Lappwaldbahn holt erfolgreich Güter von der Straße auf die Schiene

 Lappwaldbahn holt erfolgreich Güter von der Straße auf die Schiene. Schwere Loks ziehen in scheinbar endloser Reihe Güterwagen durch eine malerische Landschaft bei Weferlingen. Sanfte Hügel und üppige Wälder prägen diesen Teil Sachsen-Anhalts nahe der einstigen innerdeutschen Grenze. Der Kontrast könnte kaum nachhaltiger sein. In der Region werden Baustoffe wie Schotter und Splitt aus dem Boden gebrochen. Salz kommt aus einem Bergbauschacht, Quarzsand aus einem Tagebau. Die Rückbesinnung auf den Schienenweg hat zwischen Haldensleben und Helmstedt längst begonnen, sagt Hans-Dieter Lewandowski, Geschäftsführer der Lappwaldbahn GmbH.

500.000 Tonnen Güter werden im Moment jährlich per Zug aus dem gesamten Areal abtransportiert. Davon entfallen 400.000 Tonnen auf die Lappwaldbahn. Das private Bahnunternehmen hat sich einer traditionellen Aufgabe gestellt. Mehr Güter von der Straße auf die Schiene zu bringen, das sehe er als erfolgsträchtiges Konzept, versichert Lewandowski. Allein die begrenzten Kapazitäten der Straßen rund um Weferlingen ließen in der Zukunft kaum eine andere Wahl. Die Bürger begrüßten eine deutliche Reduzierung der Fahrten der Lastkraftwagen, die ihre Lebensqualität beeinträchtigten. Dazu kämen die Forderungen potenzieller Abnehmer nach einer Anlieferung per Bahn.

Die Lappwaldbahn stellt sich der Aufgabe. 1997 gegründet, hat sie inzwischen rund 50 Kilometer Gleise übernommen, die die Deutsche Bahn nicht mehr betreiben wollte. Züge fahren inzwischen auf den Trassen Weferlingen–Grasleben-Helmstedt und Weferlingen-Haldensleben.

Um den Erhalt des Schienennetzes sorgt sich die Lappwaldbahn Service GmbH. Seit 2009 läuft die Sanierung der maroden Gleisanlagen. Alte Holzschwellen wurden ausgetauscht, Gleise und Weichen teilweise erneuert. 2,1 Millionen Euro wurden seitdem in die Strecken rund um Weferlingen investiert. Dafür gab es unter anderem Fördermittel des Landes Sachsen-Anhalt, das sich für solche Projekte stark engagiert, berichtet Hans-Dieter Lewandowski. Jetzt verkehren wieder problemlos schwere Güterzüge und das mit einer Achslast von 21,5 Tonnen. Noch einmal musste für die Ertüchtigung der Anlagen von Grasleben nach Weferlingen tief ins Portemonnaie gegriffen werden. Diese Bahnstrecke war während der Jahre der deutschen Teilung unterbrochen und ist nach Investitionen von 1,5 Millionen Euro spätestens im Herbst fit für den Güterverkehr auf der Schiene.  

Eigentlich kam der Geschäftsführer "durch puren Zufall" zu seiner eigenen Bahn.  Mehrere Jahre leitete er die Schule für Eisenbahn-Verkehrstechnik bei der Siemens AG Transportation Systems und sollte ein Konzept für den wirtschaftlichen Betrieb der Lappwaldbahn erarbeiten, die ursprünglich vor sich hin dümpelte. Die Aufgabe fesselte ihn, denn ein Faible für die Eisenbahn hat er schon seit frühester Kindheit. Beim Großvater, der Lokführer war, durfte der Steppke ab und an im Führerstand mitfahren. Als Vorruheständler wollte der heute 63-Jährige nicht die Hände in den Schoß legen und stellte sich einer neuen Herausforderung.

Sein Engagement trägt Früchte. 2011 brachte es die Lappwaldbahn auf einen Umsatz von 1,2 Millionen Euro, der in diesem Jahr verdoppelt werden soll. Durch die Betriebsführung auf die ans eigene Streckennetz angrenzenden Anschlussbahnen funktioniert das Gesamtkonzept. Neun Loks sind ständig im Einsatz, Technik für den Gleisbau wurde angeschafft. Die Güterzüge des privaten Bahnunternehmens sind letztlich in ganz Deutschland unterwegs. Gesucht sind zudem ständig Lokführer. Ihnen bietet die Lappwaldbahn eine Anstellung auf Dauer an. Gegenwärtig beschäftigt das Unternehmen rund 30 Mitarbeiter.

Für die Zukunft hat Lewandowski weitere Pläne. Er möchte sich auch auf den Containerverkehr einstellen. Den Hamburger Hafen sieht er als zentralen Punkt. Genügend Schienentransporte nach Sachsen-Anhalt müssten sich generieren lassen, zeigt sich der Geschäftsführer zuversichtlich. Die Weichen dafür möchte er stellen, allerdings mit dem Augenmaß eines Mittelständlers. Nicht den zweiten Schritt vor dem ersten machen, lautet seine Devise. "Wir wollen überschaubar bleiben, gesund wachsen", sagt er. Selbst die weite Anreise zur weltweit größten Messe für Transport und Logistik in China "transport logistic" dieses Jahres scheut der engagierte Eisenbahner nicht. Man müsse am Ball bleiben, Trends rechtzeitig erkennen. Containertransporte nach und von China haben eine Zukunft. Automobilzulieferer würden darauf verstärkt zurückgreifen.

Nur dann und wann bleibt Lewandowski ein wenig Zeit für besondere Fahrten. Dafür steht ein gut 60 Jahre alter und liebevoll auf den Namen Anton getaufter Triebwagen bereit. Knapp 100 Personen haben in ihm Platz. Er erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 80 Stundenkilometern. Der Triebwagen wurde 1951 gebaut und versah bei der Tegernseebahn, der Frankfurt-Königsteiner Eisenbahn, der Regentalbahn und Staudenbahn seinen Dienst. Schließlich landete das gute Stück in Sachsen-Anhalt, wurde saniert und dient heute als begehrtes Fahrzeug für Sonderfahrten. Nicht selten steht der Firmenchef dann selbst im Führerstand und lenkt das Gefährt durch die Landschaft. Schließlich müsse man sich auch für die Region engagieren und Besucher anziehen.

Autor: Klaus-Peter Voigt

Kontakt: LWB Lappwaldbahn GmbH

Am Bahnhof 4
39356 Weferlingen
Tel.: +49 39061 41100

Ansprechpartner: Geschäftsführer Hans-Dieter Lewandowski
E-Mail: hans-dieter.lewandowski.ignore@lappwaldbahn.de
Web: www.lappwaldbahn.de

 

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