Spielen mit Pfiff: Fantasie ist bei Kleinen groß in Mode.

Existenzgründerin Anne Sommer profitiert vom Gründerzuschuss ego.-STARTdes Landes

Wenn Kids die Sachen von Anne Sommer tragen, hat Langeweile keine Chance. Die Designerin aus Halle/ Saale hat sich mit ihrem Label "Spielmode" darauf spezialisiert, Kids so einzukleiden, dass sie spielen können - wo immer sie sind und wann immer sie möchten. Aus der von ihr kreierten Kleidung wird im Handumdrehen Spielzeug. Eine Handpuppe am Ärmel, Gummitwist am Gürtel oder ein Fadenspiel an der Hose? Na klar! Viele Eltern finden die Idee toll, Kinder sowieso. Aber damit aus der Idee ein funktionierendes Geschäft wird, muss Anne Sommer viel im Blick behalten - die Produktion, das Marketing oder den Vertrieb. Zeit, um den Blick vor allem auf ihr Kerngeschäft zu richten, hat der Designerin die finanzielle Landeshilfe ego.-START verschafft.

Er ist grün, hat einen großen Mund und runde Kulleraugen. Froschi ist der Star der Kollektion von Anne Sommer. Er ist direkt am Ärmel der Kinder-Shirts integriert. Kinderleicht kann Froschi in eine Handpuppe verwandelt werden. Der grüne Kerl hat schon viele Kinder zum Lachen gebracht, weil man sich mit ihm den Spaß aus dem Ärmel schütteln kann. Hinter der Mode, die Anne Sommer entwirft, steckt aber noch mehr. Die Spiel-und Lerndesignerin, die ihr Handwerk beim Industriedesign-Studium an der Burg Giebichenstein gelernt hat, kreiert Kindermode für Kids zwischen zwei und acht Jahren. Sie nennt sie "Spielmode" - und darum heißt auch ihr Modelabel so. Ihr Anspruch: Die Kinder sollen spielend lernen und ihre Fantasie anregen lassen, erklärt sie: "Froschi kann reden, aber nur, wenn er eine Stimme erhält."

Die Inspiration kommt der gebürtigen Berlinern, die 2014 ihr eigenes Unternehmen in Halle/ Saale gegründet hat, durch das Beobachten von Kindern. Kids zupfen emsig an ihrer Kleidung? Warum nicht daraus ein Kleidungsstück machen, an dem man Fäden flechten kann? Punkte zu einem Bild verbinden? Klar, dazu braucht man Knöpfe und ein paar Bänder am Pullover und los geht's. Die Prototypen, die Anne Sommer stets mit ihrer Zielgruppe testet, bevor sie zunächst in die Kleinserienproduktion gehen, sind von Anfang an der Renner. Und doch: Es braucht Mut, einen langen Atem und vor allem eine funktionierende Finanzierung, wenn man daraus ein Geschäft entwickeln möchte, sagt sie. Anne Sommer will. Als sie ihr Unternehmen "Spielmode" gründet, hat sie einen Unternehmensberater an ihrer Seite, der daran glaubt, "dass aus der Idee mehr werden kann". Als der Berater rät, eine Landesförderung zu beantragen, ist sie skeptisch. "Ich hatte keine Ahnung von solchen Programmen", erinnert sich die Wahl-Hallenserin. Von "ego.-START", dem Zuschuss für Existenzgründer, hatte sie gehört. Aber auf die Idee, die Starthilfe zu beantragen, wäre sie "nie gekommen", sagt Anne Sommer. "Ich dachte, dass Spielmode nicht ins Profil der Förderung passt."

Dann setzt sie sich doch ins Büro und versucht es. "Das Wichtigste war, einen Businessplan aufzustellen", erinnert sie sich. "Ich habe mir gesagt, dass ich den sowieso brauche, dass also die Arbeit nicht umsonst ist, auch wenn der Antrag abgelehnt wird." Zwei Monate rechnet, recherchiert und überlegt sie, unterstützt von ihrem Gründerberater. Diese Phase hält die Designerin heute für "total wichtig". Anne Sommer: "Zum ersten Mal habe ich mir Gedanken in viele Richtungen gemacht, habe beispielsweise über das Marketing nachgedacht." Die Start-Up-Gründerin holt sich einen zweiten kreativen Kopf ins Boot, gründet eine GbR und beantragt die finanzielle Hilfe. Dafür reicht sie den Businessplan und ein Formular mit Anlagen bei der Investitionsbank Sachsen-Anhalt (IB) ein. "Nach einem Monat hatte ich eine Antwort", erinnert sich Anne Sommer. Bei einem Termin in der IB stellt sie sich vor, zeigt Prototypen. "Das war eine inspirierende Runde", sagt sie. "Mir wurden wichtige Schlüsselfragen gestellt. Die Antworten darauf zu finden, hat mich nochmal in viele Richtungen denken lassen. Das hat meiner Geschäftsgründung gut getan." Die "Spielmode"-Idee erhält wirtschaftliche Dimensionen. Aus der Absolventin der Burg wird eine Geschäftsfrau. Sie kommuniziert mit dem IB-Team per Mail oder Telefon.

