Mitteldeutschland-digital - Informationssicherheit und Datenschutz sind gerade jetzt wichtig

Ein Gespräch mit Gerd Neudert, Geschäftsführer des Clusters IT Mitteldeutschland

Mehr denn je sind zurzeit digitale Strukturen gefragt, die Menschen verbinden und die Zusammenarbeit ermöglichen.  Von einem signifikanten Digitalisierungsschub ist derzeit oft die Rede. Dabei ist allerdings zu unterscheiden zwischen Notfallmaßnahmen, die den laufenden Betrieb auch unter den Bedingungen von Kontakteinschränkungen sicherstellen sollen, und einem echten Ersetzen analoger durch digitale Prozesse. Während Erstere nach dem Ende der Corona-Krise weitgehend wieder zurückgefahren werden dürften, bietet die grundlegende Digitalisierung von Prozessen Unternehmen die Chance auf langfristige Wettbewerbsvorteile.  Der Cluster IT Mitteldeutschland hat auf Anfang April die Plattform „mitteldeutschland-digital“ ins Leben gerufen und IT-Leistungen, die in der Corona-Krise helfen können, als Schwerpunkt herausgearbeitet.

Für die IMG-Reihe MutMacher*innen führten wir ein Gespräch mit dem Cluster-Geschäftsführer Gerd Neudert über digitale Chancen, das Tempo der Transformation und den Datenschutz.

Beschreiben Sie bitte kurz, was die Webseite bietet und gerade jetzt leisten kann!

Gerd Neudert: Die Digitalisierung bietet die Chance, alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche zu vereinfachen und zu verbessern, mit der Plattform wollen wir das deutlich machen. Unternehmen aller Branchen, Verwaltungen und Einrichtungen bekommen hier Einblicke in die Potenziale der Digitalisierung, dazu gehören Themen wie Smart Office, Industrie 4.0 oder die IT-Sicherheit. Wichtig ist uns vor allem, praktische und individuelle Anwendungen aufzuzeigen und den Kontakt zu regionalen IT-Experten zu vermitteln. Zurzeit besonders wichtig: Unter dem Punkt Corona-Krise werden Ideen und Lösungen gesammelt, die helfen, aktuelle Herausforderungen zu bewältigen, wie die Umwandlung analoger Geschäftsprozesse in digitale oder das sichere Arbeiten im Homeoffice und professionelle Webtermine.

Wäre die Krise ohne IT kaum zu bewältigen?

Wir erleben es derzeit vielfältig: Informationstechnologie hilft uns durch die Krise. Aber nicht erst seit der Corona-Pandemie und ihren Auswirkungen ist IT die Basis für die Entwicklung einer gemeinsamen digitalen Zukunft. Viele Menschen merken jetzt jedoch, dass IT für ihre Arbeit wichtig, wenn nicht sogar unverzichtbar, ist. Meetings und Schulungen werden ins Web verlagert und im Homeoffice wird die digitale Welt betreten. Allerdings muss man auch ehrlich sagen, dass Versäumnisse der Vergangenheit jetzt nicht ad hoc behoben werden Mehr denn je sind zurzeit digitale Strukturen gefragt, die Menschen verbinden und die können. Aber die derzeitige Notwendigkeit gibt zweifelsfrei einen IT-Schub, weil einfach viele Geschäftsprozesse umgestellt werden. Die kollaborativen Arbeitsweisen und Methoden, die verstärkte Einführung agiler Arbeitsweisen, sind sehr stark von der IT getrieben, genau wie viele Projekt- und Krisenmanagements. In der Interaktion zwischen Unternehmen und Behörden wird es jetzt deutlich: Wo Verwaltungen sehr schnell auf Online-Beratungen umgestellt haben und moderne Technologien nutzen, funktioniert alles viel schneller. Oder nehmen Sie die Unternehmen, die zurzeit extreme Umsatzeinbußen erleben. Dort ist die schnelle Erschließung neuer Vertriebswege existenziell, und die IT hat die Instrumente dafür, dass Händler die Produkte digital präsentieren, auf sozialen Netzwerken bewerben und per Online-Shop vertreiben. IT ist kein allumfängliches Allheilmittel, kann aber gerade jetzt wirtschaftliche Schäden abfangen.

Und Sie liefern mit der Plattform die Inspiration zum „digital werden“ in der Krise?

