Daten zur wirtschaftlichen Lage im Land Sachsen-Anhalt I. Quartal 2020

Aktuelle Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts in Sachsen-Anhalt

Den umfassendsten Indikator für die Wirtschaft einer Region stellt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dar. Es bildet den Gesamtwert der in einer Periode in diesem Gebiet hergestellten Waren und Dienstleistungen ab und wird im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) durch die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder erstellt.1 Das BIP ist die Summe aus der Bruttowertschöpfung (BWS) sämtlicher Wirtschaftsbereiche und dem Saldo aus Gütersteuern und Gütersubventionen. Die BWS entspricht dabei dem Anteil am Bruttoproduktionswert einer Wirtschaftseinheit (insb.: Wert der Verkäufe seiner Waren und Dienstleistungen), der von der Wirtschaftseinheit selbst geschaffen wurde – im Gegensatz zum Wertanteil, der durch den Verbrauch von Waren und Dienstleistungen anderer Wirtschaftseinheiten in der Produktion bestimmt ist (Vorleistungen). Das BIP ist von großem Interesse für die Wirtschaftspolitik, die Informationen zur Wirtschaftsleistung benötigt, um ggf. konjunktur-/wachstumsfördernde Maßnahmen vorzunehmen.

Überdeckt von den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie wurden Ende März 2020 die ersten BIP-Daten für das Jahr 2019 sowie revidierte Daten für die Jahre zuvor veröffentlicht. Die aktuelle Entwicklung des BIP in Sachsen-Anhalt wird nachfolgend dargestellt. Grafik 1 zeigt die preisbereinigten Veränderungsraten des BIP im Jahr 2019 im Ländervergleich. Mit einem Durchschnittswert von +0,6 % hat sich die konjunkturelle Entwicklung weiter abgeschwächt. Die einzelnen Bundesländer weisen dabei Raten zwischen -1,3 % (Rheinland-Pfalz) und +3,0 % (Berlin) auf. Sachsen-Anhalt belegt Rang 10 mit leicht positivem Wachstum von +0,2 %. Die mitteldeutschen Nachbarländer Freistaat Sachsen und Freistaat Thüringen erreichen mit +0,5 % (Rang 9) bzw. +0,2 % (Rang 10) ähnliche bzw. gleiche Wachstumsraten.

Die preisbereinigten BWS-Veränderungsraten nach (zusammengefassten) Wirtschaftsabteilungen können für Sachsen-Anhalt Grafik 2 entnommen werden. Lediglich das Produzierende Gewerbe ohne Baugewerbe, dessen größten Teil das Verarbeitende Gewerbe bildet, weist mit -3,4 % einen Rückgang aus. Dies resultiert u.a. aus einer Abnahme der BWS im Verarbeitenden Gewerbe um -2,0 %, die damit jedoch geringer ausfällt als im Bundesdurch0,4 0,5 1,5 6,2 – 3,4 1,0 0,1 – 4,0 – 2,0 – 2,0 4,0 6,0 8,0 O - T K - N G - J F B - E A A - T Daten zur wirtschaftlichen Lage im Land Sachsen-Anhalt I. Quartal 2020 6 schnitt (-3,7 %). Vorteilhaft ist angesichts dieser Industrieentwicklung auch der leicht unterdurchschnittliche Anteil der Industrie in Sachsen-Anhalt von 19,3 %2 . Durch die kompensierende Wirkung der anderen Bereiche ergibt sich im Ergebnis die Veränderungsrate der sachsen-anhaltischen BWS von +0,1 %.3 Deutlich zu dieser Kompensation beigetragen hat das starke Wachstum im Baugewerbe von +6,2 %, was einem Effekt auf die Veränderung der Gesamt-BWS von +0,5 Prozentpunkten entspricht.

Zusammen mit den ersten Ergebnissen für das BIP im Jahr 2019 sind auch revidierte Ergebnisse für die vorherigen Jahre veröffentlicht worden. So erfolgt die BIP-Berechnung aufgrund des Spannungsfeldes zwischen Genauigkeit und Aktualität in mehreren Phasen. Laufende Revisionen sind durch die sich von Jahr zu Jahr verbessernde Datenbasis bedingt und finden bis vier Jahre nach Veröffentlichung der ersten Ergebnisse statt. Hinzu kommen große Revisionen, die zumeist alle fünf Jahre stattfinden und u.a. der Anpassung an neue internationale Konventionen oder der Umsetzung methodischer Verbesserungen dienen. Mit der VGR-Generalrevision 2019 hat aktuell eine solche große Revision stattgefunden. Inhalt waren die Einbeziehung neuer Datenquellen, geänderter Bezugs- und Basisdaten sowie neuer Berechnungsmethoden. Dies umfasst u.a. die Änderung der Datenquelle für die Durchschnittsverdienste sowie die Änderung des Bezugs für das Merkmal „Wirtschaftszweig“ der erfassten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der regionalen Erwerbstätigenrechnung. Die Auswirkungen der aktuellen laufenden Revisionen sowie der VGR-Generalrevision 2019 lassen sich Grafiken 3 und 4 entnehmen. Darin sind die Veränderungsraten (Grafik 3) und das relative Niveau (Grafik 4) des BIP je Arbeitsstunde der Erwerbstätigen (Arbeitsproduktivität) für den vorangegangenen und den derzeitigen Berechnungsstand dargestellt. Dabei ist zu beachten, dass sich für die Jahre 2015 bis 2018 die laufenden Revisionen und die Generalrevision überlagern. Die Verwendung der Arbeitsproduktivität ermöglicht wegen des Bezugs auf das Arbeitsvolumen einen Vergleich der unterschiedlich großen Wirtschaftsregionen Sachsen-Anhalt und Deutschland.

