Christian Walters Karrierestart über eine Maus

Neues Spielzeug zu erfinden ist schwierig– gutes noch schwerer. Spiel-, Lehr- und Lernmittel sind längst nicht mehr nur die Umsetzung einer Spielidee. Sie sollen Spaß machen, pädagogische Ziele erfüllen und nicht zuletzt die junge Zielgruppe und deren Eltern nachhaltig binden. Um das zu erreichen, greifen mittelständische Spielzeughersteller gern auf die Hilfe einer anerkannten Schmiede des Spielzeugdesigns zurück: Der Burg Giebichenstein, Hochschule für Kunst und Design in Halle/Saale. Hier gibt es Kreative wie Christian Walter, die den Sinn fürs Ganze und das Händchen fürs Detail gelernt haben.

Wer ist die erfolgreichste Lehrerin, die nicht nur Kindern auf einfache und spannende Art und Weise komplexe Themen vermittelt? Eine Maus. Seit 1971 ist sie mit den "Lach- und Sachgeschichten" eine feste Größe im deutschen Kinderfernsehen. Dass die Maus eigentlich aus Halle/Saale kommt, weiß dabei kaum jemand. Isolde Schmitt-Menzel, die Schöpferin des orangenen Klassikers, studierte von April 1948 bis August 1950 an der Burg Giebichenstein, Hochschule für Kunst und Design. Im Zoo der Saalestadt kam ihr die Idee für die Figur, die heute unzählige Kinderbücher, Spiele, Fensterbilder, Tassen, Plüschtiere ziert.

Der traditionsreiche Hochschulstudiengang Spiel- und Lerndesign der Burg in Halle ist in Deutschland einzigartig und weit über die Grenzen bekannt. Schon zuDDR-Zeiten konnten hier Studenten die innovative Konzeption und Gestaltung von Spielräumen und Spielobjekten, die Nutzung verschiedener Medien, sowie Szenarien für unterschiedliche Spiel- und Lernsituationen erproben und erlernen. Auch Christian Walter, heute freischaffender Spielzeugdesigner in Halle, studierte von 1991 bis 1996 an der Burg. Fast 30 Jahre nach Entstehung des  berühmten Vorbilds entwirft und baut auch Christian Walter eine Maus, eine für die Allerkleinsten. Mit dem Handgreifling in Form einer Maus und nachfolgend einer Ente beginnt seine berufliche Karriere, die mittlerweile die Entwicklung von über 50 Spiel-, Lehr- und Lernmitteln umfasst.

Seine Arbeiten greifen auf Altbekanntes zurück: vom klassischen Spielzeug für Kleinkinder, über Dominos, ein Logigramm, Schaufeln, Eimer, LKWs s oder ein Schattenmemory, das2004 die Auszeichnung „spiel gut“ einer gemeinnützigen Verbraucherberatung erhielt. Dabei probiert sich Walter an allen verfügbaren Materialien wie Holz, Kunststoff, Stahl oder Aluminium. Die Spielflächen sind in fröhlichen Farben gestaltet, leicht zu verstehen und einfach zu bespielen. „Wichtig ist mir, dass meine Produkte Spaß bereiten, einen hohen Lerneffekt haben. Der Umgang mit ihnen soll die Auge- Hand- Koordination, die Geschicklichkeit sowie das Konzentrations- und Denkvermögen schulen“, sagt Christian Walter über seine Arbeit.


Er scheint sich mit seinen Ideen schier unermüdlich selbst zu erfinden, seine eigene Verspieltheit und Kindheit jeden Tag aufs Neue zu zelebrieren. Bunt, lustig, klug. Dass er damit Erfolg hat, zeigen seine Aufträge. Inzwischen hat der 40jährige Spielzeugdesigner ganze Produktreihen für marktführende Unternehmen gestaltet. Für die HaPe Kiga GmbH (seit 2011: lifu GmbH) leitete Walter über siebenJahre die Design Abteilung. Als das Unternehmen, das bis dahin als reine Vertriebsgesellschaft tätig war, im Jahr 1999 erste Schritte in die Eigenentwicklung unternahm, holte man Christian Walter an Bord. Aber Walter blieb Halle treu und machte sich 2008 selbstständig. Seitdem setzte er zahlreiche weitere Projekte, darunter für die spiele gut Vertriebs GmbH, die Wehrfritz GmbH, die project Schul- und Objekteinrichtungen GmbH aus Eisleben und für die Firma Egermann im Erzgebirge um. „Meine Produkte sind nicht als Einzelwerk zu sehen. Jede der Produktreihen hat einen hohen Wiedererkennungswert. Sie tragen die Handschrift der Philosophie des jeweiligen Auftraggebers, aber auch meine eigene“, erklärt der Designer. Der Vertrieb seiner Spielzeuge erfolgt vor allem an Kindergärten, Schulen und Horteinrichtungen. Walters Produkte gehen gut, einige sind regelmäßig vergriffen. Nicht nur von Kindern, sondern auch von Senioren werden sie nachgefragt. Denn auch in vielen geriatrischen und ergotherapeutischen Einrichtungen sind sie im Einsatz.

Mitte Mai 2012 hat Christian Walter ein neues Produkt am Markt vorgestellt, diesmal im Auftrag der Dragon Toys GmbH & Co KG. Das 2010 gegründete Unternehmen aus Soest will sich mit der Arbeit des Spielzeugdesigners am hart umkämpften Markt etablieren. Mit Produkten, die sich abheben, die anders sind. „Spiele sind Emotionen. Wir wollen Erlebniswelten schaffen. Das geht nur mit durchdachten Konzepten, die sich vom Wettbewerb unterscheiden.“ Quita Marques, Geschäftsführerin der Dragon Toys ist sich sicher, mit Walter dafür den richtigen Mann gefunden zu haben. Einer, der eine Handschrift hat, der alles akribisch bedenkt – von der ersten Schraube bis zum letzten Pinselstrich. Der konzeptionell über den Spielrand denken kann. Denn Walter entwickelt mehr als reines Spiel, seine Kreationen sind eher Gesamtwerke. Von der Idee für das Spiel, über die Materialauswahl, den Designentwurf bis zum Bau der Funktionsmuster und Ideen für die stabile Aufbewahrung.

JAGO  - so der Name des ersten Spiels der neuen Serie - ist Finger-Golf für Spieler ab vier Jahren und soll international vertrieben werden. Weitere Produkte für das Unternehmen werden in Kürze folgen. Für die geplante Produktserie schuf Walter Geschichten und Figuren, die das Spiel auf charmante Weise erlebbar machen. Einprägsam illustriert werden Prinz Georg und das in ihn verliebte Drachenmädchen Conny durch die Spielanleitungen führen und ihre Abenteuer erzählen – Spiel für Spiel.  Und vielleicht findet siesich auch hier irgendwann wieder – die Maus aus Halle an der Saale.


Autorin: Kathrin Sieber
Foto: Christian Walter

Kontakt:
Designbüro Christian Walter
Künstlerhaus 188

Böllbergerweg 188
D-06110 Halle

Tel: + 49 345 9607618

Dragon Toys GmbH & Co.KG

Meininger Weg 20
59494 Soest
Tel.: +49 2921 350940

E-Mail: info.ignore@dragon-toys.eu


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