Mit der Idee im Kopf herausfinden, was machbar ist

Die ego.-Inkubatoren des Landes Sachsen-Anhalt  sind ähnlich den Brutkästen für Neugeborene – in ihnen reifen Ideen. Das Land hat die Initiative ins Leben gerufen, um die Bedingungen für junge Gründer zu verbessern und die Innovationskultur in Sachsen-Anhalt zu fördern.

Zu den vier Hochschulen, die in das Förderprogramm ego.-Inkubator eingebunden sind, gehört die Hochschule Merseburg. Hinter dem etwas sperrigen Projektnamen „Rapid Prototyping“ -  schneller Modellbau -  verbirgt sich ein Verfahren, von dem man in Zukunft öfter hören wird: der 3D-Druck. Vereinfacht gesagt kann man mit dieser Technik Daten aus dem Computer direkt in Muster-Bauteile umsetzen. Der 3D-Drucker baut computergesteuert aus einem oder mehreren flüssigen oder festen Werkstoffen nach vorgegebenen Maßen und Formen das gewünschte Teil. Kunststoffe, Kunstharze, Keramiken oder Metalle werden dabei schichtweise aufgetragen.

In Merseburg können Studenten, wissenschaftliche Mitarbeiter und Absolventen sachsen-anhaltischer Hochschulen seit einem Jahr im Rahmen des Projekts selbst entworfene Prototypen herstellen. „Wir bieten eine Plattform, um zu experimentieren und zu erproben. Die Studenten können sich austoben und schauen, wie sie von einer Idee zum fertigen Modell kommen“, erläutert Dr. Matthias Zaha. Sein Kollege Dietmar Glatz ist für die technologische Betreuung zuständig und überrascht von dem, was die Studenten zuwege bringen. „Mit der Idee im Kopf zu uns zu kommen und dann herauszufinden, was machbar ist und was nicht, das ist ein spannender Prozess.“

Der Diplom-Ingenieur beschäftigt sich seit den Anfängen in den 1990er Jahren mit der Rapid-Prototyping-Technologie. Als Projektbetreuer kommt er nun seit gut einem Jahr vor allem mit jungen, kreativen Köpfen von der Hallenser Kunsthochschule Burg Giebichenstein zusammen. Sie studieren zum Beispiel Industrie-, Mode- oder Keramikdesign und legen ihm Ideen vor, in denen sie Potenzial für eine Unternehmensgründung sehen. „Unsere Ingenieur-Studenten hier vor Ort tragen sich eher selten mit dem Wunsch, im oder nach dem Studium eine eigene Firma zu gründen. Sie werden ab dem zweiten Semester schon von Unternehmen umworben, die sie als spätere Arbeitskräfte an sich binden wollen“, sagt Dietmar Glatz.

Er erklärt den Studenten, wie die Technik des 3D-Drucks funktioniert und hilft ihnen in technischen Fragen. Von der Vielfalt der Ideen, die seit Projektstart im ego.-Inkubator umgesetzt wurden, ist er begeistert. „Eine Kunststudentin hat zum Beispiel im 3D-Druck ausgefallene Schmuckstücke hergestellt, ein angehender Industriedesigner hat den Prototypen eines Medikamentenspenders gebaut, der den Nutzer an die Einnahme erinnert.“ Nicht aus jeder Idee wird am Ende des Prozesses ein marktreifes Produkt. „Manches lässt sich nicht umsetzen, anderes ist schon patentiert. Unsere Plattform dient dazu, Erfahrungen zu sammeln.“

Genutzt hat diese Chance auch Anna Hoffmann, die Textildesign an der Burg Giebichenstein studiert. Während sie und ihre Kommilitonen sich im Studiengang normalerweise mit traditionellen Techniken wie Stricken, Weben und Siebdruck beschäftigen, hat sich für sie mit dem 3D-Druck eine bis dato unbekannte Welt aufgetan. „Ich experimentiere und schaue, was man aus beweglichen Flächen machen kann. Vielleicht lassen sich gedruckte Gewebe für die Gestaltung öffentlicher Räume einsetzen“, sagt die 27-Jährige. Sie stecke noch in den Kinderschuhen mit ihren Tüfteleien, aber dass sie, wenn sie den Master in der Tasche hat, selbstständig arbeiten möchte, steht fest. „Eigene Ideen umsetzen zu können, das ist mein Ziel. Ich finde es richtig gut, dass man sich dank des ego.Inkubator-Projektes schon während des Studiums auf die Unternehmensgründung vorbereiten kann.“

Weil es für einen erfolgreichen Start in die Selbständigkeit nicht nur einer guten Idee bedarf, sondern auch einer Marktanalyse und betriebswirtschaftlicher Kenntnisse, begleitet und berät das Hochschulgründernetzwerk Sachsen-Anhalt Süd die Studenten. Dass aus den im Inkubator gereiften Ideen und Businessplänen tatsächlich Start-ups werden können, beweist die junge Firma TinkerToys, entstanden aus einem ego.-Inkubator-Projekt der Otto – von – Guericke - Universität Magdeburg. Die Geschäftsidee der jungen Macher, die im Frühjahr 2014 gegründet haben: Eine Erlebnis-Spielzeugfabrik, in der Kinder selbst kreierte Fantasie-Spielzeuge mittels 3D-Druck aus Biokunststoffen herstellen können.

Autorin: Dana Toschner
Bildautor: Marco Warmuth / Hochschulgründernetzwerk Sachsen-Anhalt Süd

Ansprechpartner
Hochschule Merseburg
Dr.-Ing. Matthias Zaha & Dipl.-Ing. Dietmar Glatz
Eberhard-Leibnitz-Str. 2
06217 Merseburg
Tel. +49 3461 46-2889 / +49 3461 46-2802
matthias.zaha.ignore@hs-merseburg.de
dietmar.glatz.ignore@hs-merseburg.de

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