Wirtschaftliche Entwicklung in Sachsen-Anhalt

Industrie Nach einem konjunkturell eher wechselhaftem Jahr 2019 mit einem leichten Umsatzrückgang in der sachsen-anhaltischen Industrie (-0,4 % gegenüber dem Jahr 2018) steht das I. Quartal 2020 zumindest im letzten Monat März bereits unter den Vorzeichen der weltweiten Covid-19-Pandemie. Noch leichte Umsatzrückgänge aus den Monaten Januar und Februar verstärkten sich im März 2020 auf einen Monatswert von -2,2 % im Vergleich zum Gesamtumsatz des Monats März 2019. In Summe ist der Gesamtumsatz gegenüber dem I. Quartal 2019 um -1,5 % auf rund 9,58 Mrd. Euro gesunken. Positiven Impulsen aus den Bereichen Investitions-, Gebrauchs- und Verbrauchsgüterproduzenten standen dabei negative Impulse aus dem Bereich Vorleistungsgüterproduzenten und Energie gegenüber. So hat es in diesem zuletzt genannten Bereich Einbußen beim Gesamtumsatz in Höhe von -6,0 % im Vergleich zum Vorjahresquartal gegeben, die durch Zuwächse in der Spanne von +0,5 % bis +17,7 % in den anderen Bereichen aufgrund der dortigen niedrigeren Anteilswerte nicht ausgeglichen werden konnten.

Die Zahl der Beschäftigten ist gegenüber dem Vorjahresquartal ebenfalls leicht gesunken. Insgesamt aber zeigen die Industriedaten in Sachsen-Anhalt im I. Quartal 2020 noch keine eindeutige Corona-Delle. Stabilen Inlandsumsätzen (+0,1 %) standen jedoch bereits sinkende Auslandsumsätze gegenüber. Mit einer Veränderungsrate des Industrieumsatzes von -1,5 % belegt Sachsen-Anhalt im Bundesländervergleich den sechsten Platz. Die anderen mitteldeutschen Bundesländer haben höhere Umsatzrückgänge gegenüber dem Vorjahresquartal zu verzeichnen (Freistaat Sachsen: -6,5 %, Freistaat Thüringen: -2,9 %). Während Mecklenburg-Vorpommern mit +8,2 % das größte Wachstum im Bundesländervergleich aufweist, ist es in der Hansestadt Bremen mit -13,8 % zum stärksten Rückgang gekommen. Insgesamt zeigt Ostdeutschland Daten zur wirtschaftlichen Lage im Land Sachsen-Anhalt I. Quartal 2020 10 (einschließlich Berlin) eine geringere Abnahme des Gesamtumsatzes gegenüber dem Vorjahresquartal (-1,7 %) als West- bzw. Gesamtdeutschland (-4,3 % bzw. -4,0 %). Der Auslandsumsatz im I. Quartal 2020 beläuft sich in Sachsen-Anhalt auf rund 2,91 Mrd. Euro. Er ist im Vergleich zu den Monaten Januar bis März 2019 um -4,9 % gefallen.

Auch für diesen Wert verantwortlich ist in erster Linie der Monat März 2020. Hier wurden Rückgänge in Höhe von -7,8 % im Vergleich zum Vorjahresmonat verbucht, die das beginnende Wegbrechen internationaler Güteraustausche durch die Covid-19-Pandemie widerspiegeln. Mit dieser Entwicklung des Auslandsumsatzes liegt die sachsen-anhaltische Industrie auf Rang 8 im Vergleich der Bundesländer. Dabei hat sich das Auslandsgeschäft der Industrie nicht nur in Sachsen-Anhalt, sondern bei drei Viertel aller Bundesländer schwächer entwickelt als das Inlands- bzw. das Gesamtgeschäft. Die Spannweite der Umsatzveränderung ist dabei mit +14,5 % in Mecklenburg-Vorpommern und -17,9 % in der Hansestadt Bremen beim Auslandsgeschäft größer als beim Gesamtgeschäft. Ostdeutschland insgesamt weist eine Veränderungsrate von -4,5 % gegenüber -5,2 % in Westdeutschland und -5,1 % in Gesamtdeutschland auf. Die Exportquote der Industrie Sachsen-Anhalts beläuft sich im I. Quartal 2020 auf 30,3 %. Im Vergleich zum Vorjahresquartal ist sie damit um -1,3 Prozentpunkte, im Vergleich zum Vorquartal um -1,2 Prozentpunkte, gesunken. Sowohl die ostdeutsche als auch die gesamtdeutsche Exportquote sind mit 38,0 % bzw. 50,6 % jedoch noch deutlich höher. Die Beschäftigung in der sachsen-anhaltischen Industrie hat gegenüber dem Vorjahresquartal leicht um -0,5 % abgenommen. So waren im I. Quartal 2020 in den 657 Betrieben durchschnittlich rund 111.100 Personen beschäftigt. Damit ist die Beschäftigungsentwicklung etwas besser als im ost- und gesamtdeutschen Durchschnitt (-1,8 % bzw. -1,0 %). Die Beschäftigungs- und Umsatzentwicklungen unterscheiden sich von Branche zu Branche.

