Sachsen-Anhalts Logistik-Unternehmen überwinden Grenzen

Strategische Investitionen trotz massiver Einbrüche bei den Transportmengen

Auf Straßen, Schienen, Flüssen und in der Luft, zwischen Städten, Ländern und Kontinenten werden Waren transportiert, gelagert und verteilt. Die Corona-Pandemie mit ihren umfassenden Beschränkungen für den Handel und den Grenzverkehr stellt die Logistik-Branche vor schwierige Herausforderungen. Die Logistiker in Sachsen-Anhalt meistern sie mit großem Engagement.

„Wirtschaftlich gesunde Logistikunternehmen in Sachsen-Anhalt überstehen die Corona-Krise ohne Insolvenzen. Betriebsbedingte Kündigungen sind bisher die Ausnahme“, sagt Sven Köcke, Vorsitzender des Logistikbeirates Sachsen-Anhalt. Das Gremium ist Teil der Logistik-Initiative des Landes, die sich für eine Branche engagiert, die mit mehr als 50.000 Beschäftigten zu den wichtigsten im Land gehört. Die Auswirkungen der Pandemie auf die Logistik-Unternehmen, so Sven Köcke, seien so differenziert zu betrachten wie die Branche selbst. Zwar seien die Transportmengen massiv eingebrochen, jedoch habe es in der Lagerhaltung seit Corona sogar Zuwächse gegeben.

Branchenabhängig gibt es jedoch extreme Unterschiede. So sei etwa der Automotive-Sektor komplett eingebrochen. Auch in der Chemieindustrie stagniere das Geschäft wegen der zunehmenden Absatzprobleme, wie auch bei den kombinierten Verkehren - also Transportketten, die etwa Luftfracht, Schiene und Straße verbinden. „Es gibt insgesamt eine Auftragsdelle, die nicht mehr viel länger dauern darf. Aber insgesamt hoffen wir, mit einem blauen Auge davonzukommen“, zieht Sven Köcke eine vorläufige Zwischenbilanz der Pandemie. Köcke ist Unternehmenssprecher der Finsterwalder Transport und Logistik GmbH. Das Unternehmen beschäftigt in Halle (Saale) und der Region etwa 800 Mitarbeiter, die meisten in der Logistik und Lagerhaltung. „Unser Kundenportfolio ist sehr diversifiziert. Das ist ein Vorteil, deshalb sind wir bisher vergleichsweise gut durchgekommen.“

Das sagt auch Dr. Heiko Maly, Geschäftsführer der Magdeburger Hafen GmbH: „Der Hafen ist für verschiedene Wirtschaftszweige tätig. Das sorgt für eine gewisse Grundauslastung, so dass wir unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nicht in Kurzarbeit schicken mussten.“ Man habe sich sogar entschlossen, an strategischen Investitionen festzuhalten, investiere in neue Umschlagtechnik und schaffe 45.000 Quadratmeter Lagerflächen. „Diese antizyklischen Investitionen tragen dazu bei, nach der Krise ein noch wirtschaftlicherer und wettbewerbsfähigerer Logistikstandort zu werden“, so Maly.

Sachsen-Anhalt ist aufgrund seiner Lage in Deutschland und in Europa ein wichtiger Logistik-Standort. Das Bundesland verfügt beispielsweise über eines der dichtesten Schienennetze Europas. Der Flughafen Leipzig/Halle ist der zweitgrößte Frachtflughafen Deutschlands. Das Land Sachsen-Anhalt fördert die Logistik und hat seit 2000 knapp 70 Investitionen der Logistikbranche im Gesamtvolumen von rund 868 Millionen Euro aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ gefördert.

Logistikbeirat-Vorsitzender Sven Köcke rechnet damit, dass sich die Branche trotz der Pandemie weiter gut entwickelt: „Unsere Unternehmen blicken optimistisch in die Zukunft. Wenn wieder eine positive Grundstimmung einzieht, könnte die Krise in einem Jahr vergessen sein. Die Politik muss Anreize in erster Linie zum Konsum schaffen, dann kommt auch die Wirtschaft wieder in Tritt“, so Köcke. Wichtig wäre es allerdings, dass bundeseinheitliche Regelungen geschaffen werden. Die unterschiedlichen Festlegungen seien gerade für die Logistik ein großes Manko.

Autor: Michael Falgowski

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