Besonders schön ist: Hier wird es dunkel!

Für niederländische Reiseanbieter kreiert Frau Jaeckel passgenaue Reise-Arrangements, schließlich kennt sie die Interessen und Vorlieben ihrer Landsleute genau. „Immerhin kommt jeder vierte Gast in Sachsen-Anhalt mittlerweile aus den Niederlanden“, sagt die Expertin. Auf ihrer Internetseite empfiehlt sie Reiseziele in Deutschland, explizit auch in Sachsen-Anhalt – im Harz natürlich, in der Weinregion Saale-Unstrut, in der Börde wie im Anhaltischen, gern auch entlang des gut ausgebauten Radwegenetzes. „Bike & Breakfast“ ist ihr niederländisches Fahrradportal für Radreisen nach Deutschland. Selbstredend kommt Sachsen-Anhalt mit seiner Elbe darin vor. „Weil ich ja selbst das Land mit dem Rad durchquert habe, kann ich gut einschätzen, was meinen Landsleuten gefällt und wo sie als Radler auch den entsprechenden Service geboten bekommen“, sagt sie.

Auffallend viel Landschaft steckt in den Reisepaketen, die sie schnürt. Haben die Holländer davon nicht selber genug vor der Haustür? Aletta lacht. „Wiesen, Kühe, Windmühlen – man hat da bei uns ein Image aufgebaut, das jetzt gar nicht mehr stimmt. Agrar- und Industrielandschaften gehen beinahe nahtlos ineinander über“, sagt sie und dass man dagegen in Sachsen-Anhalt noch reichlich von „naturbelassener Gegend“ findet.

In Deutschland lebt Aletta Jaeckel schon seit 1994. Damals war sie für das Nationale Fremdenverkehrsamt der Niederlande nach Köln gegangen. Danach zum regionalen Tourismusverband Niederrhein Tourismus mit dem eigenen Reiseveranstalter „Zwei-Land-Reisen“. Dort verwirklichte sie ihr erstes grenzübergreifendes Projekt. Die Bedeutung „Zwei-Land“ bekam dann noch eine andere Dimension, als sie in den Osten Deutschlands kam. Mittlerweile kann sie die musealen Angebote an der innerdeutschen Grenze etwa in Marienborn oder Hötensleben wie ein Ass aus dem Ärmel ziehen, wenn sie merkt, dass sich eine holländische Reisegruppe für die deutsch-deutsche Geschichte interessiert. Lange Zeit, erzählt sie, hätte es da bei ihren Landsleuten aus der eigenen Familiengeschichte heraus ein Tabu gegeben, was die deutsche Geschichte betrifft. Dass sich eine junge Generation jetzt dafür interessiert, weil sie ihnen nicht mehr persönlich gefärbt am Familientisch präsentiert wird, ist auch für die Touristikerin eine neue Erfahrung.

Überhaupt würden ihre Landsleute ein Urlaubsziel nicht vordergründig der kultur-historischen Attraktionen wegen auswählen, sagt sie. „Die Holländer wollen wandern und radeln. Die wollen auf dem Campingplatz übernachten oder im Ferienpark im Bungalow. Wenn sie dann plötzlich realisieren: ,Oh, wir sind im Harz, hier kommt Juliana von Stolberg her, die Stamm-Mutter des Hauses Oranien‘, dann interessieren sie sich plötzlich auch für Geschichte und Kultur.“ Aletta weiß sich inzwischen darauf einzustellen und sucht immer auch die Nebenwege, auf denen man dann wie zufällig Luther trifft, auf die Himmelsscheibe von Nebra stößt oder in Oranienbaum der Henriette Catharina von Nassau-Oranien begegnet.

Obwohl Aletta Jaeckel in diesem Land lebt, hat sie doch immer auch einen Blickwinkel, aus dem heraus sie von außen betrachtet, was es hier an Schönem gibt. Die Einheimischen würden oftmals nicht sehen, was ihr eigenes Land zu bieten habe, sagt sie. Sie kennt das auch von sich selber. „Ich habe zum Beispiel hier in Deutschland erst erfahren“, erzählt sie, „dass Max Liebermann ,Die Rasenbleiche‘ in Zweeloo gemalt hat. Das ist das Dorf, aus dem ich komme.“

Von der dörflichen Heimat ist ihr gedanklicher Weg nicht so weit nach Sachsen-Anhalt. Schließlich ist dieses Land von der Flächennutzung her ein Agrarland. Was ist an ihm so reizvoll, dass sich eine Tourismusexpertin entscheidet, vom Niederrhein weg hierher zu ziehen? „Besonders schön ist: Hier wird es dunkel!“, Aletta lacht. Sie ist es gewöhnt, dass ihre Antwort verblüfft. „In Krefeld, wo ich gewohnt habe, war es durch die Industriebeleuchtung auch in der Nacht beinahe taghell.“ Sie erzählt ein bisschen vom Leben im Ruhrgebiet. Von den Tagen, die voll sind mit Stress verschiedener Art; von mehr und mehr Anstrengung, die man aufbringen muss, um diese Tage zu bewältigen. „Die Art und Weise, wie ich hier in Sachsen-Anhalt leben kann, hat für mich eine sehr hohe Qualität“, sagt sie und erinnert sich an ihre Ankunft im Harz, damals auf ihrer ersten Radtour. „Drei Tage habe ich einfach nur dagesessen und die Natur inhaliert.“ Der Harz hatte ihr das besondere Gefühl gegeben, angekommen zu sein. Sie ist dem Mittelgebirge bis heute treu. Auch was die Wahl des Wohnortes betrifft. Beruflich bekam Halberstadt damals für die Touristikerin einen Bonus obendrauf. Das „Tor zum Harz“ war Modellstadt für die Telekom, als die ihre Infrastruktur neu ausbaute.

Auch im Sattel eines Motorrades fühlt sich Aletta inzwischen wohl. Wenn man nämlich für die „Motorradstraße Deutschland“ arbeitet, aber nicht Motorrad fahren kann, habe man selber nie das richtige Kurvengefühl. Will sagen: Aus eigenem Erleben heraus kann man touristische Angebote immer besser bewerten. Die seien – Landschaft inklusive – für Biker im Harz besonders gut, meint Aletta Jaeckel. Durch sie hat das Gebirge seinen Platz auch auf der 10.000 Kilometer langen Motorrad-Erlebnisroute quer durch die Republik.

Autorin:
Kathrain Graubaum (Text/Foto)

Kontakt:
AJC TourismusMarketing
Aletta Jaeckel
Tel.: +49 3941 5950971
E-Mail: a.jaeckel.ignore@ajc-tourismusmarketing.de
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