Nach ausgewählten Branchen zeigt sich folgendes Bild:

  • Die sachsen-anhaltische Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln kehrte, auch wenn noch Basiseffekte zu berücksichtigen sind, vorerst wieder auf einen dynamischen Wachstumspfad zurück. Beginnend im II. Quartal 2019 ist die Umsatzentwicklung wieder in die Zone positiver Veränderungen zurückgekehrt. Nach einer Zunahme des Gesamtumsatzes von +5,4 % und des Auslandsumsatzes von +4,6 % im Jahr 2019 konnte das I. Quartal 2020 mit einer überdurchschnittlichen Wachstumsrate von +18,1 % im Gesamtgeschäft abschließen. Das Auslandsgeschäft trägt hierzu mit einer Steigerungsrate von +6,8 % gegenüber dem Vorjahresquartal bei. In dieser eher auf den inländischen Markt orientierten Branche sind im I. Quartal 2020 noch keine Auswirkungen des Corona- Daten zur wirtschaftlichen Lage im Land Sachsen-Anhalt I. Quartal 2020 11 Schocks bemerkbar. Der Gesamtumsatz beläuft sich aktuell auf rund 1,82 Mrd. Euro. Gleichzeitig ist die Zahl der Beschäftigten um -1,0 % auf rund 18.800 Personen gesunken. Die Nahrungsmittelindustrie ist mit ihren 101 Betrieben weiterhin die beschäftigungsstärkste Branche in der sachsen-anhaltischen Industrie. 
     
  • Die umsatzstärkste Branche der Industrie Sachsen-Anhalts war auch im I. Quartal 2020 die chemische Industrie mit einem Gesamtumsatz von rund 1,90 Mrd. Euro. Dies bedeutet eine deutliche Zunahme des Gesamtumsatzes von +4,5 % gegenüber dem Vorjahresquartal. Die Covid-19-Pandemie führte in dieser Branche zu einem überproportionalen Anstieg der Gesamtumsatzwerte im März 2020, diese verzeichnen eine Monatswachstumsrate von +13,5 % im Vergleich zum März 2019. Allein der Auslandsumsatz fällt mit einer Veränderungsrate von -1,3 % im Vergleich zum Vorjahresquartal zurück. Die starke Entwicklung des Gesamtumsatzes aus dem Vorjahr hat sich somit zunächst fortgesetzt. Die Exportquote fällt leicht auf aktuell 48,0 %. Die weitere Entwicklung angesichts der Covid-19-Pandemie bleibt abzuwarten. Die Zahl der Beschäftigten ist um +2,2 % im Vergleich zum I. Quartal 2019 gestiegen. Damit waren im I. Quartal 2020 in 69 Betrieben durchschnittlich rund 12.500 Beschäftigte tätig. 
     
  • Der Bereich der Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren verzeichnete nach einem Umsatzrückgang im Jahr 2019 zunächst wieder steigende Umsatzerlöse. So nahmen der Inlands- und der Auslandsumsatz gegenüber dem Vorjahresquartal um +1,0 % bzw. +1,1 % zu. Allein der Auslandsumsatz reagierte im März 2020 auf die Covid-19- Pandemie mit leicht zurückgehenden Werten. In den Monaten Januar bis März 2020 wurden aktuell rund 468,1 Mio. Euro umgesetzt. In der Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren waren in diesem Zeitraum durchschnittlich rund 7.600 Personen in 52 Betrieben beschäftigt.
     
  • Nachdem sich der Bereich der Metallerzeugung und -bearbeitung bereit im Jahr 2019 rückläufig entwickelte, ist er in das Jahr 2020 mit negativen Veränderungsraten im zweistelligen Bereich gestartet. Diese dürften sich im weiteren Jahresverlauf durch die zunehmenden Auswirkungen der Covid-19-Pandemie noch verstärkten. Inlands-, Auslandsund Gesamtumsatz entwickelten sich im I. Quartal 2020 gleichermaßen rückläufig. Der Gesamtumsatz nahm um -18,4 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum ab, der Auslandsumsatz um -19,4 %. Als Gesamtumsatz wurden rund 810,6 Mio. Euro verbucht. Die Exportquote beträgt 55,1 % und stellt weiterhin den höchsten Wert in der sachsen-anhaltischen Industrie dar. Sie liegt knapp 15 Prozentpunkte über dem Durchschnitt von 30,3 %. Die Beschäftigung ist gegenüber dem Vorjahresquartal um -3,6 % gesunken, so dass in den 31 Betrieben durchschnittlich rund 6.900 Beschäftigte tätig waren.
     
  • Der Bereich der Herstellung von Metallerzeugnissen entwickelt sich ebenfalls weiter rückläufig. Neben dem Gesamtumsatz ist nunmehr auch der Auslandsumsatz in die Verlustzone gerutscht. So wurde in den Monaten Januar bis März 2020 eine Veränderungsrate von -5,5 % beim Gesamtumsatz und von -9,3 % beim Auslandsumsatz erzielt. Der Gesamtumsatz beläuft sich auf noch rund 366,2 Mio. Euro. Parallel nahm die Beschäftigung um -3,1 % auf durchschnittlich rund 9.700 Personen ab, die in 85 Betrieben tätig sind.
     
