Die Heimat ruft – der Weg zurück nach Sachsen-Anhalt

Zurück zu den Wurzeln. Viele abgewanderte Ostdeutsche wollen zurück in ihre Heimat. Das ergab eine Studie der Universität Bayreuth. Bianca Kießling ist so eine Rückkehrerin, die in den Westen und dann wieder heim in den Osten, nach Sachsen-Anhalt, gegangen ist. Die Magdeburgerin hat einige Jahre in Bayern gelebt und gearbeitet. Heimweh, ein verbesserter Arbeitsmarkt und niedrigere Mieten – das hat gezogen. Die 30-Jährige arbeitet heute als Projektmanagerin bei der Investitions- und Marketinggesellschaft in der Landeshauptstadt und fühlt sich in ihrer alten neuen Heimat pudelwohl.

„Das klingt vielleicht komisch“, sagt Bianca Kießling, „aber mir haben die riesigen Rapsfelder unglaublich gefehlt.“ Die Erinnerung an die gelben Felder, die den Sommer ankündigen, hat die Magdeburgerin mit nach Oberbayern genommen. Nach dem Abitur studiert Bianca Kießling in ihrer Heimatstadt Germanistik und Politikwissenschaften. Mit dem Abschluss in der Tasche bewirbt sich die junge Frau erst in der Umgebung, später in der gesamten Republik. Als die Zusage aus der südlichen Ecke des Landes kommt, zögert sie nicht lange. Ein Traineeprogramm für Redakteure, das war ihre Chance.

Der erste kleine Kulturschock kommt beim Vorstellungsgespräch. Sie telefoniert mit der Mama und sagt: „Ich glaube, ich bin in einem Heimatfilm gelandet.“ Die Umgebung, die Berge, der Dialekt, alles war neu. Als der Verlag für Börsendienste sie einstellen will, nimmt sie die Herausforderung an und taucht „in eine ganz andere Welt“. Nur eins fällt ihr schwer: die Familie und Freunde in Magdeburg zurückzulassen. Neue soziale Kontakte knüpft die Sachsen-Anhalterin vor allem durch den Job. Im jungen Redaktionsteam treffen sich Ostler und Westler, im Verlagsumfeld lernt Bianca Kießling viele zugezogene Neu-Bayern kennen.

Gegen das Heimweh, das sich gerade in den  ersten Wochen einstellt, hilft schließlich die Nachricht, dass ihr Lebenspartner zu ihr kommt. Das Paar richtet sich ein, beschließt, es zu versuchen und im Freistaat Wurzeln zu schlagen. Im Verlag lernt die Magdeburgerin redaktionelle Arbeiten kennen, probiert sich bei Lektoratsaufgaben aus, kümmert sich um klassische Werbung und um das Online-Marketing. Wenn es die Zeit erlaubt, setzt sich das Magdeburger Paar ins Auto und fährt fünf, sechs Stunden auf der Autobahn, um Freunde und die Familie in der alten Heimat zu besuchen.

Als die Trainee-Zeit endet, fängt Bianca Kießling als Online-Redakteurin im Klinikbetrieb an, in dem auch ihr Freund arbeitet, später wechselt sie in den Sozialdienst, aus den geplanten vier Vertretungsmonaten werden elf. Sie kümmert sich um Patienten und hilft bei der Betreuung nach dem Klinikaufenthalt. „Sofort ein Feedback von den Menschen zu bekommen, das fand ich spannend“, sagt Bianca Kießling. Als die befristete Stelle zu Ende geht, setzen sich die Magdeburger zusammen. Sie müssen entscheiden, wie und vor allem wo es weitergehen soll. „Wir waren uns schnell einig, dass wir zumindest wieder näher an die Heimat heran wollen“, erinnert sich die 30-Jährige. Die Frage steht im Raum: „Wo wollen wir hin?“ Die Antwort kommt leicht über die Lippen: „Nach Hause.“

Ähnliche Antworten geben sich viele abgewanderte Ostdeutsche. Aus einer Studie der Universität Bayreuth geht hervor, dass viele Ostdeutsche, die in den Westen gegangen sind, zurückkehren möchten. Ein Grund ist, näher bei der Familie und den Freunden zu sein. Aber auch hohe Mieten spielen eine Rolle. Wie bei Bianca Kießling verbindet sich die Rückkehr bei den meisten mit dem nächsten Schritt im Beruf.

Im Ergebnis ziehen mehr als 90 Prozent der Befragten eine positive Bilanz über ihre Rückwanderung. Die Hälfte der Befragten hat im Osten sogar eine höher qualifizierte Beschäftigung gefunden. Jede Fachkraft zählt. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff war im Frühjahr auf Tour in Westgebieten. Mit verschiedenen Aktionen sollen Rückkehrwillige Sachsen-Anhalter angesprochen werden. Die Initiativen knüpfen an die Rückkehrer-Aktion „PFIFF“ an, mit der mehr als 3000 Familien zurückgeholt wurden.

Für Bianca Kießling ebnet sich der Weg zurück vor allem durch einen neuen Job. Seit Juli kümmert sie sich bei der Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH um Sonderprojekte. Gemeinsam mit ihrem Freund sucht Bianca Kießling gerade eine passende Wohnung in Magdeburg. „Es fällt schon auf, dass die Mieten hier eindeutig günstiger sind“, sagt sie. Familie, Freunde, alle haben das Paar mit offenen Armen empfangen. Die Umgebung ist ihnen vertraut, auch wenn sich in vier Jahren viel getan hat. „Magdeburg sieht verändert aus und bleibt eine Stadt im Wandel“, sagt Bianca Kießling. Die Veränderungen erlebt sie jetzt jedoch live mit. Die Wurzeln streckt das Paar in Sachsen-Anhalt aus. Und den nächsten Sommer kündigen hier  garantiert auch wieder Rapsfelder an.


Autorin/Foto: Manuela Bock

Kontakt:
Bianca Kießling M.A.
(Projektmanagerin)
IMG - Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH
Am Alten Theater 6
39104 Magdeburg
Tel.: +49 391 568 99-44
Fax: +49 391 568 99-50
E-Mail: bianca.kiessling.ignore@img-sachsen-anhalt.de
Web: www.investieren-in-sachsen-anhalt.de

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