Elektromotoren- und Gerätebau Barleben mit neuem Firmensitz im Technologiepark Ostfalen: Traditionsunternehmen auf Wachstum programmiert


Der Montagesaal wird regelrecht von Tageslicht durchflutet. Durch eine breite Fensterfront kann man weit über das flache Land schauen und die Morgensonne über Magdeburg aufsteigen sehen. Das neue, fast 5,5 Millionen Euro teure Produktionsgebäude ist kein Vergleich zu früher, zu den alten, verwinkelten Backsteingebäuden am nordöstlichen Rand von Barleben. Auf dem fast 150 Jahre alten Industriestandort lässt die Gemeinde jetzt ein Internationales Gymnasium errichten.

Am neuen Firmensitz hat inzwischen alles seinen Platz gefunden. Die rund 70 Mitarbeiter haben sich gut eingelebt. Einige sind 30 oder sogar  40 Jahre im Betrieb beschäftigt und fühlen sich mit ihm eng verbunden. „Mit Mann und Maus sind wir umgezogen. Es war ein gewaltiges Stück Arbeit“, erinnert sich Klaus Olbricht, der Geschäftsführer des Elektromotoren- und Gerätebau Barleben (EMB). Geradezu ideal ist die neue Adresse in dem 275 Hektar großen Gewerbe- und Industrieareal, das auf 900 Hektar erweiterbar ist. In der Nähe sind unter anderen Druckereien, IT-Firmen,  Hersteller von Medizintechnik und der Pharmariese Hexal ansässig. Sie firmieren mitten im Fadenkreuz von A2 und A14 sowie der Bundesstraßen 71 und 189.

Bessere und kürzere Wege sind EMB, dem Hersteller von Transformatorenrelais, Elektromotoren und elektronischen Vorschaltgeräten, wichtig, auch innerhalb des Betriebes. „Nur so sind neue Technologien umsetzbar“, sagt Klaus Olbricht, „die sorgen für kürzere Durchlaufzeiten unserer Produkte und dafür, dass wir auf dem internationalen Markt wettbewerbsfähig bleiben. Überlebt haben wir dort nur, weil es gute, langlebige Produkte sind, die wir herstellen und weiterentwickelt haben. Zum Beispiel das Buchholzrelais.“

Dabei handelt es sich  um eine elektrische Schutzeinrichtung, die in ölisolierten Leistungs-transformatoren zum Einsatz kommt und Überlastung verhindert. Modernisiert hat das neue alte Produkt den Weltmarkt erobert. Darum ist und bleibt es der Verkaufsschlager für die Elektrogerätebauer. Sie haben in den letzten Jahren die Produktion vervierfacht und die Zahl der Länder, in die geliefert wird, von 12 auf 65 Länder erhöht. Als Markt erschlossen werden soll nun Osteuropa, vor allem Russland. „Weil es aus der Historie heraus sehr gut zu uns passt, zu dieser Region hier“, begründet Klaus Olbricht, der auch Präsident der Industrie- und Handelskammer Magdeburg ist. In Krasnodar vermittelt eine Repräsentanz der IHK zwischen Interessenten aus beiden Ländern.

EMB beteiligt sich zudem an interessanten Forschungsvorhaben, gefördert vom Land Sachsen-Anhalt. Der traditionelle Industriestandort besticht mit innovativen Firmen. Für den Maschinenbau wird beispielsweise Magnetschwebetechnik entwickelt, die innerhalb einer Montagehalle schwere Bauteile und Werkzeuge ähnlich wie bei der Magnetschwebebahn Transrapid schnell zum jeweiligen Einsatzort transportiert. „Der dritte Prototyp ist gerade fertig, und wir sind im Gespräch mit anderen Unternehmen, um die Erfindung zu vermarkten. Neue Elektromotore sind geplant und weitere Verbesserungen am altbewährten Buchholzrelais“, schaut Olbricht in die Zukunft.

1993 hatte der Ingenieur mit einer Handvoll Kollegen den ehemaligen volkseigenen Betrieb „ELMO“ übernommen, der bis 1990 zum VEB Kombinat Elektromaschinenbau Dresden gehörte. ELMO Barleben aber gab es von der Treuhand nicht einfach so für eine D-Mark. Die Leute aus dem Osten mussten eine Million DM aufbringen. Die Dresdner Bank wagte das Risiko. So konnte der Betrieb als eines der ersten Unternehmen in Sachsen-Anhalt durch das sogenannte „Management Buy Out“ privatisiert werden. Was heißt: Beschäftigte werden zu Unternehmern, indem sie ihren Betrieb kaufen und dies mit Eigenmitteln finanzieren. „Wir sind damals einfach ins kalte Wasser gesprungen“, erzählt Olbricht, „und wussten nicht, was auf uns als Unternehmer zukommen wird. Im Nachhinein muss ich sagen, es hat sich gelohnt. Die Arbeit macht Spaß, ist interessant. Und ich denke, das Betriebsklima ist auch recht gut.“  Besonders jetzt, da der Umzug in den neuen Firmensitz Geschichte ist.

 

Kontakt:

Elektromotoren- und Gerätebau Barleben

Bahnhofstr. 27/28
39179 Barleben
039203 79-0

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