Ostdeutsche Auto-Zulieferer durch Kooperation fit für Globalisierung - 2012

Die Entwicklung der Automobil- und Zuliefererindustrie in Ostdeutschland ist eine Erfolgsgeschichte: 730.000 Pkw wurden 2011 in den Werken von Volkswagen, Porsche, BMW, Opel und Mercedes Benz gefertigt. Dieser hohe Zuwachs von 8,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr strahlte auch auf die Unternehmen aus, die Teile und Komponenten für die Hersteller zuliefern oder als Dienstleister arbeiten. Allein in Sachsen-Anhalt zählt diese Sparte rund 250 Unternehmen mit 18.500 Beschäftigten.

Auf dem diesjährigen Jahreskongress des Automotive Cluster Ostdeutschland (ACOD) Anfang März in Leipzig stand vor allem ein Thema im Fokus: Die Automobilindustrie reagiert auf die besonders starke Dynamik von Märkten in den Schwellenländern mit einer immer stärkeren Internationalisierung der Produktion und Beschaffung. Neue Fabriken wachsen derzeit an zahlreichen Standorten in China, Brasilien oder Indien aus dem Boden.

Wie aber können die überwiegend kleinen und mittelständischen Unternehmen, die bis heute vor allem Mitteldeutschland dominieren, dieser Herausforderung gerecht werden? „Man wird sich in allen Unternehmen der Frage stellen müssen, wie man selbst auf diesen Märkten präsent sein kann. Und auch wenn nicht jeder kleine Zulieferer selbst mit einer eigenen Dependance in verschiedenen Ländern vertreten sein kann, so werden uns doch zumindest die ersten drei Ebenen der Zulieferer folgen“, sagte Manfred Erlacher.

Der neu gewählte Vorsitzende des ACOD und Werkleiter bei BMW in Leipzig sieht angesichts des Protektionismus, der hohen Einfuhrzölle und Liefersicherheit keine Alternative zur lokalen Präsenz, nennt jedoch zugleich einen Ausweg: Durch die Bildung von Netzwerken und Kooperationsmodellen seien auch die Möglichkeiten von kleineren Unternehmen in Sachsen-Anhalt, Thüringen oder Sachsen durchaus gegeben, mehr Marktpräsenz bieten zu können. Gleichzeitig sei die Öffnung für Kooperation auch ein bewährtes Mittel, um technologische Entwicklungen schneller voranzubringen und in der Hierarchie der Zuliefererpyramide weiter aufzusteigen. „Der ACOD hat diesen Aufstieg ostdeutscher Zulieferer auf seiner Agenda“, so Erlacher.

Bereits heute seien nicht nur die großen deutschen Hersteller auf sämtlichen wichtigen Verkaufsmärkten mit eigener Produktion vertreten, auch rund 1.600 Auslandsstandorte von Teileproduzenten machen inzwischen einen wichtigen Teil des Wettbewerbsvorteils der Deutschen auf dem Weltmarkt aus, erläutert Klaus Bräunig, Geschäftsführer des Verbandes der Automobilindustrie. Rund drei Viertel der Produktion deutscher Fahrzeugmarken werden inzwischen im Ausland verkauft und oft auch vor Ort montiert.

Der ACOD hatte im vergangenen Jahr gemeinsam mit den Zulieferer-Initiativen der ostdeutschen Länder in einer Umfrage unter 415 Unternehmen bei etwa 70 Prozent die Erwartung einer zunehmenden Internationalisierung festgestellt, wobei jedoch 80 Prozent die Auffassung vertraten, diesen Prozess allein bewältigen zu wollen. Manfred Erlacher jedoch warnt vor einer Überschätzung der eigenen Möglichkeiten: „Ohne den Willen und den Mut, mit anderen Unternehmen zu kooperieren, wird das nicht allen gelingen“, sagte er. Es sei zugleich aber auch eine Pflicht der leistungsstärkeren und großen Zulieferer wie auch der Hersteller, kleineren auf dem Weg auf internationale Märkte aktiv zu begleiten und zu unterstützen.

Auch Jürgen Ude vom Innovations- und Gründerzentrum Magdeburg und ebenfalls im Vorstand des ACOD sieht die Kooperation der Zulieferer als unabdingbar an. „Die Automobilindustrie wird technisch immer komplexer, die Logistikketten immer internationaler. Um den Anforderungen der Hersteller hier auf Dauer gerecht werden zu können, braucht es leistungsfähige Netzwerke, wie wir sie in Sachsen-Anhalt, aber auch in den anderen Bundesländern aufgebaut haben“, sagt Ude. Längst gebe es auch positive Beispiele dafür, wie aus der Projektzusammenarbeit und dem Austausch von Erfahrungen alle Beteiligten ihre Vorteile ziehen konnten.

Inzwischen bilden beispielsweise mehrere Leichtmetall-Gießereien wie Trimet in Harzgerode oder Nemak KSM in Wernigerode den Kern für ein starkes Kompetenzcluster für diese Branche innerhalb des gesamten ACOD, das Entwicklungen von Prozessen und Produkten ermöglicht. Mit dem neu aufgebauten Institut für Kompetenz im Automobilbau (IKAM) in Magdeburg gibt es damit neben dem Netzwerk der Zuliefererinitiative MAHREG nun auch ein wissenschaftlich fundiertes Zentrum zur Bündelung innovativer Technologien und Entwicklungen. „Die Zulieferer-Branche in Sachsen-Anhalt hat sich in den letzten Jahren trotz der Krise 2009 gut entwickelt, die Unternehmen sind deutlich leistungsfähiger geworden“, sagt Ude. Dennoch dürfe in den Bemühungen nicht nachgelassen werden, die eigene Fähigkeit zu Forschung und Entwicklung wie auch die Internationalität zu stärken.

Die ACOD will diesen Prozess nach Kräften vorantreiben, insbesondere in den Schwerpunktbereichen Aluminium, innovatives Bordnetz, Bodengruppen für Elektrofahrzeuge, Leichtbau, Range Extender oder der Feinstaubemission gibt es regelmäßig Workshops. Eine besonders große Bedeutung misst der Verband aber dem neuen Kompetenzcluster Märkte und Kooperation bei, das den Unternehmen mit detaillierten Studien zu den jeweiligen Rahmenbedingungen im Ausland, wie zu rechtlichen Fragen und Investitionsbedingungen weiterhelfen kann.


Autor/Foto:
Manfred Schulze

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