Wachstumsstandort Sachsen-Anhalt – Die Top-Investitionen 2019

Farasis Energy - Großansiedlung in 2019
„Für den Wirtschaftsstandort Sachsen-Anhalt ist die Standortentscheidung und beabsichtigte Großinvestition von Farasis ein besonders wichtiger Ansiedlungserfolg“, freute sich Wirtschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann. „Sachsen-Anhalt entwickelt sich zum Land der Zukunftstechnologien, bei uns nimmt die industrielle Elektromobilität Fahrt auf.“ Es war ein vielbeachteter Paukenschlag, als der Wirtschaftsminister Anfang Mai verkünden konnte, dass Sachsen-Anhalt sich einmal mehr im europaweiten Standortwettbewerb durchsetzen konnte. Einer der global führenden Batteriehersteller Farasis Energy Inc. wird in den kommenden Jahren in Bitterfeld-Wolfen im Landkreis Anhalt-Bitterfeld eine Batteriezell-, Modul- und Packproduktion errichten. Das Unternehmen wird über seine neu gegründete Tochterfirma Farasis Energy Europe GmbH mehr als 600 Millionen Euro in das neue Werk investieren und mindestens 600 neue Arbeitsplätze im Endausbau schaffen. Das Unternehmen Farasis wurde im Jahr 2002 in der Nähe von San Francisco im US-Bundesstaat Kalifornien gegründet und beschäftigt weltweit etwa 3.500 Mitarbeiter. Das Unternehmen besitzt bereits zwei Fabriken im chinesischen Ganzhou und Zhenjiang für sogenannte Lithium-Ionen-Batterien. Um seinen Wachstumskurs auf dem europäischen Markt zu beschleunigen und hiesige OEMs beliefern zu können, plante das Unternehmen die Ansiedlung einer Batteriezell- und modulfertigung am Standort Bitterfeld (Solar Valley). Die Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH (IMG) unterstützte in enger Abstimmung mit dem Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung Farasis intensiv bei der Suche nach passenden Industrieflächen. Jetzt erhält das Unternehmen Support in der Kommunikation mit den lokalen Verwaltungen bei Behördenthemen sowie zusammen mit weiteren Netzwerkpartnern (wie u.a. der Investitionsbank Sachsen-Anhalt und der Arbeitsagentur) Hilfestellung bei Förderfragen bzw. bei der Suche nach geeigneten Fachkräften.
Lithiumhydroxid in Batteriequalität
In diesen Kontext der Elektromobilität passt auch die Entscheidung des niederländischen Unternehmens Advanced Metallurgical Group N.V. (AMG), das eine Lithiumhydroxid-Raffinerieanlage in Elsteraue/Zeitz bauen wird. In der Anlage soll Lithiumhydroxid in Batteriequalität gewonnen werden. Die Investitionen für Labor und Produktion schätzt AMG auf 50 bis 60 Millionen US-Dollar. Die deutsche Tochtergesellschaft AMG Lithium GmbH mit Sitz in Frankfurt/Main habe mit der Planung zum Bau begonnen und bei der Investitionsbank Sachsen-Anhalt einen Antrag auf öffentliche Fördermittel für die Erstellung der Anlage gestellt. Der Chef der Deutschland-Tochter von AMG, Scherer, sagte dem Handelsblatt, für den Standort Deutschland sprächen gut ausgebildete Arbeitskräfte und die Nähe zu Abnehmern. "Die Automobil- und Batteriehersteller haben festgestellt, dass es durchaus Sinn macht, Batterien für Elektroautos in Europa zu bauen und hier zu etablieren". Nach Unternehmensangaben wäre die Raffinerie die erste deutschlandweit, die Lithiumhydroxid im benötigten Reinheitsgrad herstellen kann.
