Games-Branche hofft auf die Zukunft und verteidigt ihren Platz als Innovationsmotor für andere Wirtschaftsbereiche

Noch profitieren vor allem die großen Player vom gestiegenen Bedarf an Computerspielen. Das Know How und die Angebote der regionalen Entwickler aber werden sicher schon bald zum Zug kommen. Denn die Notwendigkeit der Digitalisierung wird in diesen Tagen besonders deutlich.

Die Corona-Krise lähmt die Wirtschaft, schadet ihr und den Menschen - auf den ersten Blick und ganz real. Auf den zweiten Blick aber werden sich ganz neue Möglichkeiten ergeben oder bereits bestehende Angebote endlich wahrgenommen. Davon ist Friedrich Lüder, Vorstandsvorsitzender des Verbandes „Games und XR Mitteldeutschland e. V.“ fest überzeugt. „Wir sehen die Chance, dass die kleine, relativ neue Games-Branche jetzt verstärkt genutzt wird. Die Hoffnung hatten wir zwar schon länger, aber inzwischen sind die Unternehmen sensibilisiert für ein Umdenken.“ Als Beispiel nennt Friedrich Lüder die Schulen. Einige regionale Anbieter haben bereits für Stiftungen - die sich momentan hauptsächlich dieser Problematik annehmen - Anwendungen geschrieben für die digitale Unterstützung des Unterrichtes. Das ist auch bitter nötig: Wie der Verband der deutschen Games-Branche e. V. mitteilte, erhalten nach einer aktuellen YouGov-Umfrage derzeit zwar 70 Prozent der Schüler Aufgaben auf digitalem Weg, müssen diese aber anschließend zum Bearbeiten ausdrucken. Übungen zur direkten digitalen Bearbeitung erhalten nur 45 Prozent, und nur in  16 Prozent der Fälle finden Videokonferenzen zum Vermitteln des Lernstoffes statt.

Hier liegt also großes Potential, ebenso wie die Anwendung der Technologien regionaler Akteure für Unternehmen. Als Beispiel nennt Friedrich Lüder die HASOMED GmbH, ein Medizin-Technik-Unternehmen aus Magdeburg, das die Therapie von kognitiven Störungen in Form von digitalen Trainingsmodulen anbietet (hasomed.de). Gerade jetzt, wo eine Face-to-Face-Behandlung beim Therapeuten, besonders für vorerkrankte Patienten schwierig ist, hat diese Art der Therapie an Bedeutung gewonnen.

Als Vermittler von geschichtlichen Inhalten und Wissen über historische Bauwerke für die Bildung in Schulen und Museen eignet sich „MDOM“ (vr-mdom.de). Auf einer Virtual Reality-Zeitreise gelangen Nutzer in das Jahr 1631, und zwar genau am Tag der Eroberung Magdeburgs. Der Dom der Landeshauptstadt kann ausführlich  erkundet werden - nebenbei bemerkt sogar besser, als es in der Realität möglich wäre! Das Unternehmen bietet neben der Technik  auch die Produktentwicklung an. Auch  andere historische Stätten können somit für Interessierte erlebbar werden. „Ein  faszinierendes Produkt“, sagt Friedrich Lüder, auf das  die Region zu Recht stolz sein kann.

Dass die Kombination von Gaming und regionaler Kultur sich wunderbar ergänzt, zeigen zwei Apps aus Sachsen-Anhalt. In der mobilen Anwendung zur Himmelsscheibe von Nebra (bronzener-himmel.de) kann die Geschichte des historisch bedeuteten Objekts spielerisch erfahren werden.

Die Hoffnung, dass sich pädagogisch wertvolle Spiele in Zeiten wie diesen vermehrt durchsetzen, hat sich leider noch nicht erfüllt. Die großen Player wie Nintendo gehören zwar zu den Corona-Gewinnern, gefragt sind hier vor allem konsumierbare Spiele wie Serious Games. Die regionalen Entwickler leiden hingegen momentan unter den abgesagten Messen und Veranstaltungen „Nicht sichtbar - keine Community, so einfach  ist das“, sagt Friedrich Lüder. Die Absage der Gamescom, auf der sich sowohl der Verband als auch Firmen gemeinsam mit der Investitions- und Marketinggesellschaft des Landes Sachsen-Anhalt präsentieren wollten, trifft die Branche  besonders hart. „Aber die Messe wird digital stattfinden, das steht fest“, sagt Friedrich Lüder. Sicherlich über mehrere Tage - immerhin werden während der Veranstaltung  hundert Spielneuheiten vorgestellt. Einzelheiten zur nunmehr digitalen Spielemesse in Köln sollen Mitte Mai feststehen.

Angesichts der angespannten Lage ist der „Games und XR“-Verband, in dem 50 Mitglieder, mehr als 300 Wirtschaftsakteure aus Mitteldeutschland sowie Messegesellschaften und  Hochschulen organisiert sind, bestrebt, Kontakte zu vermitteln. Bedarfe werden erkundet, Know How angeboten. Förderprojekte, zum Beispiel zur digitalen Gesundheitsvorsorge, werden an Akteure vermittelt und diese auch beraten. Die Branche sei flexibel, schnell und innovativ und dürfte in Zukunft von der gestiegenen Bedeutung der Digitalisierung profitieren, sagt Friedrich Lüder voller Zuversicht und fügt hinzu: „Unsere Branche ist krisenerfahren. Wir lassen uns weder den Spaß noch die Freude am Gestalten der Zukunft nehmen.“

Autorin: Anja Falgowski

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