Fachkräftesicherungspakt für Sachsen-Anhalt verabschiedet

Er ersetzt den erfolgreichen Pakt für Ausbildung und bündelt verschiedene Instrumente und Kompetenzen zur Fachkräftesicherung für die heimische Wirtschaft.  

Wirtschafts- und Arbeitsminister Dr. Reiner Haseloff betonte: „Es ist ein großer Erfolg, dass wir alle wichtigen Partner trotz unterschiedlicher Interessen unter einen Hut gebracht haben, um den zukünftigen Fachkräftebedarf zu sichern. Dies wird die zentrale wirtschaftspolitische Herausforderung der nächsten Jahre sein. Die Paktpartner wollen gemeinsam Strategien entwickeln und diese auch konsequent umsetzen. Ich bin der festen Überzeugung, dass der heute vereinbarte Fachkräftesicherungspakt entscheidend dazu beitragen wird, einen zukünftig ausgeglichenen Arbeitsmarkt von Fachkräfteangebot und -nachfrage in Sachsen-Anhalt zu erreichen.“

Kultusstaatssekretär Dr. Valentin Gramlich unterstrich: „Um dem erwarteten Mangel an Fachkräften wirksam entgegenzuwirken, sind Anstrengungen in vielen Bereichen notwendig. Wichtige Stichworte sind hierbei auch die Verringerung der Schulabbrecherzahl sowie die Verbesserung der Berufsorientierung und Ausbildungsfähigkeit. Dafür braucht man einen langen Atem. Eine Grundlage dafür haben wir heute gelegt.“

Als Orientierung und Richtschnur haben die Unterzeichner des Fachkräftesicherungspaktes drei Oberziele formuliert (siehe Anlage), die am Ende der längerfristigen Zusammenarbeit erreicht sein sollen. Erstens: Das Bildungssystem ist leistungsfähig und auf die Bedarfe von Fachkräftenachfrage und -angebot abgestimmt. Zweitens: Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt. Und drittens: Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt. Aus diesen drei Oberzielen wurden vielfältige Handlungsfelder abgeleitet sowie mögliche Akteure für die Umsetzung benannt. Dabei erklären sich die Partner bereit, im Rahmen ihrer Zuständigkeiten und Möglichkeiten zur Erreichung der vereinbarten Ziele beizutragen. Unterzeichnet wurde der Fachkräftesicherungspakt von Vertretern des Wirtschafts- und Kultusministeriums, der Industrie- und Handelskammern sowie der Handwerkskammern des Landes, der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit, des Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände Sachsen-Anhalt e.V. (AWSA), des DGB-Landesverbandes Sachsen-Anhalt, des Landesverbandes der Freien Berufe Sachsen-Anhalt, des Landkreistages sowie des Städte- und Gemeindebundes.

Das Ministerium für Wirtschaft und Arbeit übernimmt die Koordinierung des Fachkräftesicherungspaktes und richtet dafür eine Koordinierungsgruppe ein, der Beauftragte aller Paktpartner angehören. Durch sie werden die festgelegten Ziele und Handlungsfelder weiter konkretisiert. Zudem soll durch die gemeinsame Festlegung von Prioritäten sichergestellt werden, dass diejenigen Bereiche, für die der dringendste Handlungsbedarf besteht, zeitnah bearbeitet werden.

Hintergrund:

Laut der am Jahresende vorgestellten Fachkräftebedarfsanalyse des Wirtschaftsministeriums wird die Zahl der Personen, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, bis zum Jahr 2016 voraussichtlich um 155.000 auf 1,07 Millionen sinken (-13%). Auch die Zahl der Schulabgängerinnen und Schulabgänger, also der Fachkräfte von morgen, wird sich weiter reduzieren – von rund 18.700 in diesem Jahr auf ca. 16.960 in 2016 (-9,3%). Laut Analyse werden sich im Jahr 2016 Arbeitsplatzangebot und -nachfrage im Land rein rechnerisch ungefähr die Waage halten. So stehen voraussichtlich 750.000 Personen für sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zur Verfügung. Gleichzeitig gibt es – je nach Rechenmodell – zwischen 710.000 und 785.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Dennoch gibt es bereits jetzt partiell Fachkräfteengpässe. So konnten laut IAB-Betriebspanel im ersten Halbjahr 2009 fast 20 Prozent aller durch die heimische Wirtschaft angebotenen Arbeitsplätze nicht durch adäquate Fachkräfte besetzt werden. Bei Stellen, bei denen ein (Fach-)Hochschulabschluss vorausgesetzt wurde, war es sogar jede dritte. Haseloff: „Hier spielt mit Sicherheit auch das Lohnniveau eine wichtige Rolle. Dennoch sollten wir die Diskussion um die Attraktivität der Arbeitsplätze in sachsen-anhaltischen Unternehmen nicht auf die Frage der Entlohnung verkürzen. So spielen auch die Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Nähe zu Familie und Freunden sowie betriebliche Arbeitsbedingungen und Aufstiegsmöglichkeiten bei der Standortentscheidung junger Fachkräfte eine wichtige Rolle.“

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