Heute wie gestern – Kunststoffinnovation aus dem Herzen Europas


Heute, im zwanzigsten Jahr der deutschen Einheit blickt die mitteldeutsche Chemie- und Kunststoffbranche auf zwei Jahrzehnte tief greifenden Strukturwandel zurück. Die einstigen veralteten Verfahren und Bauten sind heute modernsten Anlagen und einem Innovationsgeprägtem Standort gewichen. Geblieben ist die lange Tradition in der Kunststoffverarbeitung in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg und die spürbar breite Akzeptanz der Branche in der Bevölkerung. Die Chemie- und Kunststoffbranche erweist sich hier als Jobmotor – die Beschäftigtenzahl in der Kunststoffverarbeitung stieg allein in den Jahren 1998 bis 2009 von 25.000 auf 65.000 Mitarbeiter.

Kunststoffe wie Polymere, Kautschuk und Naturfaserkomposite sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Steigende Umweltbelastungen und weltweit knapper werdende Rohstoffe einerseits sowie wie die Bestrebungen einer hohen Wertschöpfung und eines hohen Nutzens andererseits führen bei der Herstellung, dem Gebrauch und bei der Entsorgung von Kunststoffen ebenso zu neuen Fragestellungen wie zu steigenden Anforderungen an die Materialeigenschaften. Um Lösungen dieser globalen Herausforderung zu entwickeln, kommt es künftig darauf an, die Kompetenzen von grundlagen- und anwendungsorientierten Forschungseinrichtungen mit der Wirtschaft zu verknüpfen sowie die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Polymerchemie, Verfahrenstechnik und Polymerverarbeitung zu verstärken. „Genau diesen Aufgaben stellt sich das 2003 gegründete Cluster Chemie/Kunststoffe Mitteldeutschland“, sagt  Clustersprecher und Geschäftsführer a.D. Dow Olefinverbund Dr. Christoph Mühlhaus, In diesem Verbund arbeiten rund die Hälfte der 800 Chemie- und Kunsstoffbetriebe in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg zusammen. „Die Kooperation wird durch Workshops, Innovationsforen und Fachkonferenzen in enger Zusammenarbeit mit den Ländern und dem EU-Projekt „Chemclust“ gestaltet. Dabei gilt es besonders, die universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen mit einzubeziehen“, erläutert Mühlhaus.

Dass die Zusammenarbeit mit den Ländern erfolgreich ist, bestätigt auch Frauke Flenker-Manthey, Sprecherin der Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen Anhalt (IMG): „In Sachsen-Anhalt hat die Innovations- und Technologiepolitik einen hohen Stellenwert. Dies wird an den zahlreichen Förder-programmen und Transferplattformen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft deutlich. Aber auch Ansiedlungen werden durch uns und die Landesbank intensiv gefördert, und das mit Erfolg. So siedelte sich 2008 der weltweit größte Hersteller für Kunststoffmaschinen, Kraussmaffei, in Schkopau an.“

„Gerade die Herausforderungen des Klimaschutzes erfordern spezifische Entwicklungen. Unter dem Stichwort Green Design werden Innovationen in Leichtbau, Wärmedämmung, Elektromobilität, Windenergienutzung und Solartechnik zusammengefasst – sie sind ohne Kunststoffe nicht machbar“, erklärt Mühlhaus weiter im Rahmen einer Gesprächsrunde am Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik IWM in Halle/Saale. Das Institut ist einer der Forschungseinrichtungen im Cluster und beschäftigt sich mit der Charakterisierung, Simulation und Bewertung von Werkstoffen, Bauteilen und Systemen unter dem Einfluss äußerer Kräfte in unterschiedlichen Umgebungen. Hierbei geht es vor allem um Kunststoffe in der Automobilelektronik, der Photovoltaik, Medizintechnik, Flugzeugbau etc.. Zusammen mit dem Solarmodulhersteller Sovello wird z.B. erprobt, die Modulmaterialien von Solarzellen wie Glas und Aluminium durch Kunststoffe zu ersetzen und in einem weiteren Schritt durch die kunststofftypische Spritzguss-Fertigungstechnik eine Solarzelle mit integrierten elektrischen und optischen Funktionen herzustellen. „Somit erhielte man eine Super-Solarzelle,  praktisch aus einem Guss gefertigt“, begeistert sich Prof. Dr. Roland Weidisch, Leiter des Geschäftsfeldes Polymeranwendungen am IWM. „Die Kunststofftechnologie spielt hier durch ihr Ressourcen- und Einsparungspotential im Hinblick auf Materialien und Prozesse und die begleitende Gewichtsreduktion eine wichtige Rolle“, so Professor Weidisch.

Das Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik IWM ist eins von acht Forschungsinstituten, die sich am 134 Hektar großen und 1994 gegründeten Technologiepark Weinberg Campus in Halle/Saale angesiedelt haben. Er ist damit der zweitgrößte Ostdeutschlands und einer der erfolgreichsten, denn rund 140 Start-ups fanden hier hervorragende Bedingungen, um gemeinsam mit den universitären Einrichtungen Projekte mit Zukunftstechnologien durchzuführen.

 

Kontakt:

Frau Fiene Grieger

ISW Ges. f. wissenschaftl. Beratung und Dienstleistung mbH     

Hoher Weg

306120 Halle/Saale 

Tel.: 0345 29982718

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