Musik vertreibt den Teufel und macht fröhlich

Als „Wittenberger Nachtigall“ wird Martin Luther wegen seiner vielen Lieddichtungen bezeichnet. Vom Gemeindegesang bis zur Hausmusik wurde mit der Reformation ein Grundstein für das deutsche Liedgut, insbesondere das evangelische Kirchenlied gelegt. Das Themenjahr 2012 innerhalb der Lutherdekade heißt darum „Reformation und die Musik“. Die Vorbereitungen darauf laufen auf Hochtouren.

Das Bürofenster von Johannes Winkelmann gibt den Blick frei auf den Markt mit dem historischen Rathaus und den lebensgroßen Bronzestatuen der beiden Männer, die schon zu Lebzeiten „VIPs“ ihrer Stadt waren: Luther und Melanchthon. Vor 500 Jahren führten sie die Reformation an. „Vom Himmel hoch, da komm ich her...“ Ein Bläserensemble hat seine Instrumente ausgepackt und sich am Fuße des Lutherdenkmals platziert. Martin Luther hatte es 1535 als Weihnachtslied für seine Kinder geschrieben.

Im Herbst 2008 war die zehnjährige Veranstaltungszeit mit dem 500. Reformationsjubiläum 2017 als Höhepunkt offiziell eröffnet worden. Seit dem steht jedes Jahr unter einem anderen Thema. 2012 wird es „Reformation und Musik“ heißen. Ideen und Konzeptionen nehmen Gestalt an.

„Vom Himmel hoch...“, kommt die letzte Strophe festlich getragen über das Fensterbrett. Sie gibt Stichwort für ein Festival, das in diesem Sommer erfolgreich Premiere feierte und im Themenjahr „Reformation und Musik“ unbedingt wiederholt wird. Das Internationale Musikfestival „Himmel auf Erden“ (www.musikfestival-wittenberg.de) kommt vom 6. bis 15. Juli 2012 mit „Gesängen der Welt“ nach Wittenberg. Unter dem Motto „Mitten im Leben“ lassen Ensembles aus aller Welt ihre Religionen und Kulturen in einen musikalischen Dialog treten. Musik baut Brücken. Der Reformator wusste die emotionale Wirkung von Musik zu nutzten.

„Fahrrad-Touristen gehören zum alltäglichen Stadtbild“, sagt Winkelmann. Weil er ein Profi ist in Sachen Kultur-Tourismus, hat er diese Zielgruppe längst im Visier. Er legt einen schon fertigen Flyer für 2012 auf den Tisch: „Musik in Schlosskirche und Stadtkirche“. Wer da an den Sonntagen auf einem Ausflug durch Wittenberg kommt, kann ziemlich sicher sein, hier vormittags oder am späten Nachmittag musikalische Genüsse zu erleben (www.schlosskirche-wittenberg.de).
Sommergäste bleiben gern auch etwas länger in Wittenberg – der abendlichen Schauspielerlebnisse an Originalstätten der Reformation wegen (www.buehnewittenberg.de).

Und zehn Tage vor dem Reformations-Feiertag beginnt am 21. Oktober 2012 das traditionelle Wittenberger Renaissance-Musikfestival (Tel. 03491/459620; www.wittenberger-renaissancemusik.de).

Im historischen Rathaus auf der anderen Seite des Marktes hat die Geschäftsstelle „Luther 2017 – 500 Jahre Reformation“ der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ihren Sitz. Hier ist Cordelia Krause, die studierte Kultur-Managerin, seit 2009 für Konzeption und Durchführung kultureller Projekte in der Lutherdekade verantwortlich. „Musik vertreibt den Teufel und macht fröhlich.“ In diesem Lutherschen Sinne sei 2012 auch ihr ganz persönliches Jahr, lacht Cordelia. Sie ist glühende Anhängerin einer Idee mit bundesweiter Ausstrahlung. „366 + 1 – Kirche klingt“ ist eine Kreation des Berliner Kulturbüros der EKD. 2012 ist ein Schaltjahr: An jedem der 366 Tage gibt es 1 extra Ereignis, das Kirchenlied. In allen Landeskirchen der EKD soll jede Woche eines aus der Leit-Lieder-Sammlung 2012 gesungen oder musiziert werden (www.kultur.ekd.de).

Ein anderes, räumlich nahes Projekt organisiert die EKD gemeinsam mit der Schlosskirche Wittenberg: Im „Internationalen Chorforum 2012“ von Mai bis Oktober treten jeden Sonntag von 15 bis 16 Uhr internationale Laienchöre auf, die das protestantische Liedgut pflegen (Anmeldung unter Tel. +49(0)361/430453150).

Und auf dem Marktplatz, wo neben Luther eben noch die Bläsergruppe stand, sieht Cordelia Krause schon die Bühne für eine Open-air-Kantate aufgebaut. „Schriftlichen Überlieferungen zufolge muss Luther auch ein guter Sänger gewesen sein“, sagt sie. Ausgesuchte Chöre der näheren und weiteren Umgebung kommen am 3. Juni 2012 nach Wittenberg und führen gemeinsam die Kantate „Du meine Seele singe“ von Walter Rein auf.

Cordelia ist außerdem gespannt auf die Ergebnisse eines Kompositionswettbewerbes: „Ich bin sehr neugierig, was man aus den Chorälen ,Ein feste Burg ist unser Gott‘ oder ,Nun freut Euch liebe Christen g’mein‘ musikalisch alles machen kann.“ Ein Genre hatte sie nicht vorgeschrieben. „Das Werk muss einzig für eine Kantorei aufführbar sein“, sagt die Projektmanagerin.



Autorin:
Kathrain Graubaum

Kontakte:
Cordelia Krause
Geschäftsstelle der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)
Tel.: 03491 / 505-2716
E-Mail: cordelia.krause.ignore@ekd.de

Johannes Winkelmann
Geschäftsführer WittenbergKultur e.V.
Tel.: 03491 / 419260
E-Mail: wbkultur.ignore@wittenberg.de

Tourist-Information Lutherstadt Wittenberg
Tel.: 03491 / 49860
E-Mail: info.ignore@lutherstadt-wittenberg.de

Tickets und Infos unter Tel.: 0700 / 20082017
Alle Veranstaltungen und Angebote zum Themenjahr unter www.Luther2017.de

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