Innovationen aus Lutherstadt Wittenberg: Neue Technologie zur Herstellung von Bioerdgas


Die Schwerpunkte der Arbeit liegen im Bereich des chemischen Anlagenbaus, der Umwelttechnik und der Erneuerbaren Energien. Die Gesellschaft entwickelt neue Technologien und kooperiert beim Bau von Anlagen nach diesem Know-how mit leistungsfähigen Unternehmen. Mit der Herstellung von Bioerdgas sorgte das Unternehmen weltweit für Aufsehen. Die Investitions-und Marketinggesellschaft mbH (IMG) sprach mit DEG-Geschäftsführer Dr.-Ing. Lothar Günther über die Nutzung von Biogas als Energiequelle.

Dr.-Ing. Lothar Günther: In den vergangenen Jahren hat sich unser Unternehmen vorrangig auf das Gebiet der Erneuerbaren Energien konzentriert, hier speziell auf die Erzeugung und Verarbeitung von Biogas und die Aufarbeitung von Biogas zu hochreinem Biomethan. Die Technologien für die Erzeugung und Verarbeitung von Biogas und Biomethan sind international unter dem eingetragenen Warenzeichen 'BCM®-Verfahren' bekannt. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz hat seit einigen Jahren in Deutschland auch die Erzeugung von Biogas und die Aufarbeitung von Biogas zu Bioerdgas sowie dessen Einspeisung in das Erdgasnetz gefördert. Unser BCM®-sorb-Verfahren, die Aufarbeitung von Biogas zu Biomethan, ist Marktführer in Deutschland und anderen Ländern Europas. Um ganz besonders auch die internationale Anwendung zu sichern, hat die DGE GmbH die Schutzrechte an das leistungsstarke Unternehmen MT-Energie GmbH übertragen und weitere Lizenzen vergeben. Wir werden selbstverständlich auch weiter selber Anlagen bauen.

Welchen Stellenwert wird die Nutzung von Biogas einnehmen?
Dr.-Ing. Lothar Günther: Es gibt noch große qualitative Leistungsreserven bei der Erzeugung von Biogas. Die in aller Welt angewendeten konventionellen Techniken auf diesem Gebiet entsprechen nicht mehr den Anforderungen an eine wirtschaftliche Energieerzeugung aus wertvollen Rohstoffen der Landwirtschaft bzw. Abfällen. Nach umfangreichen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten im BCM®-Biogasentwicklungszentrum Wittenberg haben wir eine völlig neue Technik zur Herstellung von Biogas entwickelt und zur Praxisreife gebracht. Mit dem BCM®-Bio Verfahren steht jetzt für die Erzeugung von Biogas eine Technologie zur Verfügung, die eine um 30 bis 50 Prozent höhere Biogasausbeute gewährleistet und mit der ein Biogas mit einem Methangehalt von 60 bis 80 Prozent erzeugt werden kann. Diese neue Technologie wird durch weitere Entwicklungen der DGE zur Beherrschung der komplizierten chemischen und biologischen Prozesse beim Biogasprozess ergänzt. Mit der komplexen Anwendung der BCM®-Techniken bei der Erzeugung von Biogas und der Aufarbeitung zu Biomethan wird eine außergewöhnlich hohe Wirtschaftlichkeit erreicht, die allen gegenwärtigen konventionellen Biogasverfahren weit überlegen ist.

