Kreislaufwirtschaft - ökologische Herausforderung im 21. Jahrhundert

Die Recyclingmaschinen der Doppstadt Calbe GmbH aus Sachsen-Anhalt werden weltweit eingesetzt, im japanischen Fukushima, zur Sanierung der Lagune in Venedig, nach dem Orkan Kyrill 2007 in ganz Europa oder nach dem Hurrikan Katarina in New Orleans. Das Unternehmen wurde von der WirtschaftsWoche und der Uni Sankt Gallen zum „Hidden Champion“ gekürt.

Vor fast 30 Jahren übernahm der Maschinenbauer Doppstadt den Förderanlagenbau Calbe im mitteldeutschen Sachsen-Anhalt, heute der größte Standort des Unternehmens und zum Weltmarktführer aufgestiegen. Produziert werden modernste Maschinen aus dem Bereich Umwelttechnik und Wertstoffgewinnung, aber auch Gurttrommeln in alter Tradition.

Das Thema Umwelt treibt Ferdinand Doppstadt nicht erst an,  seit es auf der politischen Agenda weit nach oben gerückt ist. Die ökologischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts sind ihm schon lange klar: die stark steigende Urbanisierung, einhergehend mit weiterhin stark wachsender Population; sinkende Ressourcen auf der anderen Seite. „Wir sind Teil eines hochdynamischen Zukunftsmarktes, der in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen wird. Der Konflikt zwischen der weltweit zunehmenden Nachfrage nach Rohstoffen und der absehbaren Endlichkeit unserer Ressourcen kann nur über nachhaltige Aufbereitungs- und Recyclingtechnologien gelöst werden“, sagt der Inhaber der Firmengruppe mit heute fast 200 Millionen Euro Umsatz, die in Calbe und Velbert neben der Herstellung mobiler und stationärer Maschinen in weiteren Geschäftsfeldern tätig ist. Die Gruppe ist ein deutsches Maschinenbauunternehmen im Bereich Umwelttechnik und Wertstoffgewinnung, 1965 als landwirtschaftlicher Lohnbetrieb in Velbert gegründet. 1992 übernahm Doppstadt die Förderanlagen Calbe GmbH, als größten aller Standorte, gelegen im industriellen Herzen Mitteldeutschlands in Sachsen-Anhalt. Mobile Maschinen und Fördertechnik werden hier auf 222.000 Quadratmetern Fläche, nach dem Ausbau mit modernster Fertigungs- und Montagetechnik, entwickelt und seriengefertigt. Recyclingmaschinen - Schredder, Spezialmaschinen für die Kompostgewinnung, Trommelsiebmaschinen oder Hacker zum Beispiel. Sie, so könnte man sagen, kriegen alles klein, vom Grünschnitt bis zur Bahnschwelle.

Einsatz auch bei Katastrophen

Maschinen also, die bestens gewappnet sind für die Herausforderungen der Zukunft. Doppstadt bietet Systemlösungen - Zerkleinern, Trennen, Recyceln, Zurückführen - für die Bereiche Deponierückbau, Baumischabfall, Gewerbeabfall Altholz oder Ersatzbrennstoffe, Biomasse oder Kompost an. Zum Einsatz kommen die Doppstadt-Produkte weltweit. Einige der Einsatzorte haben es zu trauriger Berühmtheit gebracht - das deutsche Unternehmen war dort maßgeblich an der Beseitigung der Schäden beteiligt: Im japanischen Fukushima wurden seine Maschinen genutzt, um kontaminierte Böden abzutragen. Separationsanlagen wurden eingesetzt bei der Sanierung von 100.000 Quadratmetern der Lagune in Venedig, Schäden von den Spezialmaschinen beseitigt nach dem Wüten von Orkan Kyrill 2007 in Europa oder nach Hurrikan Katrina in New Orleans.