  • Die Entwicklung des Maschinenbaus stand im Jahr 2019 sowohl beim Gesamt- als auch beim Auslandsumsatz unter negativen Vorzeichen. Mit Beginn des Jahres 2020 schien zumindest der Auslandsumsatz wieder in die Gewinnzone zurückzukehren, hier wurde für die Monate Januar bis März 2020 eine Umsatzzunahme von +9,1 % erzielt. Das Monatsergebnis März 2020 mit -1,5 % im Vergleich zum Vorjahresmonat deutet aber schon heute darauf hin, dass mit weiteren Rückgängen insbesondere des Auslandsumsatzes zu rechnen ist. Der Gesamtumsatz ist mit -3,2 % gegenüber dem Vorjahresquartal auf rund 564,5 Mio. Euro ebenfalls gesunken. Die Exportquote beträgt aktuell 44,0 %, womit diese sich weiter an die bisher höchste Quote der Branche der Metallerzeugung und -bearbeitung annähern kann. Die Zahl der Beschäftigten sank um -2,2 %. Durchschnittlich rund 12.700 Personen waren in 71 Betrieben tätig. 
     
  • Entgegen einiger anderer Industriebranchen waren die beiden Branchen des Fahrzeugbaus im I. Quartal 2020 von einer positiven Umsatzentwicklung geprägt. Im Bereich der Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen ist der Gesamtumsatz gegenüber dem Vorjahresquartal um +6,4 % gestiegen. Das überdurchschnittliche Wachstum des Inlandsumsatzes von +20,3 % konnte die negativen Tendenzen im Auslandsgeschäft mit -19,4 % mehr als ausgleichen. Die Exportquote beträgt damit 26,4 %. Insgesamt beläuft sich der Umsatz auf rund 212,6 Mio. Euro. Die Beschäftigung ist gleichzeitig um +10,8 % auf durchschnittlich rund 4.000 Personen gestiegen, die in 17 Betrieben tätig sind. Auch wenn Basiseffekte zu berücksichtigen sind, war die Entwicklung im Sonstigen Fahrzeugbau im I. Quartal 2020 von einer außerordentlichen Dynamik geprägt. Der Gesamtumsatz nahm um +31,6 % im Vergleich zum Vorjahresquartal zu, dies ging mit einer Veränderungsrate von +35,2 % auf das Inlandgeschäft und +18,5 % auf das Auslandsgeschäft zurück. Die Exportquote beläuft sich damit auf 19,6 %. Der Gesamtumsatz betrug im I. Quartal 2020 rund 84,6 Mio. Euro. Er wurde erwirtschaftet von durchschnittlich 2.100 Beschäftigten in elf Betrieben. Die Beschäftigtenzahl stieg um +5,9 % gegenüber dem Vorjahresquartal an.

Auf der Grundlage der Auftragseingänge nur im I. Quartal 2020 wäre von einer künftig aufwärts gerichteten Entwicklung im Verarbeitenden Gewerbe Sachsen-Anhalts auszugehen. Daten zur wirtschaftlichen Lage im Land Sachsen-Anhalt I. Quartal 2020 13 Diese Aussage steht allerdings unter dem Vorbehalt des hier noch nicht „eingepreisten“ weltwirtschaftlichen Schocks der Covid-19-Pandemie. So weist der durchschnittliche Wert des Auftragseingangsindex (Volumenindex) im I. Quartal 2020 mit 109,7 einen um +4,1 % höheren Wert auf als im Vorjahresquartal (105,4). Dabei hätte sich im Auslandsgeschäft mit einer Zunahme des Auftragseingangsindex um +3,9 % auf 119,4 (I. Quartal 2019: 114,9) eine leicht schwächere Entwicklung als im Inlandsgeschäft angedeutet. Der Indexwert für Aufträge aus dem Inland ist gleichzeitig um +4,3 % auf 102,6 (I. Quartal 2019: 98,4) gestiegen. Werden die Meldungen des Verarbeitenden Gewerbes im April 2020 mit in die Betrachtungen einbezogen, deutet sich schon jetzt ein überaus starker Einbruch dieser Indizes im II. Quartal 2020 an.

Die Auftragseingänge des gesamtdeutschen Verarbeitenden Gewerbes haben sich mit einem Rückgang von -4,5 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum dagegen negativ entwickelt (I. Quartal 2019: 105,8; I. Quartal 2020: 101,0). Dabei tragen sowohl das Inlandsgeschäft mit einem Rückgang der Auftragseingänge gegenüber dem Vorjahresquartal von -7,0 % (I. Quartal 2019: 103,7; I. Quartal 2020: 96,4) als auch das Auslandsgeschäft mit einer Abnahme um -2,7 % (I. Quartal 2019: 107,4; I. Quartal 2020: 104,4) zu dieser Entwicklung bei.

Baugewerbe

Das Baugewerbe entwickelte sich im I. Quartal 2020 weiterhin positiv. Wenn auch nicht mehr mit der Dynamik des Vorjahres, kann festgestellt werden, dass sich das Baugeschehen in Sachsen-Anhalt nach wie vor auf sehr hohem Niveau bewegt. So ist der baugewerbliche Umsatz des Bauhauptgewerbes im I. Quartal 2020 um +7,5 % gegenüber dem Vorjahresquartal gestiegen. Mit rund 463,5 Mio. Euro wurde erneut wieder ein Rekordumsatzwert in einem I. Quartal durch das sachsen-anhaltische Baugewerbe erzielt. Die Entwicklung der Arbeitsstunden mit einer Zunahme von +1,5 % gegenüber dem I. Quartal 2019 belegt, dass die Zunahme des baugewerblichen Umsatzes nicht allein auf Preissteigerungen zurückzuführen, sondern auch durch eine Ausdehnung der Bautätigkeit in Sachsen-Anhalt bedingt ist.

