Ehrung für ein Leben voller Forscherdrang: „Wirbelschichtpapst“ Professor Doktor Lothar Mörl denkt noch lange nicht ans Aufhören

Kein Wunder also, dass Professor Doktor Lothar Mörl an mehr als 180 Patenten beteiligt ist. „Meine Patentsammlung wollte ich eigentlich nicht mehr erweitern, aber im kommenden Jahr wird es wohl wieder eine Anmeldung geben“, gesteht er kurz nach der Ehrung für sein Lebenswerk.

Ob Waschpulver-Kügelchen, ob exakt gerösteter Bohnenkaffee, ob die Kristalle in der Zuckerdose oder die Kügelchen in  Schmerzmittelkapseln, die die Wirkstofffreigabe steuern: Alle diese Alltagsprodukte sind der von Professor Doktor Mörl und seinen ebenso forschungsbegeisterten Mitstreitern entwickelten Wirbelschichttechnologie zu danken. Das Verfahren ist als innovative Technologie in der Zwischenzeit international führend. Denn es können flüssige Produkte in Granulate umgewandelt werden und sind vielseitig einsetzbar. So wie beispielsweise verseuchtes Sickerwasser in Deponien. Durch die Wirbelschicht-Trocknung können die Giftstoffe aufgefangen werden und in Form von Schadstoff-Granulatkugeln als Sondermüll entsorgt werden.
Das besondere an der Jahrzehnte langen erfolgreichen Forschung: Es wird nicht nur an der Universität Magdeburg geforscht, sondern Lothar Mörl pflegt ein Netzwerk. Dazu gehören ehemalige Diplomanden und Doktoranden, aber vor allem Kontakte zu Mittelständischen Unternehmen in Sachsen-Anhalt. So wie Pergande in Weißand-Gölzau, wo bereits ein Wirbelschicht-Sprühgranulierverfahren eingesetzt wird. „Es geht um die Gewinnung von ätherischen Ölen aus Nachwachsenden Rohstoffen, wie zum Beispiel Thymian oder Majoran“, verrät Prof. Doktor Mörl mit Hinweis auf das neue Patent.
„Durch den Zusammenschluss von mehr als 20 Forschungseinrichtungen und Unternehmen  im Forschungsverbund WIGRATEC, steht auch die finanzielle Seite, ohne die eine enge Zusammenarbeit zwischen Forschung und Praxis  nicht möglich wäre, auf einem sicheren Fundament.“ Im Rahmen des Bündnisses werden innovative Anlagen- und Prozesstechnologien entwickelt, die es ermöglichen, neue und höherwertige Eigenschaftsprofile für Feinchemikalien, Pharmaka, Lebensmittel und biotechnologische Produkte herzustellen.

Professor Doktor Mörl begann 1961 sein Studium an der Technischen Hochschule „Otto von Guericke“ in Magdeburg. 1967 hielt er sein Diplom in den Händen. Fünf Jahre später promovierte er zum Doktor-Ingenieur, arbeitet in den 70er Jahren in der Abteilung Forschung und Entwicklung  des SKET Magdeburg und wurde 1978 zum Hochschuldozenten an der TH Magdeburg berufen. Nur eins änderte sich nie. Sein Spezialgebiet, die industrielle Anwendung von Wirbelschichtverfahren ließ er nicht aus den Augen, bis heute. Nach der Professur 1982 wurde der Wissenschaftler 1992 auf den Lehrstuhl für Chemischen Apparatebau am Institut für Apparate- und Umwelttechnik der Technischen Universität „Otto von Guericke“ Magdeburg berufen.
Magdeburg einmal den Rücken zu kehren kam nicht in Frage: „Hier habe ich immer optimale Forschungsmöglichkeiten gefunden und in Magdeburg bin ich Zuhause. Hier sind meine Freunde und meine Familie.“  Besonders stolz ist er auf seine beiden Enkelkinder Veera (12) und Willy (17). „Er möchte gern Informatik studieren. Als Computerexperte steckt er mich bereits jetzt in Tasche.“

Autorin: Dagmar Perschke

Kontakt:

Prof. Dr.-Ing. habil. Dr. h.c. Lothar Mörl
Lehrstuhl für Chemischen Apparatebau
Institut für Apparate- und Umwelttechnik

Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Postfach 4120
39016 Magdeburg

Tel.: +49 391/ 671 85 73
www. uni-magdeburg.de /iaut

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