Ein Professor will emotionale Brücken bauen

Ein wenig fühle er sich wie ein Brückenbauer. Prof. Dr.-Ing. Yongjian Ding sagt das ohne Pathos. Die Tatsachen untermauern seine Einschätzung. Schließlich pendelt er seit Jahren regelmäßig zwischen China und Sachsen-Anhalt. Der Wissenschaftler der Hochschule Magdeburg-Stendal lehrt als Gastprofessor am Institute of Technology in Nanjing. Die Metropole mit ihren mehr als fünf Millionen Einwohnern ist Hauptstadt der Provinz Jiangsu. Die Investitions- und Marketinggesellschaft(IMG) unterhält dort eine eigene Repräsentanz.

Auf dem Campus der Magdeburger Hochschule gehören Studenten und Wissenschaftler aus Fernost längst zum gewohnten Bild. Von den rund 6.400 Lernenden im Austausch oder Vollstudium kommen 270 aus mehr als 50 Ländern der Erde. Den größten Anteil stellen mit 130 Studenten die jungen Leute aus China. Sie fühlen sich an der Elbe wohl, versichert der Professor. Seit zehn Jahren hat er einen Lehrauftrag für Automatisierungstechnik Sachsen-Anhalt’s.Und 2011 wurde er Studiendekan des Fachbereichs Ingenieurwissenschaften und Industriedesign in der Landeshauptstadt

Eines der Forschungsprojekte, das der Wissenschaftler begleitet, hat enge Bezüge zu dessen Heimatland. Nanjing entwickelt gegenwärtig einen High-Tech-Stadtbezirk. Unter anderem gehe es dabei um intelligente Stromnetze, sagt Ding. Mit ihrer Hilfe sollen in Zukunft stabile Versorgungssysteme entstehen, die sich auf unterschiedliche Verbrauchszeiten einstellen und damit helfen, die verfügbare Elektroenergie optimal einzusetzen. "Wir möchten helfen, Technologien zur Wertschöpfung anwendbar zu gestalten", versichert er. Das können intelligente Stromtarife ebenso sein wie interessante Speichermöglichkeiten für ein Überangebot von Energie.  

Einen anderen Forschungsschwerpunkt sieht der Professor in der rechnergestützten Modellierung und Berechnung von Sicherheitssystemen unter anderem für Atomkraftwerke. Auch wenn in Deutschland bis 2020 deren Abschaltung bevorsteht, müssen die hohen deutschen Sicherheitsstandards für die kommenden zehn Jahre gewahrt bleiben. Dafür setzt sich der Sicherheitsexperte als Mitglied des Elektrischen Ausschusses der Reaktorsicherheitskommission der Bundesregierung ein. Er sieht aber auch Deutschland als Vorbild  für die aufstrebenden Länder mit großem Energiehunger wie China, das noch Jahrzehnte auf die Kerntechnik angewiesen sein wird. Gerade der tragische Atomunfall im japanischen Fukushima hat gezeigt, dass bestimmte Gefahrenpotenziale nicht an Ländergrenzen gebunden seien. Zudem wären modifizierte Anwendungen der Sicherheitsanalyse beispielsweise auch in der Chemieindustrie des Landes möglich.

Von Zeit zu Zeit steht der Hochschullehrer mit einem jungen Doktoranden aus seiner Heimat gemeinsam im Labor. Chunlei Gu hat Elektrotechnik studiert und bereitet nun an der Magdeburger Otto-von-Guericke-Universität seine Dissertation vor. Dort arbeitet er als wissenschaftlicher Assistent, seine Stelle wird über Drittmittel aus dem Bundeswirtschaftsministerium finanziert.  Um alle Aspekte seines Forschungsprojektes umsetzen zu können, gibt es einen engen Kontakt zum Fachbereich von Professor Ding.

Chunlei Gu lobt die gute Atmosphäre nicht nur in der Lehre. Ein Stückweit ist er in Magdeburg heimisch geworden, hat dort seine große Liebe geheiratet. Die Ehefrau studiert an der Uni. Beide haben gute Kontakte zu ihren deutschen Mitbürgern. Sogar Oma und Opa gäbe es gleich im Doppelpack. Zwei Ehepaare böten ihnen familiäre Kontakte. Man feiert das Weihnachtsfest gemeinsam, vermittelt sich gegenseitig Verständnis für die Kultur beider Länder. Auch das helfe Brücken zwischen Ländern und Nationen zu bauen, zeigt sich Professor Ding zufrieden.


Autor/ Foto: Klaus-Peter Voigt

Kontakt:
Hochschule Magdeburg-Stendal
Breitscheidstraße 2
39114 Magdeburg
Tel.: +49 391 8864806

Ansprechpartner:
Prof. Dr.-Ing. Yongjian Ding
E-Mail: yongjian.ding@hs-magdeburg.de
Web: www.hs-magdeburg.de

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