MoSan - Kreatives Design für bessere Hygiene in Bangladesch

Extreme Armut, selbstgebaute Behausungen und nicht vorhandene Sanitäranlagen sind immer noch bittere Realität in vielen Slums rund um die Welt. Durch verunreinigtes Wasser und mangelnde Hygiene gehören Durchfallerkrankungen zu den häufigsten Todesursachen bei Kleinkindern. Zukünftig könnte eine innovative Produktdesign-Lösung aus Magdeburg dabei helfen, diese Situation zu ändern: das transportable Sanitärsystem „MoSan“, mit dem Fäkalien hygienisch recycelt und Nährstoffe der Natur zurückgeführt werden.

Entworfen hat es Mona Mitjhab, die von 2007 bis 2011 Industrial Design an der Hochschule Magdeburg- Stendal studierte. Im Rahmen eines fünfmonatigen Praktikums für die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ) erhielt sie die Möglichkeit, an einem Projekt an der Verbesserung der sanitären Infrastruktur in Bangladesch mitzuwirken. Gesucht wurde eine mobile Sanitärlösung, welche die speziellen sozialen und kulturellen Anforderungen der Bevölkerung berücksichtigt. „Feststehende Toiletten haben in Bangladesch Seltenheitswert. Zwar besitzen viele ein mobiles Telefon, die Notdurft wird jedoch ohne jegliche Privatsphäre verrichtet“, berichtet Mitjhab. „Open Defecation, direkt auf freie Flächen, auf Wege oder am Straßenrand ist eher die Regel denn die Ausnahme. So fließen Schmutz und Fäkalien bei Regen in die Gewässer, die als öffentliche Wasserquelle dienen“, erzählt die Industriedesignerin.

Damit eine Sanitärlösung unter den Bedingungen vor Ort funktioniert und von den Bewohnern angenommen wird, musste sie eine Reihe an Vorrausetzungen erfüllen. Im privaten Haushalt verwendbar sollte sie sein, in Monsunzeiten transportabel, leicht zu reinigen, erschwinglich, wenig aufwendig in der Instandhaltung und vor Ort produzierbar. Nicht einmal 18 Monate brauchte Mona Mijthab von der Idee bis zum Start der Produktion eines funktionalen Prototypens. Feldforschung, erste Zeichnungen, Genehmigungen einholen, die Suche nach dem geeigneten Material über die Produktion des Prototypen bis hin zu Umfragen zur Akzeptanz der mobilen Toilette bei den Slumbewohnern - mit einem mehrsprachigen Team der GIZ und mit der Beratung der Professoren und Dozenten der Hochschule Magdeburg-Stendal forschte Mona Mijthab nach einer umweltfreundlichen und praktikablen Lösung. Das Ergebnis präsentierte die mittlerweile freischaffende Designerin als Abschlussarbeit im Juli 2011. Die Magdeburger Firma Modell- und Formenbau Sachsen – Anhalt fertigte anschließend die Gussformen, die nach Bangladesch exportiert wurden.

Es erfordert enorme Kreativität und viel Motivation eine kostengünstige Lösung für extreme Bedingungen zu entwickeln. Mit MoSan (Mobile Sanitation), entstand ein ökologisch wertvolles Produkt, das menschliche Fäkalien für die Landwirtschaft oder als Biogas nutzbar macht und gleichzeitig den Lebensalltag der ärmsten Bevölkerungsschichten würdevoller und sicherer macht.

Die mobile Trenntoilette soll nun vor Ort aus einheimischen Rohstoffen hergestellt, die Fäkalien eingesammelt und als Dünger verkauft und in den ökologischen Kreislauf zurückgeführt werden. „Wir wollen 20-30 Prototypen in Bangladesch bauen, um diese an ausgewählte Familien zu verteilen. So können wir testen, ob das Produkt funktional und im kulturellen Kontext wirklich angenommen wird und der Sanitärkreislauf, also der tägliche Sammeldienst, der Transport und die Verwertung realistisch ist“, erklärt Mona Mitjhab. Für die Produktion der Prototypen wurden lokale Modellbauer in Bangladesch angeleitet.

Aktuelle Verzögerungen in der Produktion nutzt Mona Mijthab – inzwischen wieder in Deutschland – um zusammen mit Dr. Elisabeth von Münch, Leiterin des Programms „Nachhaltige Sanitärversorgung - ecosan“ und deren Team in der GIZ-Zentrale in Eschborn neue Ideen voranzutreiben. So soll zum Beispiel die Trenntoilette auf technologischer Ebene erweitert werden. Im Gespräch ist dazu die Kooperation mit einem amerikanischen Start-up-Unternehmen. Dieses hat eine Solartechnologie entwickelt, die gefährliche Keime in den Fäkalien durch Hitzeeinwirkung zerstört. „Auch andere Regionen in der Welt sind von sanitären Missständen betroffen. Unsere Trenntoilette ist vielfältig einsetzbar und kann auf andere Kulturen übertragen werden. Im Moment sind Projekte in städtischen Slums in Uganda und in Kenia im Gespräch“, so Mona Mijthab. Die junge Designerin ist zuversichtlich, dass ihre mobilen Toiletten in den Slums der Entwicklungsländer bald ähnlich erfolgreich sein werden wie heute bereits mobile Telefone.


Autorin: Kathrin Sieber
Foto: Mona Mijthab

Kontakt:
Mona Mijthab
E-Mail: design.ignore@mona-mijthab.com
Web: www.mona-mijthab.com
Blog: www.mosan-bangladesh.tumblr.com

Hochschule Magdeburg-Stendal
Breitscheidstraße 2
39114 Magdeburg
Tel.: +49 391 886 41 27
Web: www.hs-magdeburg.de

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