Scil Proteins aus Halle schneidert Proteine nach Maß

International führender Spezialist für die Optimierung von Proteinen aus Sachsen-Anhalt auf der BIO International Convention in San Fransisco

Das Biotechnologie-Unternehmen Scil Proteins aus der Stadt Halle im deutschen Bundesland Sachsen-Anhalt entwickelt maßgeschneiderte Proteine, die sowohl für die Aufreinigung von Biopharmazeutika als auch für diagnostische Zwecke genutzt werden können. Das Unternehmen agiert international als führender Spezialist für die Optimierung von Proteinen und erwartet, 2018 Profitabilität zu erreichen.

Das Biotechnologie-Unternehmen Scil Proteins aus Halle in Sachsen-Anhalt hat kürzlich eine Kooperation mit der ITM AG aus München bekanntgegeben, einem Spezialisten für die Herstellung von Radiopharmazeutika. Die Wissenschaftler von Scil Proteins sollen mit ihrer Technologie ein Protein entwickeln, das mögliche Krebsherde im Körper des Patienten zunächst sichtbar macht und dann die Therapie erlaubt. Dafür wird das speziell für diese Anwendung maßgeschneiderte Protein mit einem Radio-Isotop beladen. Ist der Patient an Krebs erkrankt, bindet es sich an den Tumor, so dass dieser mit bildgebenden Verfahren sichtbar gemacht und lokalisiert werden kann. Neben dieser diagnostischen Anwendung als Radiopharmaka besitzt das Molekül aber auch therapeutisches Potenzial: Die Strahlungsintensität des Radioisotops kann genutzt werden, um den Tumor zu veröden. Die Vorteile liegen auf der Hand: Das Verfahren ist deutlich weniger belastend für den Patienten als z.B. eine klassische Bestrahlung, weil es örtlich begrenzt nur direkt am Tumor wirkt.

Das proteinbasierte Verfahren für eine neue Krebs Diagnostik und Therapie, wird von der Scil Proteins GmbH im Bundesland Sachsen-Anhalt auf dem Weinberg-Campus, einem der größten Technologie- und Gründerzentren Deutschlands, entwickelt. Afflerbach lobt die Bedingungen für die Biotech-Branche in Sachsen-Anhalt und in der Universitätsstadt Halle. „Das Land fördert den Weinberg-Campus. Die Infrastruktur ist hervorragend, ein echter Standortvorteil ist die mögliche Rekrutierung von jungen Wissenschaftlern, die die Universität in Halle mit ihrem Schwerpunkt Proteinbiochemie zur Verfügung stellt.“

 „Unsere Kernexpertise ist das Verändern von Proteinen, das Maßschneidern der Eiweißmoleküle für einen bestimmten Zweck“, sagt Henning Afflerbach, einer der beiden Geschäftsführer der Scil Proteins GmbH aus Halle. Das kleine Biotechnologie-Unternehmen aus Sachsen-Anhalt, mit 36 Mitarbeitern, sieht sich als Spezialist und europäischer Marktführer im Bereich der Modifikation von Proteinen, dem „Protein Engineering”. „Wir haben uns inzwischen einen guten Namen gemacht, deutlich über die Grenzen Europas hinaus“, so Afflerbach. Kunden, die bestimmte Proteine für Biopharmaka in Auftrag geben, kämen auch aus den USA und Kanada. 

Im Mittelpunkt steht die von Scil Proteins entwickelte patentgeschützte Affilin®-Technologie. „Die Affiline sind sehr klein, sehr stabil; sie induzieren keine unbeabsichtigten immunologischen Antworten“, wie Henning Afflerbach erläutert. Das Affilin® verhalte sich gegenüber Modifikationen außerordentlich „gutmütig“ und könne daher mannigfaltig verändert werden, ohne dass es seine Struktur verändere oder die Funktion verliere. Dieses Konzept der Affiline aus Sachsen-Anhalt hat auch den Pharmahersteller ITM aus München überzeugt, der neue Radiopharmazeutika entwickelt. Denn die hohe Wandlungsfähigkeit der Affiline erfüllte den Wunsch nach der Kombination von präziser Diagnostik und effektiver Therapie in einem Ansatz.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die technische Anwendung der Affilin®-Technologie in modernen Produktionsverfahren von Biopharmazeutika. Durch den Einsatz von Affilinen in der sogenannten Affinitätschromatographie lassen sich die teuren und aufwändigen Verfahren enorm abkürzen, außerdem machen sie den Prozess skalierbar und vorhersehbar und damit vor allem kostengünstiger. In Kürze wird Scil Proteins weitere kommerzielle Partnerschaften mit großen pharmazeutischen Unternehmen, die sich in Zukunft auf die Technologie aus Halle stützen, bekanntgeben.

In den letzten zweieinhalb Jahren haben die Wissenschaftler und Mitarbeiter ihre Technologieplattform auf die Anwendungsgebiete proteinbasierte Diagnostika und Affintiätschromatographie fokussiert. Die Machbarkeit ist gezeigt und die Kommerzialisierung ist in vollem Gang, wie Geschäftsführer Afflerbach sagt. Bereits 2018 wolle man Profitabilität erreichen. Das sei schon eine außergewöhnliche Leistung. Denn erst 2014 hatte das bereits 1999 in Halle gegründete Biotechnologie-Unternehmen einen kompletten Neustart hingelegt. Damals wurde die Schwesterfirma, die Scil Proteins Production, verkauft.

Danach war es wichtig, eine Strategie zu finden, um mit eigenen Produkten schnell in den Markt zu kommen, sagt Henning Afflerbach heute. Mit der Konzentration auf eine deutlich effektivere, preisgünstigere technische Aufreinigung von Proteinen auf Basis der eigenen Affilin® Plattformtechnologie sowie auf Affilin® basierte Diagnostik als ein reiner Dienstleister ist den Hallensern der Strategiewechsel geglückt. „Wir sehen an dem internationalen Echo, dass dies der richtige Weg ist“, so Afflerbach. Auf der Konferenz BIO International Convention 2016, die vom 6. bis zum 9. Juni in San Francisco stattfindet und auf der sich auch der Biotechnologie-Standort Sachsen-Anhalt sowie zahlreiche innovative Unternehmen des Landes präsentieren, will Scil Proteins daher seine Kontakte in die USA ausbauen.

Bildunterschrift: Scil-Proteins-Geschäftsführer Henning Afflerbach Foto: Imageagentur Sachsen Anhalt

 

 

 

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