Bei der Entwicklung dieser neuen Techniken wurde besonders Wert darauf gelegt, dass sie auch für die Verarbeitung von Abfällen, Klärgas und Gülle geeignet sind. Warum?
Dr.-Ing. Lothar Günther: Auch die Anwendung in Kleinanlagen ist zukunftsträchtig, denn riesigen Biogasanlagen zur Verarbeitung wertvoller landwirtschaftlicher Produkte, wie Mais, Raps oder Getreide, kann nicht die Zukunft gehören. Wobei inzwischen auch eindeutig bewiesen ist, dass die Verarbeitung von landwirtschaftlichen Produkten zu Kraftstoffen aus wirtschaftlichen und ethischen Gesichtspunkten kaum noch zu verantworten ist. Im Vergleich zu Biogas hat die Herstellung von Bioethanol oder Rapsdiesel im Flächenverbrauch eine erheblich schlechtere energetische Ausbeute. Immer mehr Kommunen besinnen sich jetzt ihrer Möglichkeiten der Eigenversorgung mit den Energieträgern Strom und Gas. Mit diesen neuen Technologien haben auch kleinere Kommunen die Möglichkeit der Eigenversorgung. Damit bleibt der Erlös aus der Energieerzeugung mit den eigenen Rohstoffen auch im Territorium. Mit der forcierten Nutzung der territorialen Eigenversorgung mit Energie kann auch der von den großen Energieversorgern und der Bundesregierung favorisierte Ausbau der Hochspannungsstromnetze in vertretbarem Rahmen bleiben und insgesamt kann die Energie billiger werden.

Leider sind Erneuerbare Energien nicht speicherbar ...
Dr.-Ing. Lothar Günther: Die vielfache Behauptung, auch in politischen Kreisen, dass Erneuerbare Energien nicht speicherfähig sind, stimmt in einer solchen komplexen Aussage ganz einfach nicht. Elektroenergie aus Windkraft kann in Autobatterien gespeichert werden. Hier hat man politisch einfach 20 Jahre Entwicklungsförderung und Entwicklungsforderung an die Industrie verschlafen. Anstatt mit Ökostrom aus Windkraft Auto zu fahren, was ohne Emissionen erfolgt, verpulvern wir unsinnige Ackerflächen für die Produktion einer umweltschädigenden Rohstoffverwertung. Das politische Verständnis hinkt den real notwendigen Anforderung um Jahre hinterher. Einseitiges Ressourcendenken bringt hier keine zukunftsweisende Lösung. In Sachsen-Anhalt sind alle Voraussetzungen für Unternehmer geschaffen, die an einer schnellen und nachhaltigen Energiewende mitwirken wollen. Biomethan aus Biogas kann in den umfangreich zur Verfügung stehenden Gasspeichern gespeichert und dann in Spitzenzeiten verstromt werden, wenn kein Wind weht und keine Sonne scheint. Deutschland verfügt auch über ein hervorragend ausgebautes Gasnetz mit erheblichen Reserven. Eine bessere Möglichkeit zur Deckung der Stromspitzen gibt es nicht und diese Möglichkeit kann territorial genutzt werden. Der Ausstieg aus der Atomenergie muss nicht zwangsläufig zu einer Verteuerung der Energiekosten führen. Die DGE GmbH hat im Ausland, so beispielsweise in der Schweiz Beispiele geschaffen, wie man die eigenen Rohstoffe - auch Abfälle sind Rohstoffe - sehr effektiv für die eigene Energieversorgung nutzen kann. Biogas oder Biomethan muss als Erdgasäquivalent bewertet werden. In Deutschland und vielen Ländern besteht noch ein großer Nachholbedarf. Wir werden die internationale Anwendung unserer BCM®-Technologien vorantreiben und mit leistungsfähigen Partnern aus dem In- und Ausland zusammenarbeiten. Die Technikentwicklung ist viel weiter als sie bisher genutzt wird. Sachsen Anhalt könnte mit unserer Technik im eigenen Land ausreichend Vorbilder mit internationaler Ausstrahlung schaffen. Die DGE wird solche Vorbilder mit Unterstützung des Landes vorantreiben. Dies vor allem, weil das Land Sachsen-Anhalt zukunftsorientierende Entwicklung fördert als langatmige Bundes- oder EU-Förderungen es ermöglichen.

Bildtext: Anlage in Meilen (CH). Vorn: Biomethananlage, hinten: Biogasanlage
Foto: DGE

Autorin: Dagmar Perschke

Kontakt
Dr.-Ing. Lothar Günther
Engineering GmbH
Hufelandstraße 33
06886 Lutherstadt Wittenberg

Tel. +49 (0) 3491 661841

E-Mail: dge-info.ignore@t-online.de
www.dge-wittenberg.com
vorheriger Beitrag nächster Beitrag