Bei Boeing und Airbus fliegen Teile aus Sachsen-Anhalt mit
Die Luftfahrt ist zurück in Sachsen-Anhalt. In dem Land, das mit
Dessau in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts eines der Weltzentren der Luftfahrt besaß, lag diese Branche Jahrzehnte am Boden. Das ist vorbei. In den Lang- und Mittelstrecken-Fliegern, die von von den Weltmarktführern im Flugzeugbau, Airbus und Boeing, ausgeliefert werden, fliegen Teile aus Sachsen-Anhalt mit. Das sagt Tobias Lux, Geschäftsführer / CEO der P-D Aircraft Interior GmbH in Bitterfeld-Wolfen. Das Unternehmen ist vor einem Jahr gegründet worden. 20 Mitarbeiter produzieren in einer großen Halle auf dem Gelände des P-D ChemieParks Bitterfeld – Wolfen aus Glasfasergewebe und Kunststoffen mit Hilfe von Formen und Pressen die verschiedensten Rohbauteile für Flugzeugkabinen. Aus ihnen werden später Küchen, Toiletten, Schränke, Bars, Innenverkleidungen und vieles mehr.
Geschäftsführer Lux stammt aus Jeber-Bergfrieden, einem Ortsteil von Coswig, im Landkreis Wittenberg. Als kleiner Junge habe er aus Bausätzen an die 70 Flugzeugmodelle gebastelt, erinnert sich der 36-Jährige. Seit er in den Dessauer Junkalor-Werken während seiner Lehrzeit mit Männern zusammen arbeitete, die früher noch an Flugzeugen geschraubt hatten, habe er endgültig von einem Beruf in der Luftfahrt-Branche geträumt. Dieser Traum erfüllte sich, als Lux begann bei der Airbus Deutschland GmbH in Hamburg zu arbeiten. Zehn Jahre arbeitete er dort, absolvierte ein Studium zum Diplom-Ingenieur für Luft- und Raumfahrttechnik, stieg zum Top-Manager auf und verhalf dem Super-Jumbo A 380 zum Fliegen nachdem dieser 2006 in die Krise geraten war. Acht der zehn Jahre bei Airbus habe er im Ausland gearbeitet, außer in Afrika auf allen Kontinenten, berichtet der Kabinenspezialist.
Kabinenbauteile bestehen aus mehreren Schichten Glasfasergewebe beschichtet mit Kunststoff, die unter Druck und Wärme zu sehr stabilen aber extrem leichten Werkstoffen gepresst und geformt werden. „Das Gewicht ist das A und O im Flugzeugbau. Jedes Gramm zu viel schlägt auf die Kosten durch, bis hin zum Preis beim Passagier“, rechnet der Unternehmer vor.
In der Welt gibt es laut Lux rund 20 Ausrüster von Flugzeugkabinen. Üblich sei, dass sie das Glasfasergewebe kaufen und weiterverarbeiten. Lux erkannte, dass ein frühzeitiger Einfluss bereits am Beginn der Produktionskette von Glasfasergewebe bedeutende Auswirkungen auf das Brandverhalten, die Rauchgasbildung, das statische Verhalten, das Gewicht und die Kosten hat.
Dass er schließlich mit dieser Idee in der alten Heimat ankam, führt Lux letztlich auf die guten Bedingungen im P-D ChemiePark Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt zurück. Er hätte auch in einem anderen Teil Deutschlands oder in Übersee landen können. Denn auch von dort hatte er Angebote, seine Idee zu verwirklichen. Immerhin bringe sie Kostenvorteile von zehn bis 20 Prozent gegenüber der herkömmlichen Produktionsweise, erklärt Lux. Die hervorragende Infrastruktur, die Nähe zur Preiss-Daimler Gruppe, dem Weltmarktführer in der Produktion von Glasfasergewebe, das gut ausgebaute Verkehrsnetz, die nahen Autobahnen und der schnell erreichbare Flughafen Leipzig/Halle hätten den Ausschlag für Sachsen-Anhalt gegeben.
Außer Lux beteiligten sich an der Firmen-Gründung neben dem Chef des P-D Konzerns, Heinz-Jürgen Preiss-Daimler als Privatperson, noch drei weitere Unternehmer. Sie alle blicken optimistisch in die Zukunft. Die junge Firma ist mit einem der weltweit wichtigsten Flugzeugausrüster, der Diehl Aircabin in Laupheim (Baden-Württemberg), einen langjährigen Partnerschaftsvertrag eingegangen. Die Laupheimer und die Bitterfelder wollen nicht nur Kabinen ausrüsten, sondern auch gemeinsam neue Produkte und Technologien erforschen und einführen. „Unser Anteil am Weltmarkt ist noch klein“ sagt Lux, der mit seiner Familie wieder nach Coswig gezogen ist. „Aber wir wachsen. Langsam, aber kontinuierlich.“
Bis 2025 werden nach Lux´ Angaben rund 20 000 Mittel- und Langstreckenflugzeuge auf der Welt gebaut. Für die Wiederbeleber der Luftfahrtbranche in Sachsen-Anhalt dürfte es damit viel zu tun geben. Lux kann sich aber auch gut vorstellen, dass die von Aircraft Interior aus mehreren Schichten hergestellten Sandwich-Materialien in Autos, Schienenfahrzeuge oder in Windkraftanlagen eingebaut werden.
Kontakt:
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Zörbiger Str. 22
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