Krimi, Roman oder Kurzgeschichte: Sachsen-Anhalt bietet unendlichen Stoff für spannende Bücher
Geboren in Merseburg, wohnt Bernhard Spring seit mehreren Jahren mit seiner Freundin Annika und Sohn Aino Lysander in Halle. Hier studierte er als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes Germanistik und Geschichte. Während des Studiums gründete er die studentische Literaturzeitung WortGewand. Vor vier Jahren erhielt er für seine „uff hallesch“ geschriebene Kurzgeschichte „Mid Mariechn off der Schaukel“ den 1. Literaturpreis des Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt. Ein Jahr später erscheint sein erster historischer Kriminalroman: „Folgen einer Landpartie“ mit dem 17-jährigen Joseph von Eichendorff als Ermittler: „Was lag näher, als in Halle einen Krimi mit dem jungen von Eichendorff zu schreiben, der 1805 und 1806 in der Saalestadt Jura und Geisteswissenschaften studierte“, erzählt Bernhard Spring. Schnell hatte er die ersten 30 Seiten zu Papier gebracht und an den Mitteldeutschen Verlag verschickt. Womit Spring nicht gerechnet hatte: Er bekam sofort eine Zusage und wurde aufgefordert, das fertige Manuskript schnellstens abzugeben. „Zum Glück war der ganze Krimi schon im Kopf fertig“, sagt Bernhard Spring, „und Schreiben geht mir schnell von der Hand“. Zufällig besuchte seine Freundin gerade Verwandte, also setzte sich Spring in aller Ruhe an den Computer und ließ die Tasten glühen. Keine drei Wochen später lag der fertige Roman im Verlag und ging nach minimaler Lektorierung in den Druck. In der Kriminalgeschichte beschreibt der junge von Eichendorff zwei ungewöhnliche Mordfälle, die auf den ersten Blick überhaupt nichts miteinander zu tun zu haben scheinen.
Das Buch kam an und begeisterte die Leser. So schrieb die Mitteldeutsche Zeitung am 31. Dezember 2009: „Spring legt uns ein lesenswertes, stimmungsvolles (Sitten)Bild unserer mitteldeutschen Heimat Anfang des 19. Jahrhunderts vor. Man kann gratulieren zu diesem Debüt, kann eine möglichst große Leserschaft wünschen und gespannt sein, wie und was Bernhard Spring weiter schreiben wird.“ Die Eichendorff-Gesellschaft e.V., Universität Regensburg notierte im gleichen Jahr: „Bei der Ausgestaltung dieser gewagten Kriminalhandlung kommen Spring seine Recherchearbeit sowie seine persönliche Ortskenntnis zugute. Spring baut eine komplexe Handlung auf, die sowohl sprachlich als auch inhaltlich versucht, die unverwechselbare Stimmung der Romantik einzufangen. Der Leser, erlebt auf diese Weise die unterschiedlichen Facetten des Lebens um 1800 und erhält tiefe, doch kurzweilige Einblicke in die verschiedensten Personen, ihre Schicksale und Ansichten“
Tatsächlich ist es die Sprache, die den Leser schon nach kurzer Zeit in die längst vergangene Zeit eintauchen lässt: Verschlungene Sätze, Redewendungen wie „im Leben verbissen“ oder vergessene Worte wie „Leichenwäscherin“, „Kammer“ oder „Versündigung“ lassen die Romantik in der Phantasie des Lesers lebendig werden und die Hauptpersonen real werden.
Auch Spring blieb Joseph von Eichendorff verbunden. So sehr, dass „ich ihn noch ein zweites Mal ermitteln lassen musste“. 2011 kam der zweite Eichendorff-Fall bundesweit in den Buchhandel: „Die verschwundene Gräfin“. Dieser Krimi spielt 50 Jahre später: Der berühmte, aber nicht reich gewordene Dichter hat sich nach Köthen zurückgezogen. Hier wird seine schwerkranke Frau in einer Klinik behandelt und eine Gräfin ermordet: „Im ersten Band habe ich einen 17-jährigen mit all seinen Problemen und Sorgen beschrieben. Im zweiten Buch ging es mir darum, zu zeigen, was 50 Jahre später aus den Idealen und Träumen dieses wunderbaren Dichters geworden war.“
Damit war für Bernhard Spring der „Fall von Eichendorff“ dann aber auch abgeschlossen. Derzeit kümmert er sich um seine Promotion, schreibt satirische Texte für den „Eulenspiegel“ oder „Die Allgemeine deutsche Zeitung für Rumänien“ und arbeitet an einem neuen Roman – diesmal in der Gegenwart. Zwar steht der Titel noch nicht fest, „aber der Ort des Geschehens ist Sachsen-Anhalt und es geht um Ausländerproblematik“, sagt der Schriftsteller, für den das Schreiben ein Ausgleich zum Alltag und zur Routine ist. „Andere machen Gartenarbeit, ich plane und schreibe Bücher.“ Schon lange bevor er sich an den Computer setzt, steht der Roman. Die Personen stehen fest, die Handlungsstränge sind miteinander verwoben. „Das Schreiben an sich, ist dann nur noch mechanischer Ablauf“, sagt Bernhard Spring, „ich arbeite 14 Tage konsequent von 11 bis 18 Uhr und dann noch mal von 20 Uhr bis Mitternacht, komme von Seite zu Seite. Obwohl ich in dieser Zeit unregelmäßig esse, niemanden sehen möchte und fernab aller Normalität lebe, sind diese Tage für mich Erholung pur“.
Hofft er denn, eines Tages den großen Beststeller zu landen: „Nein, da will ich nicht mit zu hohen Erwartungen rangehen. Wer schnell hoch aufsteigt, kann auch ganz schnell tief fallen“, sagt Bernhard Spring nachdenklich. Und fügt hinzu: „Ich taste mich lieber nach oben, dann besteht keine Gefahr abzustürzen.“ Und deshalb möchte er auch nie hauptberuflich als Schriftsteller arbeiten, sondern würde auch nach seiner Promotion gerne an der Uni bleiben und dort „etwas machen“ Und auch aus Sachsen-Anhalt zieht ihn derzeit nichts weg: „Das Land ist nicht nur schön, sondern auch ein Füllhorn, voller Themen für spannende Geschichten und Romane.“
Autor: Thomas Pfundtner
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