Die Zunahme des Umsatzes ist dabei nahezu gleichermaßen durch den Hochbau (+8,2 %) und durch den Tiefbau (+7,0 %) bedingt. Der baugewerbliche Umsatz des Hochbaus nahm in zwei von vier Teilbereichen zu. Insgesamt wurden im Hochbau rund 195,8 Mio. Euro umgesetzt. Aufgrund seines Anteils trug der gewerbliche und industrielle Hochbau mit nominal +9,2 Mio. Euro bzw. prozentual +10,6 % am meisten dazu bei. Der Wohnungsbau und der Hochbau für Organisationen ohne Erwerbszweck entwickelten sich rückläufig.

Der Tiefbau konnte ein Umsatzplus gegenüber dem I. Quartal 2019 von +17,6 Mio. Euro auf rund 267,7 Mio. Euro baugewerblichen Umsatz verbuchen. Im sonstigen Tiefbau war der prozentuale Umsatzanstieg mit +38,6 % (entspricht +18,0 Mio. Euro) am höchsten. Da im gewerblichen und industriellen Tiefbau umsatzseitige Stagnation einsetzte (+0,2 %), wirkte sich dieses aufgrund des hohen Anteils dieses Bereiches entsprechend dämpfend auf die Dynamik des Tiefbaus aus.

Die noch nicht von der Covid-19-Pandemie gezeichnete baugewerbliche Lage im I. Quartal 2020 spiegelt sich auch in einer positiven Beschäftigungsentwicklung wider. So ist die Zahl der Beschäftigten gegenüber dem Vorjahresquartal leicht um +0,6 % auf durchschnittlich rund 17.100 angewachsen. Die durchschnittliche Betriebszahl ist gleichzeitig um vier bzw. -1,4 % gefallen. Die Entwicklung im Ausbaugewerbe war im I. Quartal 2020 im Gegensatz zum Vorjahr durch wieder steigende Beschäftigung und Betriebszahlen bei gleichzeitig überdurchschnittlich steigenden Gesamtumsätzen gekennzeichnet.

Die Betriebszahl nahm um +6,2%, die Beschäftigtenzahl um +3,2 % zu. Im sachsen-anhaltischen Ausbaugewerbe waren damit im I. Quartal 2020 durchschnittlich rund 10.300 Personen in 224 Betrieben beschäftigt. Der Gesamtumsatz hat sich hingegen gegenüber dem Vorjahresquartal um +9,8 % erhöht und betrug im I. Quartal 2020 aktuell rund 285,8 Mio. Euro.

Gewerbegeschehen

Die Gewerbebilanz Sachsen-Anhalts zeigt sich auch im I. Quartal 2020 weiterhin rückläufig. So standen 2.731 Gewerbeanmeldungen 3.001 Gewerbeabmeldungen gegenüber. Damit wurden insgesamt 5.732 Gewerbeanzeigen erfasst, was den niedrigsten Wert seit Erfassungsbeginn im Jahr 1990 darstellt. Der Saldo (-270) liegt auf dem Niveau des Vorjahreszeitraumes (-272). Die Anmeldungen (-353) und die Abmeldungen (-355) verzeichnen einen Rückgang gegenüber dem I. Quartal 2019. Für den Saldo aus den jeweiligen Teilbereichen Neuerrichtungen und vollständige/teilweise Aufgaben eines Betriebes ergibt sich ebenfalls ein negativer Wert (-312).

Zu dem negativen Saldo aus Gewerbean- und -abmeldungen tragen maßgeblich die Bereiche Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz (-83) und das Gastgewerbe (-74) bei. Positive Salden werden in fünf Bereichen erzielt, hervorzuheben sind die Bereiche Grundstücks- und Wohnungswesen (+29) sowie Information und Kommunikation (+23). Diese Zu- Daten zur wirtschaftlichen Lage im Land Sachsen-Anhalt I. Quartal 2020 15 wächse reichen jedoch in der Summe nicht aus, die negativen Salden aus den übrigen Bereichen auszugleichen. Im Vergleich zum I. Quartal 2019 mit drei weisen nunmehr fünf Landkreise – Altmarkkreis Salzwedel, Landkreis Anhalt-Bitterfeld, Burgenlandkreis, Landkreis Jerichower Land und der Salzlandkreis – positive Gewerbesalden aus.

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist gegenüber dem Vorjahresquartal um +10,1 % auf 120 Fälle im I. Quartal 2020 gestiegen. 73 Verfahren sind eröffnet. Die Entwicklung der Zahl der Insolvenzen ist dabei in den Wirtschaftsbereichen unterschiedlich. Den höchsten Zuwachs verzeichnet der Bereich Verkehr und Lagerei (+7 Fälle), den höchsten Rückgang verbucht das Gastgewerbe mit moderaten -4 Fällen. Die Unternehmen, die im I. Quartal 2020 Insolvenz angemeldet haben, beschäftigen 699 Arbeitnehmer. Der ganz überwiegende Teil der Unternehmen ist in der Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung oder als Einzelunternehmen organisiert.

Beschäftigung und Arbeitsmarkt

Die Arbeitslosigkeit hat nach saisonbedingtem Anstieg im Januar ihren in den vergangenen Jahren gezeigten grundsätzlichen Trend abnehmender Arbeitslosenzahlen im Februar und März 2020 fortgesetzt. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bleibt im Vergleich zum Vorjahresquartal mit einer Veränderungsrate von +0,1 % stabil. Nach dem saisonbedingten Rückgang im IV. Quartal 2019 ist seit März 2020 wieder ein leichtes Ansteigen der Beschäftigung zu verzeichnen (+0,2 %).