Doppstadt Calbe ist einer der größten Arbeitgeber der Region mit rund 470 Mitarbeitern, Tendenz steigend. Rund 60 Mitarbeiter aus dem Bereich Entwicklung und Konstruktion sorgen für Innovationen; praktisch durchgehend fanden seit der Gründung Umbau- und Modernisierungsarbeiten statt, bei einem bisherigen Investitionsvolumen im hohen zweistelligen Millionenbereich. Angeliefert wird in Calbe nur das Rohmaterial, die Fertigungstiefe in den Werkhallen ist somit sehr hoch. Rund zwei Maschinen werden pro Tag produziert, bis zu 40 im Monat, 400 pro Jahr, Tendenz steigend. Glanzstück und größtes Modell des Doppstadt-Portfolios ist der Inventhor Type 9. Mehr als 35 Tonnen schwer, 530 PS, etwa 700.000 Euro müssen Endkunden für den Zerkleinerer investieren - bei einer Lebensdauer von mehreren Jahrzehnten -, der es mit nahezu allen Materialien aufnimmt. Gesteuert wird er mit einem kleinen Display oder per Fernbedienung. Das Zerkleinerungssystem am Inventhor zerkleinert die Aufgabematerialien hocheffizient – der Motor, Zerkleinerungswalze und das von Doppstadt patentierte VarioDirect-Getriebe bilden einen direkten Antriebsstrang. Der Wirkungsgrad ist so sehr viel höher, es gibt keinen Kraftverlust. Das ist hochwertige Qualität, made in Germany, dafür sind Doppstadts Produkte bekannt und ein wesentlicher Grund für seine Position als Weltmarktführer.

„Hidden Champion“

In diese Kategorie nämlich fällt Doppstadt Calbe, im Index der renommierten HBM Unternehmerschule an der Universität St. Gallen und der WirtschaftsWoche als „Hidden Champion“ gelistet. Das Ranking wird jährlich erstellt, die Aspiranten haben strenge Kriterien zu erfüllen. Sie müssen den höchsten oder zweithöchsten Marktanteil in ihrem Segment ausweisen, einen Jahresumsatz über 50 Millionen Euro erzielen und auf mindestens drei Kontinenten tätig sein. „Hidden Champions“ sind mittelständische Unternehmen, die oft unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung liegen, in ihrem Bereich aber zu den führenden Akteuren zählen. Doppstadt Mobilmaschinen arbeiten in mehr als 40 Ländern. Über das Vertriebsnetzwerk der Firmengruppe werden heute mehr als 7000 Kunden betreut. Damit erfüllt Doppstadt Calbe diese Kriterien und will weiter wachsen - wobei dem Unternehmen die Brisanz derThemen Umweltschutz und Recycling in die Hände spielen dürften.

Dennochvernachlässigt man die Traditionen nicht. Seit 55 Jahren werden am Standort, ursprünglich in der Förderanlagen Calbe GmbH, Gurttrommeln produziert. Teilweise über 20 Tonnen schwer, treiben sie unter anderem kilometerlange Förderbänder an. Sie kommen in Bandanlagen und Tagebaugeräten zum Einsatz. Zwar macht der Anteil der Gurttrommeln nur einen kleinen Teil des Gesamtumsatzes aus, der Absatz aber bleibt stabil bei einem Export in über 25 Länder. Jede Gurttrommel wird individuell gefertigt und zertifiziert. Doppstadt ist es bislang gelungen, auch für höchste Anforderungen am Einsatzort eine Lösung zu finden, wie beispielsweise der Überwindung von extremen Entfernungen oder Höhenunterschieden oder der Anpassung an außergewöhnliche klimatische Bedingungen.

Bei Doppstadt hat man sich vor nunmehr fast 30 Jahren ganz bewusst für den Standort Calbe entschieden, nicht nur der großen Flächen wegen. Hier schlägt das Herz des Maschinenbaus; der Umsatz einschlägiger Betriebe ist seit 2013 um 18,7 Prozent gestiegen, die Zahl der Beschäftigten um 14,4 Prozent. Mit der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg gibt es eine enge Zusammenarbeit unddas Fachkräfteangebot in der Region ist nach wie vor besser als an manch anderem Standort.

Autorin: Anja Falgowski

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