"Das war immer ganz locker", sagt Anne Sommer. Dann kommt die Zusage. Sie erhält für einen Zeitraum von 18 Monaten das Gründerstipendium ego.-START, dass das Land Sachsen-Anhalt mit Unterstützung des Europäischen Sozialfonds für Existenzgründer vergibt. "Mit diesem finanziellen Hintergrund konnte ich mich ohne Geldsorgen komplett auf mein Unternehmen konzentrieren", sagt "Spielmode"-Gründerin Anne Sommer. Inspiriert von der Zusage des Förderprogramms, reicht sie ihr Konzept beim "Hugo Junkers Preis für Forschung und Innovation aus Sachsen-Anhalt" und beim Businessplanwettbewerb "ego.BUSINESS" 2014 ein - mit Erfolg. Er gibt ihr Recht und Mut. Ein Jahr zuvor hatte Anne Sommer bereits beim Ideenwettbewerb SCIDEA 2013 in der Kategorie Produkt gewonnen. Fernsehsender, Zeitungen, überregionale Medien berichten von der "Spielmode". Ihre Idee wächst. Und dennoch sagt Anne Sommer: "Gründer brauchen einen langen Atem, ich hoffe, dass wir den behalten." Sie wünscht sich den Erfolg ihres Labels, aber einen, der "gesund wächst, damit alles funktioniert". Bisher übernehmen die Unternehmerin und ihr Geschäftspartner die meisten Aufgaben selbst, von der Produktentwicklung über das Marketing, den Vertrieb bis zum Service. Wenn alles gut läuft, würde sie einige dieser Aufgaben gern abgeben an fest angestellte Mitarbeiter, um sich selbst auf die "Spielmode" zu konzentrieren. Der Geschäftsführerin geht schließlich immer noch das Herz auf, wenn sie Kinder beobachtet.

Dann sprudeln die Ideen bei ihr, entstehen Kleidungsstücke wie der blaue, weich fallende Rock mit dem Meereslabyrinth oder das Kleidchen mit riesigen Taschen zum Spielzeug verstecken. Die Prototypen testet sie mit Kindern, weil "die sich oft noch etwas ausdenken, auf das ich nicht gekommen wäre". Eltern geben Tipps, damit die Kleidung auch praktisch ist. Die ersten Stücke näht sie immer selbst, in größerer Stückzahl, unterschiedlichen Größen und Formen werden sie von Dienstleistern in Deutschland produziert - teilweise aus Biobaumwolle. Kaufen kann man die Mode im "Spielmode"-Onlineshop oder in einigen regionalen Geschäften. Auch das kann sich ändern, kann wachsen und ausgeweitet werden. Den Schritt in die Expansions-Richtung hat die ego.-START -Förderung des Landes entscheidend geprägt. "Das ist ein Zuschuss, den man nicht zurückzahlen muss, warum sollte man sich das entgehen lassen?", fragt Anne Sommer. Für sie ist das inzwischen keine Frage mehr. "Ich nutze jede Gelegenheit der Förderung und Qualifizierung", sagt sie. Hemmschwellen? "Die sollte man nicht größer reden, als sie sind, sondern gerade als Gründer lieber die Chancen wahrnehmen." Ihre Idee der innovativen Kindermode, bei der simple Spiele ins textile Material integriert werden, wurde inzwischen mehrfach prämiert. Anne Sommer hat nie viel Zeit. Weil sie ihr Unternehmen präsentiert, weil sie näht oder beobachtet. Das ganze Leben ist ein Spiel - zumindest aus Kindersicht. Das bleibt bei Anne Sommer in Mode.

Autorin: Manuela Bock
Foto: behnelux.de

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