Die Arbeitslosenquote lag im Januar um -0,4 Prozentpunkte sowie in den Monaten Februar und März 2020 jeweils um -0,5 Prozentpunkte unter der entsprechenden Quote des Vorjahresmonats. Im März 2020 betrug die Arbeitslosenquote im Land Sachsen-Anhalt insgesamt 7,1 % und die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten lag bei rund 797.300 Personen.

Der deutliche Rückgang der Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahr zeigt sich bei den Frauen etwas stärker als bei Männern. So beträgt in der Gruppe der Frauen der Rückgang gegenüber dem März 2020 insgesamt -0,6 Prozentpunkte, während in der Gruppe der Männer die Arbeitslosenquote um -0,4 Prozentpunkte abnahm. Im März 2020 waren rund 33.600 Frauen und damit 6,4 % arbeitslos gemeldet.

Dem stehen rund 46.200 arbeitslos gemeldete Männer gegenüber, dies entspricht einer Quote von 7,7 %. Im mitteldeutschen Vergleich weist Sachsen-Anhalt im März 2020 zwar weiterhin das höchste Niveau, gleichzeitig aber weiterhin den stärksten Rückgang der Arbeitslosenquote Daten zur wirtschaftlichen Lage im Land Sachsen-Anhalt I. Quartal 2020 16 auf (Freistaat Sachsen: Rückgang um -0,3 Prozentpunkte, Freistaat Thüringen: Rückgang um -0,1 Prozentpunkt). Während die Arbeitslosenquote in Sachsen-Anhalt wie angegeben bei 7,1 % liegt, beträgt sie im März 2020 im Freistaat Sachsen 5,5 % und im Freistaat Thüringen 5,4 %.

In allen Landkreisen und kreisfreien Städten des Landes Sachsen-Anhalt zeigte sich eine ähnliche Entwicklung: Einem saisonbedingten Anstieg zum Januar hin steht ein Verbleiben bzw. trendmäßiger Rückgang in den Monaten Februar bzw. März 2020 gegenüber. Einzig in der kreisfreien Stadt Halle (Saale) stieg die Arbeitslosenquote in den Monaten Januar und Februar 2020 an, ehe dann beginnend ab März 2020 wieder geringere Werte erzielt wurden. Das Niveau der Arbeitslosenquoten ist weiterhin regional unterschiedlich: Die niedrigste Quote im März 2020 betrug 5,0 % (Landkreis Börde) und die höchste 9,2 % (Landkreis Mansfeld-Südharz).

Auch der Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt wird beginnend ab dem Monat April 2020 mit steigenden Arbeitslosenzahlen und sinkender Beschäftigung auf die weltweite Covid-19-Pandemie reagieren.

Branchenspezial: Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren

Die Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren (WZ 22) hatte im Jahr 2019 in SachsenAnhalt einen Anteil von 4,9 % am Gesamtumsatz der Betriebe im Verarbeitenden Gewerbe sowie im Bergbau und in der Gewinnung von Steinen und Erden. Deutschlandweit liegt dieser Anteil mit 4,0 % etwas darunter. Auch bei den Beschäftigten zeigt sich in Sachsen-Anhalt ein entsprechend höherer Anteil (7,2 %) als im Bundesdurchschnitt (6,3 %). Im Vergleich aller Industriebranchen Sachsen-Anhalts rangiert die Branche hinsichtlich des Umsatz- und des Beschäftigtenanteils jeweils an der 5. Stelle, was die Bedeutung dieser Branche für die Industriestruktur in Sachsen-Anhalt unterstreicht. Die Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren umfasste in Sachsen-Anhalt im Jahr 2019 insgesamt 53 Betriebe (mit 50 und mehr Beschäftigten) mit rund 7.800 Beschäftigten.

Nach der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 hatte sich die Branche stabilisiert. Ausgehend von rund 6.400 Beschäftigte im Jahr 2010 befand sich die durchschnittliche Beschäftigtenzahl auf einem ansteigenden Pfad (Ausnahme: leichter Rückgang im Jahr 2015). Der bisher höchste Wert wurde im Jahr 2018 mit rund 8.000 Beschäftigten verzeichnet. An diese Beschäftigtenzahl reicht das Jahr 2019 nicht ganz heran, die deutschlandweit leichte Eintrübung der Industriekonjunktur wirkte sich auch auf die Herstellung von Gummi- und Daten zur wirtschaftlichen Lage im Land Sachsen-Anhalt I. Quartal 2020 17 Kunststoffwaren in Sachsen-Anhalt aus: Durchschnittlich rund 7.800 Beschäftigte bedeuten im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang von -3,3 %. Weitgehend parallel hierzu verlief die Umsatzentwicklung in dieser Branche in Sachsen-Anhalt: Ausgehend von rund 1,53 Mrd. Euro Gesamtumsatz im Jahr 2010 nahm dieser bis zum Jahr 2017 auf rund 1,99 Mrd. Euro zu (Ausnahmen: leichte Eintrübung in den Jahren 2012 und 2015). Der Spitzenwert des Jahres 2017 konnte in den beiden folgenden Jahren 2018 und 2019 nicht mehr erzielt werden. Aktuell beläuft sich der Gesamtumsatz des Jahres 2019 auf rund 1,88 Mrd. Euro, was auf einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr um -3,2 % zurückzuführen ist.

In nahezu gleicher Weise entwickelte sich der Auslandsumsatz: Auf den bisher höchsten Umsatzwert des Jahres 2017 über rund 647 Mio. Euro folgten in den Jahren 2018 und 2019 abnehmende Veränderungsraten. Für das Jahr 2019 stehen rund 605 Mio. Euro Auslandsumsatz in den Büchern, die Exportquote liegt damit im Jahr 2019 auf einem Niveau von 32,2 %.