HORIBA FuelCon auf Expansionskurs
Passend dazu auch die Ankündigung vonHORIBA FuelCon. Die hundertprozentige Tochtergesellschaft des japanischen Konzerns HORIBA und Teil von HORIBA Automotive Test Systems verkündete im April ihre Geschäftstätigkeit zu erweitern. Dafür erwirbt das Unternehmen ein 29.000 Quadratmeter großes Grundstück in der Nähe ihres aktuellen F&E- und Produktionsstandorts in Barleben bei Magdeburg. HORIBA FuelCon ist führender Hersteller von Test-, Fertigungs- und Diagnosesystemen für Brennstoffzellen und Batterien. Im Zuge der Umstellung auf alternative Formen sauberer Antriebstechnologien erlebt HORIBA FuelCon eine beispiellose Nachfrage aus zahlreichen internationalen Märkten. Der erhöhte Bedarf an ihrer Technologie führt dazu, dass die HORIBA-Tochter die Produktionsfläche vergrößern muss. Nach neun Jahren Produktionserfahrung am aktuellen Standort nahe Magdeburg ermöglicht der Erwerb eines hochwertigen Industriegrundstücks in unmittelbarer Nähe zu dem bestehenden Werk eine Erweiterung der Produktionskapazität. Dies wird mögliche Beeinträchtigungen für Mitarbeiter und Kundenbetrieb minimieren.
Boryszew GmbH in Gardelegen setzt auf positive Dynamik durch E-Fahrzeuge
Als Automobilzulieferer steuert die zum polnischen Konzern Boryszew SA gehörige Boryszew GmbH in Gardelegen immer wieder durch bewegtes Fahrwasser. Mit 650 Mitarbeitern inzwischen der größte Arbeitgeber vor Ort kündigte das Unternehmen im August 2019 erneut umfangreiche Investitionen in den Maschinenpark an. Fünf neue Maschinen im Wert von rund drei Millionen Euro sollen vor allem zu einer weiteren deutlichen Produktivitätssteigerung führen. Größter Standortvorteil in Gardelegen sei nach wie vor die Nähe zum Hauptkunden VW. Lüftungsgitter, Radabdeckungen oder Griffe werden hier im Spritzgussverfahren hergestellt. Auch das komplette Handschuhfach im Golf 7 stammt aus Gardelegen. Mittelfristig rechnet das Unternehmen mit einer positiven Dynamik vor allem bei E-Fahrzeugen, da der Wechsel zur Elektrotechnologie sich positiv auf das Produktportfolio auswirken werde.
„2019 ist ein Jahr, in dem sich für FDIs in Sachsen-Anhalt ein spannendes Zeitfenster nicht nur im Bereich der New Mobility sondern auch in anderen Kompetenzfeldern aufgetan hat, beispielsweise im Pharmabereich, in der Chemie oder in der Ernährungswirtschaft“, erläutert Thomas Einsfelder, Chef der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Sachsen-Anhalt (IMG) und nennt weitere Beispiele:
Linde Group mit neuer Wasserstoff-Verflüssigungsanlage
Die irische Linde Group hat Ende Oktober mit dem Baufür die neue Wasserstoff-Verflüssigungsanlage von in Leuna begonnen. Mit der neuen Anlage, die dem Unternehmen zufolge die modernste ihrer Art in Europa sein wird, verdoppelt Linde die Verflüssigungskapazitäten am Standort. Statt bislang fünf können bald bis zu zehn Tonnen flüssiger Wasserstoff pro Tag produziert werden. Beide Anlagen werden derzeit von den benachbarten Wasserstoff-Produktionsanlagen über eine Pipeline mit dem gasförmigen Rohprodukt versorgt. Auch „grüner“ Wasserstoff aus dem geplanten Reallabor in Leuna kann hier zukünftig verarbeitet und zur Versorgung von Wasserstofftankstellen verwendet werden. Der Wasserstoff wird in der neuen Anlage bei einer Temperatur von -253 °C verflüssigt und im Anschluss an speziellen Füllständen zum Lkw-Transport verladen. In flüssiger Form besitzt Wasserstoff einen wesentlich höheren Energieinhalt pro Volumeneinheit als in gasförmig komprimiertem Zustand. Die Anzahl der notwendigen Fahrten zur Belieferung der Abnehmer reduziert sich damit signifikant. Der Chemiestandort Leuna entwickelt sich mit dieser Investition zum europäischen Zentrum für die Wasserstoff-Verflüssigung. Aktuell arbeiten in Europa drei Wasserstoff-Verflüssigungsanlagen – eine davon bereits in Leuna.