Die Corona-Krise hat den Ausbau der Plattform befördert und kann gerade jetzt eine gute Orientierungshilfe sein. Die Idee ist jedoch nicht neu. Eine Übersicht zu Unternehmen und ihren Leistungen gab es auch schon vorher auf unserem Webauftritt. Wir haben aber gemerkt, dass wir ein moderneres Format brauchen und die Themen neu geclustert werden müssen, da viele Schlagworte, wie Digitalisierung, aktuell eine wichtigere Bedeutung erhalten. In Vorbereitung des IT-Kongresses im Herbst 2020 hat ein Organisationsteam unseres Clusters gemeinsam mit der GISA GmbH in Halle/Saale und der Leipziger ccc software GmbH diesen Ansatz jetzt sehr schnell umgesetzt. Wir werden fortlaufend Best-Practice-Ansätze, Erfolgsgeschichten, Kooperationsbeispiele und technologisch-methodische Entwicklungen darstellen. Die Webseite wird also auch nach der Corona-Krise und dem IT-Kongress ein integraler Bestandteil unseres Web-Auftrittes werden, der derzeit relauncht wird.

Welche Unternehmen sind dort zu finden?

Die Plattform ist hauptsächlich für die knapp 60 Mitgliedsunternehmen, darunter etwa 20 aus Sachsen-Anhalt, des Clusters IT Mitteldeutschland gedacht. Sie soll zunächst die Leistungsfähigkeit des Vereins und seiner Mitglieder abbilden und zeigen, wie gut die Branche hierzulande aufgestellt ist. Es ist uns wichtig, dass sich die Unternehmen untereinander vernetzen und sich nach außen präsentieren können. Darum wird die Webseite auch immer weiter wachsen. Viele Firmen liefern uns zurzeit Projekte, Daten und Erfolgsgeschichten zu.

Beschleunigt sich jetzt das Tempo der digitalen Transformation?

Ja, es ist schon jetzt zu spüren, dass sich der Prozess beschleunigt. Allerdings dürfen trotzdem keine überzogenen Erwartungshaltungen aufgebaut werden. Es muss grundsätzlich der Wert der IT und digitalen Angebote erkannt werden. Wir möchten darum auch mit unseren Mitgliedern noch stärker aufzeigen, welche Möglichkeiten es gibt, und welchen Nutzen Anwender haben können. Entscheider*innen verstehen mehr denn je, dass Investitionen in Digitalisierungen bedeutend sein können für die Existenz und vor wirtschaftlichen Schäden bewahren können. Dabei ist es wichtig, branchenübergreifend zu denken. IT und Digitalisierungsprozesse sind für alle Wirtschaftszweige wichtig. Darum gehen wir auch auf Wirtschaftsverbände zu und kooperieren mit Branchen, wie der Logistik oder Automotive, die hier in der Region sehr stark sind.

Schnelle Lösungen und ungewohnte Arbeitsweisen sind zurzeit an der Tagesordnung: Müssen wir den Datenschutz und die Informationssicherheit zugunsten des Tempos hintenanstellen?

Bitte nicht! Informationssicherheit und Datenschutz sind gerade jetzt und für alle gleichermaßen wichtig – vom Bäcker über den Fensterbauer bis zum Automobilhersteller wie auch die öffentliche Verwaltung. Egal, ob es sich um Veränderungen von Arbeitsmethoden, personengeschützte Daten bei der Verknüpfung von Mitarbeitenden handelt oder um Wissen von Unternehmen, das auf kollaborative Plattformen zur Bearbeitung für mehrere Teilnehmer abgelegt ist: Wenn Sicherheit und Schutz heute zugunsten der Schnelligkeit vernachlässigt werden, können schnell Schäden entstehen. Es gibt leider in der Krise nicht nur Menschen, die helfen möchten, sondern auch Raubritter, die genau diese Schwachstellen ausnutzen.

Welchen Stellenwert haben IT-Unternehmen und ihre Leistungen in Mitteldeutschland?

Bis in die Anfänge der 2000er-Jahre ist die Branche hierzulande gewachsen und Unternehmen, haben IT-Dienstleistungen bei großen Anbietern geordert. Heutzutage ist das komplett anders: In Mitteldeutschland ist das komplette IT-Leistungsspektrum vorhanden. Hier findet man alle Leistungen – von Netzwerkkomponenten, über Hard- und Software, virtuelle Realitäten, Telekommunikationsleistungen bis hin zu Clouddiensten.

Hintergrund:

Der Cluster IT Mitteldeutschland e. V. ist das Branchennetzwerk der IT-Wirtshaft in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Er bündelt die Aktivitäten der Branche, koordiniert sie und macht sie sichtbar. Gegründet im Jahr 2009 hat er inzwischen mehr als 60 Mitglieder aus allen Anwendungsbereichen der IT Mitteldeutschland. Diese Unternehmen erzielen rund 3,8 Milliarden Euro Gewinn und beschäftigen knapp 60.000 Mitarbeiter in der Region.

Kontakt:

Cluster IT Mitteldeutschland e. V., Schillerstraße 5, 04109 Leipzig, Telefon: 0341/60016252
E-Mail: kontakt@it-mitteldeutschland.de, Internet: www.it-mitteldeutschland.de

Autorin: Manuela Bock


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