Von Gatersleben nach Spitzbergen

Ein Mal pro Jahr schickt das IPK Leibniz-Institut Duplikate von Genbank-Akzessionen in den internationalen Saatguttresor Global Seed Vault auf Spitzbergen. In den kommenden Tagen gehen 5.000 weitere Muster auf die Reise, vor allem Gemüse, Leguminosen und Getreide, darunter ganz besondere Weizen-Akzessionen.

Anfang der kommenden Woche gehen bei acht grünen Plastikkisten am IPK Leibniz-Institut die Deckel zu. In den Kisten, die auf die Reise nach Spitzbergen gehen, befinden sich 5.000 weitere Muster aus der Genbank des IPK, eingeschweißt in kleinen Aluminiumtütchen und unter Vakuum verschlossen. Als Sicherheitsduplikate werden sie dann nach ihrer Ankunft eingelagert im internationalen Saatguttresor, dem Global Seed Vault. Einmal pro Jahr geht eine solche Sendung aus Gatersleben auf die norwegische Inselgruppe im Nordatlantik. Im dortigen Saatguttresor nahe der Stadt Longyearbean lagern bereits Duplikate von 60.000 der insgesamt mehr als 150.000 Muster der Genbank des IPK, der größten Einrichtung dieser Art in Europa.

„In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt der Muster auf Getreide, Gemüse und Leguminosen“, sagt Prof. Andreas Börner, Leiter der Arbeitsgruppe „Ressourcengenetik und Reproduktion“.  Dabei sind elf ganz besondere Weizenproben. „Das Material stammt von einer Sammelreise, die Erwin Mayr zwischen 1922 und 1932 in Österreich durchgeführt hat. Es handelt sich um das älteste aufgesammelte Material in unserer Genbank, auch wenn es seitdem mehrfach reproduziert wurde“, erläutert Prof. Andreas Börner.

Um die Keimfähigkeit des eingelagerten Saatgutes möglichst lange zu erhalten, lagert es in der Genbank bei minus 18 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von sechs bis acht Prozent. Dies ermöglicht eine Verlängerung der Keimfähigkeit auf mehrere Jahrzehnte. Dennoch werden jedes Jahr am IPK 12.000 Muster auf ihre Keimfähigkeit hin untersucht. „Sinkt diese unter einen Wert von 85 Prozent, muss das Saatgut reproduziert, also frisch auf dem Feld oder auch im Gewächshaus angebaut werden“, erläutert Arbeitsgruppenleiter Andreas Börner. Jedes Jahr reproduzieren wir rund 8.000 Akzessionen, um so wieder frisches Saatgut zu erhalten. „Und nach Spitzbergen gehen dann ausschließlich frische Muster.“

Der Global Seed Vault entstand 2008 und ist die weltweit größte Lagerstätte für Saatgut. Mehr als 100 Meter tief in einem Berg, unter 40 bis 60 Metern dicken Gesteinsschichten, befinden sich drei Lagerhallen. Die Gesamtkapazität liegt bei 4,5 Millionen Samenproben. Aktuell sind rund eine Million Proben eingelagert. Die Lagerung ist kostenlos. Norwegen sowie der Welttreuhandfonds für Kulturpflanzenvielfalt (Crop Trust) kommen auf für den Unterhalt. 2022 gibt es insgesamt drei Termine - im Februar, im Juni und im Oktober - an denen weiteres Saatgut eingelagert werden kann.

Zum Thema gibt es ein Video mit Prof. Andreas Börner!

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