Sachsen-Anhalt konnte damit im Jahr 2019 nicht mit den bundesweiten Entwicklungen mithalten: Hier verzeichnete die Beschäftigung zwischen den Jahren 2018 und 2019 eine leicht zunehmende Wachstumsrate von +0,1 % (Sachsen-Anhalt: -3,3 %). Auch die Umsatzentwicklung in Höhe von -2,3 % fällt beim Bund nicht so stark rückläufig aus wie in Sachsen-Anhalt mit -3,2 %.

Etwas Nachholbedarf besteht zudem bei der Exportquote, die in SachsenAnhalt knapp 10 Prozentpunkte unter dem bundesdeutschen Wert von 41,2 % liegt. Im I. Quartal 2020 wurden in Sachsen-Anhalt wieder steigende Umsatzerlöse in der Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren verbucht. Inlands- und Auslandsumsatz nahmen gegenüber dem Vorjahresquartal um +1,0 % bzw. +1,1 % zu. Allerdings ist im weiteren Jahresverlauf mit sinkenden Werten durch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie zu rechnen.

Unter die Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren fallen in Sachsen-Anhalt insgesamt zwei Gruppen. Zu nennen ist zuerst die Gruppe der Herstellung von Gummiwaren (WZ 22.1), die in Sachsen-Anhalt einen Anteil von knapp einem Fünftel dieser Branche umfasst. Beschäftigung und Gesamtumsatz verbuchten im vergangenen Jahr 2019 eine abnehmende Tendenz: So wurden ein Rückgang der Beschäftigung um -2,1 % auf rund 1.200 Beschäftigte sowie des Gesamtumsatzes um -5,2 % auf rund 240 Mio. Euro verzeichnet. Nicht ganz so stark wie der Gesamtumsatz ließ der Auslandsumsatz federn, hier liegt die Veränderungsrate bei -2,5 % gegenüber dem Vorjahr, es wurden insgesamt rund 130 Mio. Euro im Auslandsgeschäft verbucht. Deutschlandweit wurde in dieser Gruppe eine nur mit -0,9 % zurückgehende Beschäftigung verzeichnet, während der Gesamtumsatz verglichen mit SachsenAnhalt um -5,9 % stärker abnahm. In den Monaten Januar bis März 2020 schien sich in Sachsen-Anhalt ein leichte Trendwende anzudeuten: So konnte bei einer Zunahme der Betriebszahl um einen Betrieb die durchschnittliche Beschäftigung um +2,3 % im Vergleich zum Vorjahresquartal gesteigert werden.

Auch der Inlandsumsatz war auf einen Wachstumsweg (+2,6 %) zurückgekehrt, jedoch sorgten sinkende Auslandsumsätze (-3,1 %) für einen noch leicht niedrigeren Gesamtumsatz im I. Quartal 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (-0,4 %). Die zweite Gruppe dieser Branche, die Herstellung von Kunststoffwaren (WZ 22.2), steht für gut vier Fünftel der Betriebe, Beschäftigung um Umsatz. Während sich die Beschäftigung im Jahr 2019 mit einer Veränderungsrate von -3,6 % schlechter entwickelte als in der Gruppe 22.1, musste der Gesamtumsatz einen vergleichsweise geringeren Rückgang mit -2,9 % im Vergleich zum Jahr 2018 hinnehmen. Die Beschäftigung belief sich in dieser Gruppe im Jahr 2019 auf durchschnittlich rund 6.600 Personen, der Gesamtumsatz betrug rund 1,64 Mrd. Euro. Die beiden mit 16 bzw. 14 Betrieben diese Gruppe dominierenden Klassen der Herstellung von Platten, Folien usw. aus Kunststoffen (WZ 22.21) und der Herstellung von sonstigen Kunststoffwaren (WZ 22.29) haben sich im Jahr 2019 im Wesentlichen gleichmäßig entwickelt.

Deutschlandweit wurde in dieser Gruppe sogar eine mit +0,4 % zunehmende Beschäftigung im Jahr 2019 verbucht, während der Gesamtumsatz verglichen mit Sachsen-Anhalt nur um -1,2 % abnahm. Im I. Quartal 2020 nahm in Sachsen-Anhalt die Beschäftigung in der Gruppe WZ 22.2 zwar weiterhin mit -3,4 % gegenüber dem Vorjahresquartal ab, umsatzseitig standen die Zeichen wieder auf Wachstum: Mit einer Zunahme des Inlandsumsatzes um +0,8 % und des Auslandsumsatzes um +2,2 % kann die Gruppe WZ 22.2 eine Steigerung des Gesamtumsatzes um +1,2 % im I. Quartal 2020 vermelden.

Diese Datenlage des I. Quartals 2020 zeigt noch keine Corona-bedingte Wirtschaftsabschwächung. Die sich andeutende Rezession infolge Daten zur wirtschaftlichen Lage im Land Sachsen-Anhalt I. Quartal 2020 20 der Covid-19-Pandemie wird statistisch mit den Industriedaten beginnend ab April 2020 belegbar.

