Die Kommune des Jahres 2011 ist Haldensleben

Haldensleben ist "Kommune des Jahres 2011" in Sachsen-Anhalt. Die Arbeitslosenquote in der Kleinstadt in Sachsen-Anhalt beträgt gerade einmal sieben Prozent. Damit liegt sie unter dem Landesdurchschnitt. Doch inzwischen macht sich in der Gemeinde Fachkräftemangel bemerkbar. Aus diesem Grund sind Stadt und ortsansässige Unternehmen eine Kooperation eingegangen. Unter dem Titel „Haldensleben 2020“ haben sie einen Wachstumspakt geschlossen. Das ehrgeizige Ziel: Mehr Einwohner und mehr Fachkräfte. Report Invest Sachsen-Anhalt sprach darüber mit Nicole Job von der städtischen Wirtschaftsförderung.

Sie werben mit dem Slogan „Wer kommt, bleibt“ für ihre Stadt. Bleiben denn alle?
Job: Haldensleben hat eine mehr als 1.000jährige Geschichte. Die Stadt ist Grün und hält einen gelungenen Mix aus harten und weichen Standortfaktoren vor. – Einer, durch den es sich sowohl gut arbeiten als auch gut leben lässt. Wir arbeiten daran, dass sich diese Kunde weiter herumspricht. Dazu sind wir zum Beispiel auf Messen aktiv. Um unsere Marketingstrategie zu optimieren haben wir 2011 erstmals ein Stipendium ausgeschrieben. All das sind Schritte, um Einwohner zu halten und neue zu gewinnen. Denn genau wie andere Kommunen hat Haldensleben Einwohner verloren. Vor allem die Jungen gehen weg. Das ist schade, denn sie sind unsere Fachkräfte von morgen.

Wie macht sich der Fachkräftemangel bemerkbar?
Job: Rein rechnerisch sieht es so aus: Die Stadt hat knapp 19.000 Einwohner. Etliche davon, nämlich Kinder und Senioren, sind nicht im erwerbsfähigen Alter. Dem gegenüber stehen rund 12.500 Arbeitsplätze für sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, die von etwa 1.400 Arbeitgebern geschaffen wurden. Aufgrund dieser Gegebenheiten können die ortsansässigen Unternehmen nicht mehr alle Stellen besetzen. Die Firma Hermes zum Beispiel, einer der größten Arbeitgeber in der Region, sucht ebenso händeringend Fachkräfte wie der Automobilzulieferer IFA-Rotorion. Wir müssen also etwas tun.

Wie genau sieht der Wachstumspakt aus?
Job:
Ziel ist es, bis zum Jahr 2020 den Wegzug um 20 Prozent zu verringern und die Zuzugsquote um 20 Prozent zu steigern. Das sind ehrgeizige Vorhaben. Aber wir wollen eben nicht nur einen Funkenflug auslösen, wir wollen ein Feuer entfachen. Um das zu erreichen, haben sich die lokalen Unternehmen und die Stadt zusammengeschlossen. Schließlich haben wir den gleichen Fokus: was der Stadt ihre Einwohner, sind dem Unternehmer seine Fachkräfte.

Wie funktioniert das?
Job:
Einmal im Quartal besprechen die Akteure anstehende Probleme. Ein Beispiel: Wenn Fachkräfte aus hiesigen Unternehmen Pendler sind, besteht immer die Gefahr, dass sie irgendwann wieder abspringen und in ihre alte Heimat zurückgehen. Darauf wollen wir reagieren. Unser Vorteil: Wir sind flexibel und scheuen uns nicht, andere Wege zu gehen. Außerdem sind wir nicht nur eine Stadt der kurzen Wege, sondern auch eine ebensolche Verwaltung. So können wir oft individuelle Hilfe anbieten oder auf Förderinstrumente aufmerksam machen. Das erleichtert vielen die Entscheidung für einen Umzug.

Wie kann eine solche konkrete Hilfe aussehen?
Job:
In der gesellschaftlichen Wahrnehmung werden lediglich Metropolen als Orte mit hoher Lebensqualität angesehen. Die spezifischen Vorteile von Kleinstädten wie Haldensleben werden oft nicht kommuniziert. An dieser Stelle setzen wir an. Gerade für Familien haben wir einiges zu bieten. Vor allem Dinge, die in Großstädten nicht unbedingt selbstverständlich sind. Für den Fall, dass wir etwas nicht vorhalten können, benennen wir nahegelegene Großstädte, denn wir sehen sie als Ergänzung. Dank ihrer Existenz ist auch ein Zoobesuch von Haldensleben aus kein Problem. Nach Magdeburg ist es nur ein Katzensprung, und auch Braunschweig ist nicht weit entfernt.

Welche Vorteile können Sie Familien bieten?
Job:
Eltern können sich darauf verlassen, dass ihr Kind in einem unserer städtische Kindergärten betreut wird. Die Einrichtungen sind in einem Top-Zustand, genau wie unsere Schulen. Als familienfreundliche Kommune bieten wir außerdem Sonderkonditionen für alle an, die sich hier niederlassen wollen. Es gibt Grundstücke zum symbolischen Preis von einem Euro oder auch Erbpachtverträge, die sich vor allem für Mehrkind-Familien lohnen. Damit konnten wir etwa eine vierköpfige Familie aus München herlocken, aus der ein Elternteil bereits hier gearbeitet hat.

Gibt es Rückmeldungen wie es den Neu-Haldenslebenern geht, und gibt es bereits ein erstes Fazit, ob der Wachstumspakt greift?
Job:
Sie fühlen sich wohl bei uns. Damit das so bleibt, tun wir einiges. So entstehen derzeit neue, hochwertige Wohngebiete. Außerdem wollen wir das kulturelle Angebot weiterhin hoch halten. Ein positiver Zahlentrend belegt unseren Erfolg. Haldensleben konnte im vergangenen Jahr 862 Neubürger begrüßen. Insgesamt hatten wir 53 mehr Zu- als Wegzügler. Dadurch ist auch die Nachfrage nach Wohnraum gestiegen. Das ist eine erfreuliche Entwicklung.

 
Kontakt:
Stadt Haldensleben
Wirtschaftsförderung, Tourismus und Kommunikation
Abteilungsleiter: Lutz Zimmermann
Wirtschaftsförderung: Nicole Job
Markt 22
39340 Haldensleben
Tel.: +49 3904 479-188
E-Mail: Lutz.Zimmermann.ignore@haldensleben.de
Web: www.haldensleben.de
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