Neue App hilft erstmals in der Diagnostik von Gedächtnisproblemen

Vergesslichkeit kann ein erstes Zeichen für Alzheimer sein. Das Problem ist nur: Wann handelt es sich um eine normale Alterserscheinung, wann um eine Erkrankung? Die neue App neotivCare soll jetzt erstmals Hausärzten und Patienten helfen, Gedächtnisprobleme einfacher zu erkennen, zu bewerten und so frühzeitig zu behandeln.

Dank einer Initiative der AOK Sachsen-Anhalt, des Ärztenetzes Magdeburg-Schönebeck sowie der neotiv GmbH können Menschen zwischen 60 und 80 Jahren im Raum Magdeburg die App jetzt kostenfrei nutzen.

Diagnose bislang schwierig

In einer alternden Gesellschaft gewinnt das Thema kognitive Einschränkungen immer mehr an Relevanz. Umso wichtiger wird es, Betroffene bestmöglich medizinisch zu versorgen. Doch gerade hier bestehen aktuell noch große Herausforderungen.

Denn Gedächtnisprobleme können auf eine Alzheimer-Erkrankung hindeuten, sind jedoch zunächst rein subjektiv und schwer greifbar. Betroffene fühlen sich dann häufig verunsichert. Und auch für Hausärztinnen und Hausärzte ist eine eindeutige Diagnose schwierig. Es fehlen passende Instrumente, um zwischen altersgerechten Veränderungen und dem Beginn einer kognitiven Einschränkung unterscheiden zu können.

Benutzerfreundlich und wissenschaftlich fundiert

Seit September kommt deshalb in der Region Magdeburg erstmals die App neotivCare zum Einsatz. Patientinnen und Patienten können damit zu Hause mit dem eigenen Smartphone oder Tablet ihre Gedächtnisleistung objektiv messen, und das selbstbestimmt und zu den Zeiten, die ihnen am besten passen.

Am Ende der 12-wöchigen Testungen werden die Ergebnisse in einem Befundbrief zusammengefasst und können gemeinsam mit Hausarzt oder -ärztin besprochen werden. Ein Meilenstein für die Versorgung: Denn mit den Tests können bereits erste Anzeichen einer Gedächtnisstörung, beispielsweise im Rahmen einer Alzheimererkrankung, zuverlässig erkannt werden. Patienten bringt dies Gewissheit und Ärzte können frühzeitig die richtigen Weichen stellen.

Der wissenschaftliche Nutzen ist bereits belegt: Studien des Deutschen Zentrums für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg zeigen, dass Betroffene ihre Gedächtnisleistung objektiv und selbstständig mit der neotivCare-App messen können.

Das Angebot, welches mit Unterstützung des Ärztenetzes Magdeburg-Schönebeck sowie der neotiv GmbH ins Leben gerufen wurde, gilt für Versicherte der AOK Sachsen-Anhalt zwischen 60 und 80 Jahren, welche die App kostenfrei nutzen können. Eine Teilnahme ist bei den Hausärztinnen und Hausärzten des Ärztenetzes möglich.

Hinweis für die Redaktionen:

Das beigefügte Interview mit Dr. Burkhard John können Sie bei Nennung der Quelle John/neotiv kostenfrei verwenden bzw. daraus zitieren.

Hintergrund:

Die neotiv GmbH - von der Wissenschaft in die Praxis
Die neotiv GmbH ist eine Ausgründung der OVGU Magdeburg in enger Kooperation mit dem deutschen Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen - DZNE. Die neotiv GmbH wurde 2017 gegründet und hat ihren Hauptsitz in Magdeburg.

Ziel des jungen Unternehmens ist es, neuste Erkenntnisse der Neurowissenschaften in Produkte zu überführen, die in der Wissenschaft und im Gesundheitssystem Anwendung finden können. Der Fokus liegt hierbei auf mobilen Apps für Smartphones und Tablets, die spielerische Testungen wichtiger Gedächtnisfunktionen ermöglichen.

