Hoffnung auf neues Alzheimermedikament aus Sachsen-Anhalt

Probiodrug treibt Geschäftsentwicklung in den USA voran

Das biopharmazeutische Unternehmen Probiodrug aus Halle/Saale in Sachsen-Anhalt forscht an neuen Ansätzen zur Bekämpfung der Alzheimer-Demenz. Probiodrug ist seit 2014 an der Börse Euronext in Amsterdam gelistet. In der Vergangenheit hatte das Unternehmen bereits erfolgreich ein neues Therapiekonzept für Diabetiker entwickelt.

Seit 2007 wurde kein neues Medikament zur Behandlung der Alzheimerschen Erkrankung mehr zugelassen. Alle heute existierenden Mittel wirken symptomatisch. „Sie verbessern die Signalübertragung zwischen den Synapsen. Der neuronale Verfall kann damit aber nicht aufgehalten werden“, sagt Konrad Glund. Er ist Mitgründer und CEO des Biotechnologieunternehmens Probiodrug mit Sitz in Halle/Saale im deutschen Bundesland Sachsen-Anhalt, dem der Unternehmer gute Bedingungen für Forschung und Entwicklung  bescheinigt. „Die Forschungsbedingungen sind sehr gut, sie haben sich in den letzten Jahren weiter verbessert. Sachsen-Anhalt verfügt über interessante Finanzierungsinstrumente und gewährt Anschubfinanzierung und Investorenvermittlung. Zudem gibt es direkte Projektförderungen.“

Seit nunmehr über zwölf Jahren forscht das Unternehmen an einem Therapiekonzept für die Behandlung der Alzheimer-Demenz. Die Forscher aus Sachsen-Anhalt haben einen Mechanismus entdeckt, durch den ein normales Gehirnpeptid, das sogenannte Amyloid-beta, chemisch verändert wird und so die Krankheit befördert. Ein vom Unternehmen entwickelter Wirkstoff, kodiert mit PQ912, verhindert diese Modifikation, der Krankheitsverlauf soll dadurch verzögert oder aufgehalten werden. Die bislang durchgeführten umfangreichen Tierstudien haben dies eindrucksvoll bestätigt. Das wäre ein Durchbruch in der Entwicklung eines Medikamentes gegen diese Erkrankung. Immerhin leben heute weltweit 46 Millionen Menschen mit der Erkrankung, bis 2050 wird ein Anstieg auf 132 Millionen Menschen erwartet. Die globalen Kosten für die Gesellschaft werden laut World Alzheimer Report 2015 auf mehr als 818 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Seit März vergangenen Jahres befindet sich die Prüfsubstanz PQ912 in der klinischen Testphase IIa an Patienten in einer sehr frühen Erkrankungsphase von Alzheimer. Der klinische Versuch läuft in derzeit sieben europäischen Ländern an insgesamt 18 Zentren; Ergebnisse sollen Anfang 2017 vorliegen. Weitere umfassendere klinische Untersuchungen sind erforderlich, um Wirkung und Sicherheit zu demonstrieren, bevor PQ912 in ein Zulassungsverfahren eintreten kann.

Probiodrug forscht zudem an einem Antikörper, der das durch den Wirkstoff  veränderte Amyloid-beta hochspezifisch bindet und abbaut. Dieser Antikörper befindet sich in der präklinischen Testung.

Hervorgegangen ist das Unternehmen 1997 als Spin-out des Hans-Knöll-Instituts für  Naturstoff-Forschung Jena und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Der Mitgründer und langjährige Forschungsvorstand Hans-Ulrich Demuth entdeckte und patentierte damals ein neues Prinzip zur Therapie des Diabetes, die DP-4 Hemmung. Dieses Prinzip führte zur Entwicklung einer neuen Klasse von Antidiabetika, den Gliptinen. Mit ihnen werden heute weltweit Milliardenumsätze erzielt. Probiodrug hatte Lizenzen an Pharmafirmen vergeben. 2004 wurde der gesamte Unternehmensbereich Diabetes dann an ein amerikanisches Unternehmen verkauft.

Anschließend fokussierte Probiodrug auf die Entwicklung von Therapien gegen die Alzheimersche Erkrankung. Die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten werden von Inge Lues geleitet und im Vorstand vertreten, Finanzvorstand ist Hendrik Liebers. Kürzlich kam mit Mark Booth der Vorstand Geschäftsentwicklung mit Tätigkeitsschwerpunkt USA hinzu, wo das Unternehmen aus Sachsen-Anhalt seine Geschäftstätigkeiten zukünftig ausbauen möchte. Der Besuch von Probiodrug auf der Konferenz BIO International Convention 2016 in San Franzisco, bei der sich das Unternehmen vom 6. bis zum 9. Juni  neben anderen innovativen Biotech-Firmen aus Sachsen-Anhalt präsentieren wird, ist ein weiterer Schritt auf diesem Weg.

Seit 2014 ist Probiodrug an der Euronext in Amsterdam gelistet. Bis zu diesem Zeitpunkt waren  bereits 80 Millionen Euro in die Firma und das Programm investiert worden, später kamen weitere 36 Millionen von namhaften Investmentfonds hinzu. Das Geld wird in die laufenden Entwicklungs-Projekte investiert. Allen sei klar, sagt Konrad Glund, dass die Entwicklung von neuen Pharmazeutika  mit einem sehr hohen Risiko behaftet sei. „Das ist der Preis für echte Innovationen. Probiodrug hat den neuen therapeutischen Ansatz sehr umfassend charakterisiert, und mit den von uns und zunehmend von anderen Pharmaunternehmen und Arbeitsgruppen generierten Daten blicken wir zuversichtlich nach vorn.“

Gute Bedingungen für Forschung und Entwicklung bescheinigt Konrad Glund dem Land Sachsen-Anhalt: „Die Forschungsbedingungen sind sehr gut, sie haben sich in den letzten Jahren weiter verbessert. Sachsen-Anhalt verfügt über interessante Finanzierungsinstrumente und gewährt Anschubfinanzierung und Investorenvermittlung. Zudem gibt es direkte Projektförderungen für Forschung und Entwicklung.“

Autor: Anja Falgowski

 

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