Für angloamerikanische Firma ist Leuna ein Super-Standort

Die britischen Eigentümer der Innospec Leuna GmbH aus dem zwischen Manchester und Liverpool gelegenen Ellesmere Port haben die Firma 2004 übernommen, weil sie mit einem Hersteller von Diesel-Additiven ihre Produktpalette komplettieren wollten. Inzwischen haben sie auch die Vorzüge des Chemiestandortes in Sachsen-Anhalt schätzen gelernt, sagt Innospec-Geschäftsführer Dietrich von der Wense.
Die Leunaer Innospec GmbH ist 1997 als Leuna Polymer GmbH durch Privatisierung aus den ehemaligen Leuna-Werken heraus gegründet worden. Als sie 2002 trotz gestiegener Produktion wegen fehlender Finanzkraft Insolvenz anmelden musste, übernahm die britische Innospec Limited den Spezialchemie-Hersteller. Sie gehört zur US-amerikanischen, an der New Yorker Nasdaq-Börse notierten, Innospec Inc. Für sie arbeiten in 20 Ländern 850 Mitarbeiter. Ihr Umsatz lag 2010 bei 700 Millionen US-Dollar. "Diese Entscheidung war vollkommen richtig", blickt Innospec-Geschäftsführer Dietrich von der Wense zurück.

Der ostdeutsche Hersteller von Diesel-Additiven komplettierte die Produktpalette des angloamerikanischen Unternehmens. Die Innospec-Gruppe erwirtschaftet zwei Drittel ihres Umsatzes mit Kraftstoff-Additiven. Weltweit ist sie in diesem Marktsegment führend. Diesel-Additive stellten sie damals aber nicht her. "Die wollten sie unbedingt im eigenen Haus haben", begründet von der Wense den Einstieg der Briten in Leuna. Diesel-Additive sind eine Art Frostschutzmittel für Mineralöle. Sie sorgen dafür, dass der Kraftstoff auch bei sehr niedrigen Temperaturen flüssig bleibt. Die Produktion von Diesel-Additiven ist jedoch nur eins von drei Standbeinen. Aus den seit der Privatisierung mit 25 Millionen Euro modernisierten Innospec-Anlagen kommen auch Polyethylen-Wachse, die zur Herstellung von Druckfarben, zur Kunststoff-Verarbeitung oder für Schmelzkleber benötigt werden. Die dritte Produktgruppe sind Kunststoff-Granulate. Diese Ethylen-Vinylacetat-Verbindungen (EVA) sorgen für Flexibilität von Kunststoffen wie sie zum Beispiel in Staubsaugerschläuchen, Schuhsolen, Dichtungen oder an vielen Stellen in Autos notwendig ist.

Insgesamt erwirtschaften die 95 Innospec-Mitarbeiter jährlich einen Umsatz von 40 Millionen Euro. 60 Prozent der Produkte gehen in den Export, vor allem nach Westeuropa und Asien, zunehmend auch nach Amerika, Südafrika und auf die Zukunftsmärkte in Osteuropa."

Die Übernahme des Unternehmens hat sich als tolles Schnäppchen erwiesen", resümiert der 47-jährige von der Wense, der zuvor auch für deutsche und französische Konzerne tätig war. Seit elf Jahren ist er in Leuna, seit 2002 im Unternehmen, seit 2004 bei Innospec. "Wer in Europa in die Chemie investieren will, muss nach Leuna gehen", sagt von der Wense, der auch das europäische Geschäft mit Aroma-Chemikalien und Additiven für Körperpflegemittel der gesamten Innospec-Gruppe verantwortet. Er urteilt: "Leuna ist ein Super-Standort". Seine Lage könnte in Europa nicht zentraler sein. Er ist hervorragend modernisiert und werde als Chemiepark exzellent gemanagt. Alle Dienstleistungen, die ein Chemieunternehmen benötigt, von Laborchemikalien über Strahlenschutz oder Instandhaltung bis hin zum Werkschutz und zur Werks-Feuerwehr werde von der Chemiepark-Gesellschaft InfraLeuna GmbH angeboten. Auch die Zusammenarbeit mit den Behörden klappe gut, sagt der erfahrene Kaufmann und Chemiemanager.

Hinzu kämen eine gute Verkehrsinfrastruktur, eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung für die Chemie-Produktion sowie die gute Lebensqualität in Mitteldeutschland. Das wüssten inzwischen auch die Eigentümer in Ellesmere Port und deren Mutter im US-Bundesstaat Colorado zu schätzen. Als erstes Unternehmen der gesamten Innospec-Gruppe habe die Leunaer Produktionsstätte ein integriertes Vierfach-Audit im Qualitäts-, Umweltschutz-, Arbeitsschutz- und Energiemanagement abgelegt, berichtet von der Wense. "Das belegt, auf welchem hohen Niveau wir uns in Leuna bewegen", fügt er hinzu und ergänzt: "Kein Standort in der Gruppe ist so gut wie wir." Der Kontakt zur britischen Zentrale sei eng, doch sie überlasse ihm auch viel Entscheidungsspielraum, so von der Wense. Als typisch für angloamerikanische Firmen bezeichnet er ein auch in Leuna gültiges Bonusprogramm. Wenn das Geschäft gut laufe, erhielten die Mitarbeiter bis zu zehn Prozent des Jahreseinkommens zusätzlich. Zuletzt war das in Jahren 2007, 2009 und 2010 der Fall. Der Geschäftsführer sieht Innospec Leuna auf einem guten Weg. Das Geschäft mit den Diesel-Additiven wird erweitert, das mit den Wachsen globalisiert. Entwickelt werden EVA-Produkte für die Solarindustrie.

So trägt Innospec Leuna dazu bei, den Ruf Sachsen-Anhalts als Standort für internationale Unternehmen zu festigen. Nach Angaben des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle haben sich von 1990 bis zum Vorjahr 264 ausländische Unternehmen im Produzierenden Gewerbe sowie in ausgewählten Dienstleistungen in Sachsen-Anhalt niedergelassen, darunter 42 aus den USA und Großbritannien.



Kontakt:
Innospec Leuna GmbH
Dietrich von der Wense
Postfach 11 11
06234 Leuna
Tel.: 03461 / 434066
E-Mail: dietrich.wense.ignore@innospec.com
Web: www.innospecinc.com
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