Hochschulspezial: Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle

Die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, die im Jahr 2015 ihr 100jähriges Jubiläum feierte, versteht sich als eine moderne Kunst- und Designhochschule, die Elemente einer Hochschule für Gestaltung, einer Kunstakademie und einer Medienhochschule miteinander verbindet. Sie verfügt über gut ausgestattete Ateliers und Werkstätten für nahezu alle technischen und handwerklichen Verfahren. W

esentliches Merkmal der Burg war von Beginn an das Werkstattprinzip. Der kunsthandwerkliche Ursprung, der bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückreicht, verbunden mit dem Werkstattprinzip, macht das Profil und damit ein Alleinstellungsmerkmal der Hochschule aus, mit dem sich die aus Gewerbeschulen entstandenen Kunsthochschulen in Deutschland von jenen unterscheiden, die aus fürstlichen Akademien hervorgegangen sind. Im Jahr 1958 wurde die frühere Gewerbeschule auf der Burg als „Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle – Burg Giebichenstein“ anerkannt.

Der vorangegangene Prozess der Ausprägung ihres hochschulischen Charakters wurde vor allem durch die langjährige Tätigkeit mehrerer Lehrer des Bauhauses in Weimar und Dessau geprägt. Ab dem Jahr 1993 lautete ihr Name „Hochschule für Kunst und Design – Burg Giebichenstein – mit Sitz in Halle“ und ab Juli 2010 „Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle“. Die Burg ist die einzige Kunsthochschule im Land Sachsen-Anhalt. Schon dadurch fällt ihr unter den Hochschulen ein besonderer Status zu. Sie bildet den künstlerischen und gestalterischen Nachwuchs aus und trägt damit zur Weiterentwicklung der Kultur- und Kreativwirtschaft sowie der Medienwirtschaft in der Region Halle und darüber hinaus bei. Ihre Studiengänge mit kreativwirtschaftlicher Ausrichtung gewinnen als „weicher“ Standortfaktor einen immer größeren Stellenwert. Die Burg ist damit ein Wirtschaftsfaktor in der Region Halle.

Die Burg verfügt über zwei Fachbereiche. Der Fachbereich Kunst bietet den Lehramtsstudiengang Kunst, die Diplomstudiengänge Kunstpädagogik, Malerei/Grafik, Plastik, den Masterstudiengang Kunstwissenschaften unpd die Aufbaustudiengänge Bildende Kunst bzw. Meisterschülerstudium an. Die Regelstudienzeit der Diplomstudiengänge beträgt zehn Semester. In Kooperation mit der Martin-LutherUniversität Halle-Wittenberg werden im Fachbereich Kunst Lehrkräfte für das Fach Kunst für Daten zur wirtschaftlichen Lage im Land Sachsen-Anhalt I. Quartal 2020 21 das Lehramt an Sekundarschulen und Gymnasien ausgebildet. Für das Lehramt an Grundschulen übernimmt die Burg an der Universität die finanzielle Absicherung und die inhaltliche Verantwortung für die gelisteten Module im Fach Gestalten. Das Studium schließt mit dem Staatsexamen ab.

Der Fachbereich Design bietet Bachelor- und Master-Studiengänge an. Der Bachelor wird nach acht Semestern abgeschlossen. Das Masterstudium kann, je nach vorangegangenen Bachelor-Studium, zwei bis vier Semester umfassen. Für alle Studiengänge gilt, dass neben dem Fachstudium immer auch eine intensive Grundlagenausbildung sowie design- bzw. kunstwissenschaftliche Anteile zum Curriculum gehören. Im Jahr 2013 wurde der Burg das Promotionsrecht für Designwissenschaften verliehen. Für die Durchführung von Promotionsverfahren hat die Hochschule eine Promotionsordnung erlassen und einen designwissenschaftlichen Masterstudiengang als Voraussetzung für die Ausbildung von wissenschaftlichem Nachwuchs eingerichtet. Im Jahr 2019 folgte die Verleihung des Promotionsrechts für Kunstwissenschaften. Dafür richtete der Fachbereich Kunst den Masterstudiengang Kunstwissenschaften ein, der zum Wintersemester 2019/20 gestartet ist. Er verbindet die wissenschaftlichen Disziplinen Kunstgeschichte, Philosophie und Kunstpädagogik. Sein Abschluss befähigt dazu, im Anschluss ein Promotionsvorhaben zu entwickeln.

Die Burg ist als Kunsthochschule in der deutschen Kunsthochschullandschaft anerkannt. Überregional wird besonders der Fachbereich Design stark wahrgenommen. Sie übt mit ihrem Werkstattprinzip eine stabile Anziehungskraft auf Studieninteressierte aus. Regelmäßig gibt es mehr Bewerber/-innen um die Studienplätze, als letztendlich nach den Eignungsprüfungen aufgenommen werden. Ausdruck ihrer Leistungsstärke ist z.B. die Aufnahme in das Red Dot Design Ranking, wonach sie seit dem Jahr 2012 im Bereich Universitäten – Amerika und Europa – unter den besten zehn Institutionen rangiert.

In den letzten zwanzig Jahren hat die Burg neben der inhaltlichen Entwicklung die weitere Konzentration ihrer Liegenschaften angestrebt. Das Ziel, die Hochschule auf zwei Standorte – den Campus Kunst am historisch gewachsenen Gelände der Burg Giebichenstein und den Campus Design am Neuwerk – zu konzentrieren, wird in den nächsten Jahren mit dem geplanten Neubau des Mehrzweckgebäudes für den Fachbereich Kunst erreicht werden. Zwischen den beiden Campusarealen nutzt die Hochschule als weitere Liegenschaft den Volkspark als Hochschulgalerie und für Großveranstaltungen.

Quelle und Gesamtdokument inkl. Grafiken: mw.sachsen-anhalt.de

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