Der belgische Solvay Konzern, eines der 10 größten Chemie-Unternehmen weltweit, investiert 48 Millionen Euro in Bernburg, wo seit über 130 Jahren Soda hergestellt wird. Mit neuen Gasturbinen, die teilweise den Strom für das Werk produzieren, wird der Standort auf lange Sicht gesichert und die Wettbewerbsfähigkeit erhöht. Das Werk hat 400 Mitarbeiter.
Der französische Konzern Ceva Sante`Animal hat zum 1. Juli 2019 die Tiergesundheitssparte der zur Klocke Holding gehörenden IDT Biologika übernommen. Das Unternehmen im Biopharmapark Dessau-Rosslau will sich zukünftig auf die Herstellung humanmedizinischer biotechnologischer Impfstoffe für den nationalen und internationalen Markt konzentrieren. Damit erwirtschaftet IDT bereits heute zwei Drittel des Umsatzes, den das Unternehmen für 2017 mit 240 Millionen Euro angegeben hatte. Ceva kündigte zugleich umfangreiche Investitionen in das neue globale Innovationszentrum für Schweineimpfstoffe an.
Österreicher bauen Zentrallager in Magdeburg: Günstiger Ausgangspunkt für Nord- und Osteuropa
Der aus Österreich stammende Konzern Eglo vollzog im September 2019 den ersten Spatenstich für sein neues Logistikzentrum im Norden der Landeshauptstadt Magdeburg. Die sehr positive Umsatzentwicklung im Segment der dekorativen Wohnleuchten erfordere eine Anpassung des logistischen Netzwerkes in Europa, begründete das Unternehmen seine Standortentscheidung. Die drei Zentrallager des Unternehmens in Österreich, Ungarn und den Niederlanden werden deshalb durch ein viertes in Magdeburg ergänzt. Hier sei ein günstiger Ausgangspunkt sowohl für innerdeutsche Lieferungen als auch für Lieferungen nach Nord- und Osteuropa. Mit der Millioneninvestition hebt Eglo sein größtes Fertigwarenlager aus der Taufe und schafft Platz für 66.000Paletten im vollautomatisierten Hochregallager und 10.000 Paletten im Kommissionsbereich. In unmittelbarer Nachbarschaft hat bereits der österreichische Lebensmittellogistiker Gunz ein Vertriebszentrum aufgebaut.
Der zum Schweizer Einzelhandelskonzern Valora gehörende Großbäckerei Ditsch verkündete im Februar eine Investition im mittleren zweistelligen Millionenbeitrag zum Bau einer dritten Produktionshalle mit zunächst zwei weiteren Produktionslinien am Standort Oranienbaum bei Dessau-Rosslau. 100 neue Mitarbeiter sollen eingestellt werden. Bisher werden auf acht Produktionslinien täglich 1,25 Millionen Backwaren hergestellt. Mit der Investition wird die Kapazität um rund 15 Prozent erhöht. Der Weltmarktführer beim Laugengebäck reagiert damit auf die steigende Nachfrage seiner Kunden nicht nur in Europa sondern auch in den USA und Japan.
IMG verzeichnet erstmals seit 2015 mehr Neuansiedlungen als Erweiterungsinvestitionen
IMG-Chef Thomas Einsfelder freut sich über die guten Ergebnisse: „Unsere Konzentration auf innovationsgetriebene Kompetenzfelder und die Märkte DACH, China und USA beginnt sich zu bewähren. Wir beschleunigen jetzt unsere Aufholjagd: Mit Stand Mitte September 2019 betreut die IMG rund 30 Top-Investitionsprojekte. Mit der Realisierung dieser Top-Projekte könnten bis Jahresende 2020 3,4 Milliarden Euro Investitionen angeschoben, 5750 neue Arbeitsplätze geschaffen und 385 Dauerarbeitsplätze erhalten werden. Neu und anders als in den Vorjahren ist dabei Folgendes: Im ersten Halbjahr 2019 verzeichnen wir in Sachsen-Anhalt zum ersten Mal seit 2015 wieder mehr Neuansiedlungen als Erweiterungsinvestitionen und: Verglichen mit den vier Vorjahren konnten im ersten Halbjahr 2019 die meisten neuen Dauerarbeitsplätze geschaffen werden.“
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