Designhaus mit kreativer Mietergemeinschaft

„Es braucht Talent, gute Bedingungen und Zeit, um sich einen Platz auf dem Markt der Kreativwirtschaft zu erobern“, das weiß Doris Sossenheimer, Leiterin des Designhauses Halle/Transferzentrum der Burg Giebichenstein. Um die jungen „Kreativen“ in ihrer schwierigen Anfangsphase zu unterstützen, hat die Hochschule 2010 das Designhaus Halle eröffnet. In diesem Existenzgründerzentrum arbeiten zurzeit 30 junge Unternehmen mit 50 Gründern. „Diese jungen Gestalter wollen in Sachsen-Anhalt bleiben, aber bundesweit tätig sein. Die Kunsthochschule bietet ihnen hier eine gute Startposition“, sagt Doris Sossenheimer.

Lucie Göpfert breitet in ihrem Büro handillustrierte Kalender, Baumanhänger, Karten aus. „Suchen Sie sich eine aus, ich kann mich immer nicht entscheiden“, sie reicht drei Visitenkarten mit lustigen Motiven. „Illustration – Grafik – Spielmittelgestaltung“ steht darauf. Ihre Augen strahlen. Eine Illustratorin hat in der Vorweihnachtszeit ihre „hohe Zeit“ in Galerien und auf Märkten.

Die 28-jährige Absolventin der Kunsthochschule Halle „Burg Giebichenstein“ ist seit anderthalb Jahren Mieterin im Designhaus, dem Existenzgründerzentrum der „Burg“. Ihre sowie die Bewerbungen aller anderen, die sich hier zu günstigen Konditionen einen Arbeitsraum mieten möchten, werden von einer hochschulinternen Jury nach Qualität und Innovativität des Geschäftsmodells bewertet. „Das Fachgebiet der Bewerber muss die Bandbreite des Hauses ergänzen. Der neue Mieter sollte ein weiterer Knoten in dem Netzwerk sein, das wir knüpfen“, sagt Doris Sossenheimer, Leiterin des Designhauses. Bis maximal fünf Jahre können Lucie Göpfert und ihre Mietnachbarn von den Vorteilen des Designhauses profitieren.

Einer der wichtigsten Vorteile sind die Mieter selbst. Sie sind in den verschiedensten Bereichen des Designs und der angewandten Kunst zu Hause. „Wir haben in unserem Haus Grafik- und Webdesigner, Animationsfilmer, Innenarchitekten, Industrie- und Möbeldesigner, Software- und Webprogrammierer, Illustratoren, Fotografen, Spiel- und Lerndesigner, Gestalter von Mode, Schmuck, Büchern und Porzellan ...“, zählt Doris Sossenheimer auf. „Dieser Pool an talentierten Gestaltern birgt ein riesiges Ideen- und Synergienpotenzial in sich. Das ist für junge kreative Unternehmen, die sich erst den Markt erobern müssen, von unschätzbarem Wert.“.

Ein weiterer Vorteil: Die Mieter des Designhauses können unter gewissen Konditionen auch die Werkstätten der Hochschule für Kunst und Design mit nutzen. Das Innenleben im Designhaus ist auf ein Miteinander ausgerichtet. Wie aber signalisiert ein junges Unternehmen nach außen, was es kann? Wo stehen die Antennen, die empfangsbereit sind für solche Signale? Doris Sossenheimer und ihre Kollegen aus den Bereichen „Weiterbildung“, „Career Service“ und „Alumni-Netzwerk“ sind auch hierin kompetente Ansprechpartner. Sie vermitteln die Kontakte zu öffentlichen Institutionen und zur Wirtschaft. Sie organisieren Veranstaltungen; darunter Workshops, in denen Schlüsselkompetenzen für den Berufseinstieg erworben werden, zum Beispiel in Präsentation und Rhetorik, Verhandlungsführung, Designrecht, Öffentlichkeitsarbeit und vieles mehr. Das Designhaus Halle, mit dem Transferzentrum, pflegt Kontakte zu den Alumni der Hochschule, die ihre Berufserfahrungen an Studierende weitergeben können. Es kooperiert mit den Transferzentren der anderen sechs Hochschulen in Sachsen-Anhalt. Und: Sie vermitteln auch bezahlte Praktika und Projekte bzw. Aufträge.

Der Arbeitstisch von Lucie Göpfert ist bedeckt mit Entwürfen: Illustrationen für ein Kinderbuch zu dem allzeit aktuellen Thema „Lügen“. Die Grafikerin hat großen Spaß daran, Kindern gerade die etwas schwierigeren Lebens-Themen zu „übersetzen“ – in Illustration und Text. Wohl auch mit ihrer frischen, begeisterungsfähigen Art konnte Lucie Göpfert einen Frankfurter Kinderbuchverlag gewinnen. Gerade hat sie mit ihm ihren ersten Vertrag abgeschlossen.

Doris Sossenheimer freut sich mit, denn sie kennt die Kreativwirtschaft und den Designmarkt und weiß, wie schwer es ist, dort Fuß zu fassen. „Kreative arbeiten häufig sehr isoliert, da ist das Designhaus Halle mit seiner Gemeinschaft eine echte Alternative zum Homeoffice“, weiß die Leiterin des Designhauses. Das Team des Transferzentrums im Designhaus Halle vermittelt gerne die frischen Ideen und originellen Entwürfe ihrer Gestalter in die Wirtschaft.


Autorin/Foto: Kathrain Graubaum

Kontakt:
Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
Designhaus Halle/Transferzentrum
Ernst-König-Straße 3
06108 Halle
Web: www.designhaushalle.de

Leitung:

Doris Sossenheimer
Tel.: +49 (0)345 / 7751523
E-Mail: sossenheimer.ignore@burg-halle.de
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