Im Westharz das Rüstzeug erworben, im Ostharz Neuland beackert

Erik Voigt hatte gleich als ganz junger Mann „die Seiten gewechselt“: Vom Ostharz in den Westharz. Was er in Bad Harzburg lernte, war ihm nach der Rückkehr nach Wernigerode beim Aufbau eines erfolgreichen Ferienparks nützlich.

Folgende Feststellung ist Erik Voigt ganz wichtig: „Ost oder West war für mich nie das Kriterium. Ich bin wegen des Projekts nach Wernigerode zurückgegangen.“ Aus eben diesem Projekt, für das Erik Voigt von der niedersächsischen Seite des Harzes in den sachsen-anhaltischen Gebirgsteil heimkehrte, ist ein inzwischen äußerst erfolgreiches Unternehmen gewachsen: der Hasseröder Ferienpark. In 145 Ferienhäusern und Appartements am Waldrand übernachten jährlich mehr als 150.000 Gäste, noch einmal so viele Tagesbesucher nutzen die Freizeiteinrichtungen des Ferienparks von der Indoor-Spielewelt bis zu Schwimmbad und Sauna. Geschäftsführer Voigt ist zugleich Gesellschafter im Familienbetrieb.

An ein eigenes Unternehmen dachte der damals 20-Jährige 1990 nicht einmal in seinen kühnsten Träumen, als er sich nach vorzeitig beendetem Wehrdienst, geplatztem Studienwunsch und vergeblichen Stellenbewerbungen zunächst als Kellner verdingte. Natürlich griff er zu, als ihm ein Arbeitsplatz „im Westen“ angeboten wurde. „Meinen künftigen Chef hatte ich zufällig, ohne es zu ahnen, schon am Tag der Maueröffnung privat kennengelernt.“ Erik Voigt durchlief in dem mittelständischen Unternehmen, einem Papier- und Kunststoffverarbeiter in Bad Harzburg, zunächst ein halbes Jahr lang sämtliche Abteilungen. „Ich gehörte dort zu den ersten Ostdeutschen. Die wollten natürlich auch erst einmal sehen.“ Er fand rasch Anerkennung und konnte auf Vermittlung des Chefs an der Berufsschule Goslar eine Ausbildung zum Industriekaufmann beginnen. Noch vor dem Abschluss stieg Erik Voigt im Betrieb zum Abteilungsleiter auf, übernahm Marketing und Produktentwicklung, vertrat die Firma auf Messen, reiste zu den Dependancen in Österreich und Frankreich. Gehörte schließlich zur Führungsspitze. „Mit Mitte Zwanzig hatte ich das mögliche Ende der Fahnenstange in diesem Familienbetrieb erreicht.“

Natürlich hätte er jetzt mit glänzenden Empfehlungsschreiben überall in Deutschland Karriere machen können. „Damals konnte die Welt nicht groß genug für mich sein“, nickt er bestätigend. Doch da kam um die Jahrtausendwende sein Vater, tätig im Immobiliengeschäft, mit der Idee des Ferienparks. Das reizte den Sohn: „Außer Gras war damals noch nichts hier draußen.“ Sie beackerten Neuland in einer Region, die bis dahin vorwiegend von „Ü 50-Urlaubern“ besucht wurde und nun mit einem breiten Erlebnisangebot Familien mit Kindern anziehen wollte. Ein bestärkendes Gespräch mit einem überregionalen Reiseveranstalter gab den entscheidenden Ausschlag zur Heimkehr. Zunächst arbeitete Erik Voigt noch parallel in Bad Harzburg und Wernigerode. Sein Entschluss zum Wechsel war allerdings „über Nacht“ gefasst -  genauso schnell, wie er sich zehn Jahre vorher für den Schritt in die Gegenrichtung entschieden hatte. Inzwischen ist ihm auch sein Bruder, den er einst nach Bad Harzburg nachgeholt hatte, zurück nach Wernigerode und in den Ferienpark gefolgt.

Die Freundschaft zur Bad Harzburger Unternehmerfamilie ist geblieben. „Die zehn Jahre in dieser Firma waren wichtig für mich. Ich habe nicht nur das Kaufmännische gelernt, sondern auch den Umgang mit den verschiedensten Menschen. Wie man es schafft, Mitarbeiter zu motivieren, so dass sie voll mitgehen.“ Rüstzeug, das Erik Voigt als Chef von heute 65 Vollzeitmitarbeitern im Ferienpark erfolgreich nutzt. „Wir arbeiten mit Fachpersonal und bezahlen es gut. Das bemerkt der Gast am qualifizierten Service.“ Seit der Eröffnung 2005 hat der Hasseröder Ferienpark eine Wirtschaftskraft von rund 82 Millionen Euro in der Region erzeugt. Damit die Gäste noch länger verweilen, setzt sich Erik Voigt mit touristischen Anbietern im gesamten Mittelgebirge zusammen. Dieses sei zu klein, um es in Ost und West aufzuteilen, wirbt er dafür, den Harz als eine Destination zu vermarkten. „90 Prozent unserer Gäste unterscheiden ohnehin nicht zwischen Ost- und Westharz“, betont er. Und er freut sich, wenn frühere Kollegen aus Bad Harzburg den Ferienpark besuchen und bei ihm hereinschauen.


Autorin: Ute Semkat

Kontakt:
Hasseröder Ferienpark/Ferienpark Nesseltal – Wernigerode GmbH & Co.KG
Geschäftsführender Gesellschafter:  Erik Voigt
Nesseltal 11, 38855 Wernigerode
Tel.: +49 3943 55700
E-Mail: info.ignore@hasseroeder-ferienpark.de
Web: www.hasseroeder-ferienpark.de
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