Im Chemiepark Leuna entstehen zwei einzigartige Pilotanlagen

Wasserstoff-Modellregion Mitteldeutschland: Willingmann überreicht Förderung in Höhe von 8,1 Millionen Euro an Fraunhofer-Forscher

Sachsen-Anhalt setzt auf den Energieträger der Zukunft: Wirtschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann hat dazu heute zwei Förderbescheide über insgesamt rund 8,1 Millionen Euro aus EU- und Landesmitteln an den Fraunhofer-Vorstand für Technologiemarketing und Sprecher des Fraunhofer-Wasserstoffnetzwerks, Prof. Dr. Ralf B. Wehrspohn, und den Leiter des Fraunhofer-Zentrums für Chemisch-Biotechnologische Prozesse CBP in Leuna, Gerd Unkelbach, überreicht. Das Ziel: Durch den Aufbau zweier einzigartiger Pilotanlagen soll der Erzeugung, Speicherung und Nutzung von CO₂-frei produziertem Wasserstoff auch im industriellen Maßstab zum Durchbruch verholfen werden.

Willingmann sagte: „Wir wollen Mitteldeutschland im Zuge von Energiewende und Kohleausstieg zu einer Modellregion für ‚grünen‘ Wasserstoff entwickeln. Dieser mithilfe von überschüssigem Solar- und Windstrom erzeugte Wasserstoff ist ein echter Alleskönner. Denn er macht nicht nur erneuerbare Energien speicherbar, sondern bietet auch enormes Potenzial als nachhaltiger Rohstoff für unsere chemische Industrie.“

Derzeit ist die Erzeugung von „grünem Wasserstoff“ mittels Elektrolyse (Zerlegung von Wasser durch Strom in Wasserstoff und Sauerstoff) im industriellen Maßstab allerdings noch nicht wirtschaftlich. Ändern wollen das Forscherinnen und Forscher des Fraunhofer-CBP in Leuna (Saalekreis) und des Fraunhofer-Instituts für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS (Halle). Sie können dabei künftig zwei zukunftsweisende Pilotanlagen nutzen, deren Aufbau jetzt vom Wirtschaftsministerium gefördert wird.

In der Elektrolysetest- und -versuchsplattform (ELP; Gesamtkosten: 9,25 Mio. Euro, davon 50% EU-Mittel des Landes sowie jeweils 25% von Bund und Land) soll die Elektrolyse-Technologie für den industriellen Maßstab weiterentwickelt werden, um den so erzeugten „grünen“ Wasserstoff anschließend ebenfalls im großen Maßstab in der Skalierungsplattform „Hy2Chem“ (Gesamtkosten: 2,085 Mio. Euro, davon 1,12 Mio. Euro EU-Mittel des Landes sowie 965.000 Euro Mittel der Fraunhofer-Gesellschaft und der Wirtschaft) zur Herstellung von Grundchemikalien und Kraftstoffen zu nutzen.

Willingmann: „Der Standort Leuna hat durch Knowhow und Infrastruktur beste Voraussetzungen, um zum Nukleus einer deutschen Wasserstoff-Wirtschaft zu werden und unseren Unternehmen weltweite Exportchancen zu eröffnen. Dafür muss es gelingen, die Erzeugung und Nutzung von ‚grünem‘ Wasserstoff jetzt auch im großen Maßstab zum Erfolg zu führen. Der vom Land geförderte Aufbau der beiden Pilotanlagen, an denen auch die Wirtschaft maßgeblich beteiligt ist, schafft hierfür die Basis. Mit diesem Leuchtturm-Vorhaben für den Strukturwandel in der Braunkohleregion wird auch der Weg in eine CO₂-arme bzw. CO₂-freie Chemieindustrie bereitet.“

Der Standort Sachsen-Anhalt und gerade der Chemiepark Leuna bieten mit Blick auf „grünen Wasserstoff“ viele Vorteile. Hierzu gehören:

  • das große Potenzial an Erzeugung erneuerbarer Energien im Land,
  • die sehr gut ausgebaute Wasserstoff-Infrastruktur, die für „grünen“ Wasserstoff genutzt werden kann (Mitteldeutschland bietet das zweitgrößte Wasserstoff-Pipeline-Netz Deutschlands sowie Salzkavernen als großvolumige Wasserstoff-Speicher),
  • Unternehmen mit langjähriger Betriebserfahrung bei der Wasserstoffherstellung und seiner weiteren industriellen Nutzung sowie
  • eine leistungsstarke Forschungsinfrastruktur, bestehend u.a. aus dem Fraunhofer-CBP, dem HYPOS-Netzwerk mit mehr als 100 Mitgliedern aus Wirtschaft, Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie den zwei vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) ausgewählten „Reallaboren der Energiewende“ „GreenHydroChem“ in Leuna und „Energiepark Bad Lauchstädt“.

Im Entwurf der Nationalen Wasserstoffstrategie des BMWi ist das Ziel formuliert, bis 2030 rund 20 Prozent des in Deutschland verbrauchten Wasserstoffs CO₂-frei zu decken. Um einen Beitrag dazu zu leisten braucht es v.a. technologischen Fortschritt in der gesamten Wertschöpfungskette, also von der Erzeugung über Speicherung und Verteilung bis hin zur Nutzung. Grundlagen dafür werden auch in Leuna gelegt.

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