Diese Testungen können als Studienanwendung neotivTrials sowohl zu wissenschaftlichen Zwecken verwendet werden, um Studien langjährig zu begleiten oder beispielswiese Rekrutierungsprozesse für Studien zu optimieren.

Weiterhin ist der Nutzen im Gesundheitssystem ein Kernanwendungsgebiet. Das Medizinprodukt neotivCare unterstützt Patientinnen und Patienten bei der medizinischen Einschätzung von selbst wahrgenommenen Gedächtnisproblemen. Im häuslichen Umfeld können Testungen durchgeführt werden, welche später mit der Ärztin oder dem Arzt ausgewertet werden und dabei helfen, eine mögliche Erkrankung, wie zum Beispiel Alzheimer, frühzeitig zu identifizieren.

Um solche Anwendungen wissenschaftlich valide und nachhaltig in das Gesundheitssystem integrieren zu können, arbeitet neotiv mit verschiedenen internationalen Studien und wichtigen Institutionen des Gesundheitssystems aktiv zusammen.

Weiterführende Informationen zur neotiv GmbH und den Gründern finden sich auf www.neotiv.com/de/press.

Quelle: www.aok.de


Mit digitaler Innovation Grundlagenforschung bereichern: DZNE und neotiv GmbH gehen langfristige Kooperation ein

„Wie können Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung in digitale Lösungen gebracht werden und so die Forschung und langfristig auch die Lebenswelt von Patienten nachhaltig verbessern?“ Diese Frage beschäftigt das Magdeburger digital health Startup neotiv seit Beginn der ersten Förderung 2015. Das junge Unternehmen ist eine Ausgründung der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg.

Basierend auf aktueller Forschung entwickeln dort Wissenschaftler gemeinsam mit Designern und Ingenieuren eine App, die durch regelmäßige spielerische Testungen wichtiger Gedächtnisfunktionen von Studienteilnehmern über längere Zeiträume hinweg begleiten kann. Diese App führt die ca. 10-minütigen Testungen automatisch mit den Studienteilnehmern durch und übermittelt die Ergebnisse an die Wissenschaftler.

Um diesen Forschungstransfer zu stärken, freuen sich das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und die neotiv GmbH bekanntgeben zu dürfen, dass sie zukünftig gemeinsame Wege gehen, um weiterhin neueste wissenschaftliche Grundlagen in innovative Entwicklungen zu überführen.

„Eine Plattform, wie die von neotiv, kann wissenschaftliche Studien auf ein ganz neues Niveau bringen. Sie hilft uns, Veränderungen der Kognition effizienter zu messen und somit Gedächtnisprobleme im Rahmen von neurodegenerativen Erkrankungen besser zu verstehen“, sagt Dr. David Berron, Mitgründer von neotiv.

Wissenschaftler können nun über klinische Untersuchungstermine hinaus engmaschig und spezifisch kognitive Testungen mit Probanden durchführen. Die nicht invasiven Tests sind einfach und spielerisch durchzuführen und liefern dennoch wertvolle Informationen. So können sie beispielsweise zeigen, wie Interventionen oder Lebensstiländerungen die Kognition eines Probanden beeinflussen.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff sieht großes Potential in der Gründung. „Nur an Standorten die exzellente Forschung und eine effiziente Förderung von Gründerinnen und Gründern zusammenbringen kann solch ein Forschungstransfer gelingen“, sagte er anlässlich des Besuchs von neotiv am heutigen Montag. Die Software von neotiv ist bereits jetzt für Studien des DZNE eingeplant und soll so unmittelbar einen innovativen Mehrwert liefern. Darüber hinaus werden die mobilen Apps von neotiv auch bereits in internationalen Studien eingesetzt. Die langfristige Vision der Kooperation zwischen DZNE und neotiv ist es, neue wissenschaftliche Erkenntnisse zur alltagsnahen Erforschung der Kognition und der Alzheimer Erkrankung zu nutzen. Digitale Hilfsmittel werden eine nachhaltige Rolle spielen um die Vorsorge und auch die medizinische Versorgung neurodegenerativer Erkrankungen maßgeblich zu verbessern.

Quelle: neotiv.com

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