Aufholprozess. Während im bundesdeutschen Durchschnitt jeder dritte Arbeitsplatz vom Export abhängt, ist es in Sachsen-Anhalt erst jeder vierte. Viele Unternehmen, die nicht selbst exportieren, seien aber indirekt als Zulieferer trotzdem an dem Zuwachs an Export-Kraft beteiligt. Schließlich müssten auch viele Firmen international preisgünstig einkaufen, wollten sie wettbewerbsfähig sein, fügt Stodtko hinzu. Als ein Beispiel führt sie den Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen zu China an. Zwischen 2006 und 2010 stiegen Sachsen-Anhalts Ausfuhren in das bevölkerungsreichste Land der Welt von 314 auf 472 Millionen Euro. Die Einfuhren kletterten von 280 auf 945 Millionen Euro um das mehr als Dreifache.  

Die Kammern helfen, den wachsenden Informationsbedarf der Unternehmer zu befriedigen. Dem dienen ganz besonders gezielte Kooperationsbörsen, Unternehmerreisen und so genannte Delegationsreisen, bei denen auch Landespolitiker mit an Bord seien, um die regionale Wirtschaft zu unterstützen, erklärt die diplomierte Volkswirtin.

Günther Fuchs, Geschäftsführer der Bitterfelder OrganoSpezialChemie GmbH, hat an einigen solcher Unternehmerreisen teilgenommen. Er war viel in Westeuropa, aber auch in Ägypten mit den Kammern unterwegs. Dabei seien in Folge einer solchen Reise vor Jahren in Frankreich Geschäftsbeziehungen aufgebaut worden, die bis heute stabil sind und derzeit sogar weiter ausgebaut werden, berichtet Fuchs.

Für 2012 hat sich die IHK Halle-Dessau vorgenommen, die individuelle Betreuung der Firmen zu stärken. Je mehr Unternehmen am Export teilnehmen, umso mehr differenzieren sich die Fragen. „Sie sind oft auf allgemeinen Veranstaltungen nicht zu beantworten“, räumt Stodtko ein. Wichtig sei dabei, die Firmen intensiv zu beraten und zu begleiten. Denn die oft kleinen Firmen sähen sich einem unübersichtlichen Berg von Maßnahmen und Regelungen gegenüber. „Wir bringen da mehr Transparenz rein“, verspricht Stodtko.

Sie verweist weiter auf das speziell für kleinere Unternehmen entwickelte Projekt „Fit für den Export“. In seinem Rahmen werde geprüft, über welche Voraussetzungen das Unternehmen verfügt, welche Potenzen sein Produkt besitzt, welche Märkte sich dafür anbieten und welche Sprachkenntnisse nötig sind. Auf dieser Grundlage entstehen so genannte International-isierungspläne, die Wege auf ausländischen Märkten ebnen sollen. Insgesamt sind im vergangenen Jahr 20 solcher Pläne entstanden.

Ein Schwerpunkt im gerade begonnen Jahr stellt für Stodtko und ihr Team auch das umfangreiche Seminarprogramm dar. Es richtet sich vor allem an Mitarbeiter in den Unternehmen, um sie mit den stets komplizierter und bürokratischer werdenden Ein- und Ausfuhrregelungen vertraut zu machen.

Die angebotenen Länderberatungstage beschäftigen sich laut Stodtko neben Europa zunehmend auch mit Zukunftsmärkten in den so genannten BRICS-Staaten, wie Brasilien, Russland, Indien, China und neuerdings auch Südafrika, die zusammenfassend kurz so genannt werden. Dabei kommen Vertreter von Auslandshandelskammern (AHK) nach Halle oder Magdeburg. Sie informieren individuell über Markteinstiegsmöglichkeiten, über wirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen sowie über Chancen von Produkten auf diesen Märkten.
Die in diesem Jahr zahlreich angesetzten Länderberatungstage reichen von A wie Arabischer Raum bis V wie Vietnam. Unternehmerreisen führen 2012 nach Belgien, Russland, Italien, China, Vietnam und in die Slowakei. Mitte Mai fährt Ministerpräsident Reiner Haseloff mit einer Delegation in die USA. Unter den vorgesehenen 20 Mitteldeutschen Messegemeinschaftsständen im In- und Ausland hebt Stodtko zwei Beispiele hervor.

Das sind die Gemeinschaftsstände auf der „ChemSpec europe“ in Spanien (Madrid) für die chemische Industrie sowie auf der Internationalen Maschinenbaumesse MSV in Tschechien (Brünn).


Kontakt:
Birgit Stodtko
Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau
Franckestraße 5
06110 Halle (Saale)   
Tel. 0345 2126-274
E-Mail: bstodtko@halle.ihk.de
Web: www.halle.ihk.de
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