Wie aus schwarz-weißen Quadraten ein lebender T-Rex wird

Ein Magdeburger Start-Up erweckt totgeglaubte QR Code zu neuem Leben

Wenn man Daniel Anderson, den Geschäftsführer der 3DQR GmbH in Magdeburg, zum neuen Glanz des eigentlich schon fast totgeglaubten QR-Codes befragt, dann blitzen seine Augen auf und schon sprudelt er los.

„Es ist ja eigentlich auch wenig sinnvoll gewesen, wenn der QR-Code nicht mehr als einen Link zu einer Webseite enthält. Da geht es wohl schneller über die Internetsuche oder man tippt die Seite einfach in den Browser auf dem Handy“, erzählt der junge Mann. Und genau an dieser Stelle setzt die Idee des Magdeburger Unternehmens an. Mittels der kostenlosen App „3DQR“ erwacht das kleine schwarze-weiße Raster zu neuem Leben – im besten Sinne des Wortes. App starten, die Kamera über den QR-Code halten und schon steht ein 3D-Dinosaurier auf dem Handy oder dem Tablet.

„Der T-Rex ist natürlich nur eines von vielen Beispielen. Den haben wir für das Museum für Naturkunde Berlin aus Anlass ihrer Ausstellung eines T-Rex-Skeletts entworfen“, erzählt der Daniel Anderson. Aber auch komplexe und aufwendige Aufgaben sind kein Problem: von Lichtmaschinen über Schaltkästen, Möbel bis zum detailreichen Flugzeugtriebwerk sind schon realisiert worden. „Die ersten Augmented Reality Lösungen dieser Art gibt es schon länger. Allerdings waren diese mit großem, individuellem Aufwand verbunden und unterlagen manchen technischen Einschränkungen. „Wir haben nun eine Lösung entwickelt, die durch Verknüpfung mit der existierenden QR-Code-Technologie den Aufwand zur Erstellung einzelner Augmented-Reality-Inhalte drastisch reduziert. Mit 3DQR wird die Erstellung einer Augmented-Reality-Einblendung einfacher, als die Erstellung einer Website. Alles was wir brauchen sind die 3D-Daten als Grundlage“, so Anderson.

Der Programmieraufwand ist in aller Regel in wenigen Stunden erledigt und kann hinter jedem gängigen QR-Code hinterlegt werden. „Da gibt es noch oben eigentlich keine Grenzen“, weiss der studierte Mechatroniker.

„Pokémon Go“ und der Röntgenblick
„Das berühmt berüchtigte Handyspiel war das Beste, was uns passieren konnte“, erzählt Daniel Anderson. „Jeder hatte dadurch begriffen, dass Augmented Reality einfach und simpel anzuwenden ist. Einfach das Handy auf die reale Welt halten und das Display erweitert diese Realität. Auch die ersten AR-Brillen sind auf dem Markt erhältlich. Ich denke, wir stehen erst am Anfang des AR-Zeitalters und erleben gerade die ersten Umbrüche und Wandlungen. Aber das Spiel hat AR in die Köpfe der Leute gebracht.“

Für die 3DQR GmbH war es wichtig, eine einfache Anwendung zu entwickeln, die ohne großen Aufwand die verschiedensten Objekte zu virtuellem Leben erwecken kann. Aber dabei wollte es Daniel Anderson nicht belassen. Die Objekte können wie mit einem Röntgenblick als sogenannte Explosionsdarstellung auch in ihre Einzelteile zerlegt und wieder verschmolzen werden. Den Nutzen sieht man bei der 3DQR GmbH sowohl im Bereich Marketing für Flyer, Broschüren oder Produktpräsentationen, aber auch für Wartungspersonal von komplexen Anlagen.

Der Blick zurück nach vorn
In diesen Tagen wächst das Team auf fünf junge Leute an. Ein gutes Zeichen freut sich Daniel Anderson. „Auch wenn man als frisch gebackener Unternehmer durchaus manche schlaflose Nacht hat“, erzählt er.  „In Sachsen-Anhalt beherrschen wir schon den Markt – wir sind ja auch die einzigen, die diese Technologie so anbieten“, lacht der junge Geschäftsführer stolz. Bevor er seine Idee in mit einem start up umsetzte, hat er bereits im Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und –automatisierung in Magdeburg gearbeitet und sich mit neuen Möglichkeiten von Smartphones beschäftigt. „Die Idee habe ich schon lange mit mir herumgetragen – und sie nun mit dem eigenen Unternehmen umgesetzt“, erzählt Anderson.

Mit dem „ego“-Gründerkredit der Investitionsbank Sachsen und zwei Business Angels ging es vor rund einem Jahr dann hinaus in das Unternehmertum. Der Erfolg wartete nicht nur in Form erster Aufträge, wie dem virtuell erweiterteren Messe-Katalog des Landes Sachsen-Anhalt zur CeBIT 2016. „Man erhält als start up in Sachsen-Anhalt die volle Aufmerksamkeit, hat gut und schnelle Wege nach 'oben' in die Ministerien oder die Investitions- und Marketinggesellschaft von Sachsen-Anhalt“, so Daniel Anderson über den Standort. Und weiter: „Manchmal kostet es allerdings noch etwas Mühe, die Unternehmern und potentiellen Kunden in der Region, von den neuen Möglichkeiten, Chancen und von der Vorteilen der 3. Dimension zu überzeugen.“ Überzeugt haben sie 2016 mit ihrer Kreativität und ihrem Unternehmergeist dagegen auf Anhieb die Fachjury des „Hugo-Junkers-Preises für Forschung und Innovation“ des Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt: 2. Platz in der Sonderkategorie Informations- und Kommunikationstechnologien. Der Preis steht ganz real im Büro des jungen Unternehmens. Zum Anfassen sozusagen - für die Produkte der 3DQR GmbH muss man aber den Schritt in die virtuelle 3. Dimension wagen.

Autor: Alexander Greiner

www.3dqr.de

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