Wo komplexe Moleküle designt werden

Die ORGANICA Feinchemie GmbH Wolfen entwickelt im Kundenauftrag mehrstufige Syntheseverfahren, um Stoffe mit anspruchsvollen organischen Strukturen zu produzieren.

Mit jedem neuen Auftrag erobert sich die ORGANICA ein Stück Neuland. Ihre Spezialität ist die Auftragssynthese, wobei sie sowohl den Herstellungsprozess als auch Produkte auf Kundenwunsch entwickelt. Dass sie dabei mit als gefährlich eingestuften Stoffen hantiert und Mengen zwischen 50 Kilogramm und 50 Tonnen pro Produkt und Jahr ausliefert, sichert der Firma ihre Nische; in der sie auf eine stark wachsende Nachfrage trifft.

Tradition und eigene Profilierung

Synthese betrieben wurde am Standort von ORGANICA gefühlt schon immer. Die Reaktoren, Destillationsanlagen, Trockenschränke oder Zentrifugen bzw. ihre Vorgänger stehen auf dem Gelände des Chemieparks Bitterfeld-Wolfen in Mitteldeutschland, einem Chemiestandort mit 125-jähriger Tradition und wachsender Anziehungskraft für Neuansiedlungen. Diese Tradition und die Toleranz, ja Verbundenheit der Bevölkerung zur Chemie zählt ORGANICA-Geschäftsführer Dr. Jörg Blumhoff zu den Standortvorteilen. Hinzu kommt die Nachbarschaft zu vielen anderen Betrieben der Chemie und Feinchemie, die exzellente Infrastruktur mit der guten Anbindung an Straße und Schiene. Dass die Universitäten und Hochschulen im Raum Halle, Leipzig, Berlin und Jena nicht weit und damit qualifizierte Chemiker nahe sind, kommt hinzu. „Chemiestudenten möchte ich zukünftig mehr unterstützen. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir hier demnächst Bachelor- und Masterarbeiten betreuen“, sieht der Geschäftsführer ein neues Betätigungsfeld.

Die ORGANICA Feinchemie GmbH Wolfen gibt es jetzt seit 25 Jahren, doch ist die Produktionsstätte älter. Sie ist aus dem Bereich Zwischenprodukte der Filmfabrik Wolfen hervorgegangen. Die Historie prägt auch zum Teil die heutige Produktion und erklärt neben der eigenen Profilierung die Expertise im Umgang mit gefahrgeneigten Reaktionen wie den Hochdruckreaktionen und den Einsatz sicherheitskritischer Stoffe wie zum Beispiel Kohlenstoffdisulfid. „Auch den Umgang mit Natriumazid und Nitrierungen bieten nicht alle an“, sagt Jörg Blumhoff. Bei ORGANICA gehört es zum Kerngeschäft der 99 Mitarbeitenden. Viele davon bildet das Unternehmen selbst aus.

Flexibilität in Struktur und Größe

Für mehr als zweihundert Kunden in 35 Ländern produziert ORGANICA anspruchsvolle organische Strukturen in mehrstufigen Prozessen. Viele davon im exklusiven Kundenauftrag. Die eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung ist hoch effizient, schwärmt Dr. Jörg Blumhoff von den Fähigkeiten der zwei Chemiker und vier Laborantinnen, die eine große Zahl von Projekten parallel entwickeln. „Wir nehmen die Kunden dabei immer mit“, betont er. Die Wertschätzung dem Kunden gegenüber ist auch auf der Homepage ablesbar: Für Kundenanfragen firmiert der Geschäftsführer persönlich als Ansprechpartner.

So vielfältig die Firmenstruktur im Chemiepark ist, ORGANICA als mittelständisches Unternehmen neben vielen anderen hat mit eigener Vielfalt eine Nische gefunden, in der die Firma zunehmend  mehr Aufträge generiert. Als wichtige Grundlage des Erfolges sieht Jörg Blumhoff die Flexibilität in Struktur und Größe, und in den ebenfalls sehr flexiblen Mitarbeitern mit ihrer hohen Qualifikation. Auch in der Produktion selbst, in der sehr viel manuell bewältigt wird. Harte Arbeit ist das, zollt er den Chemikanten Hochachtung und erläutert: „Wir haben Mehrzweckanlagen, so dass wir sehr unterschiedliche Produkte herstellen können. Deshalb lohnt sich wenig Automatisierung, aber wir können auf Kundenwünsche optimal reagieren.“ Und weil bei jedem Projekt alle dazulernen, lehne ORGANICA kaum eine Anfrage ab. Und dank der Spezifik der benachbarten Unternehmen, gebe es ein gutes Miteinander, da jeder seine Spezifik habe; in Netzwerken wie CASID e.V. oder 4chiral werden Erfahrungen ausgetauscht.

180 bis 220 Produkte verkauft ORGANICA jährlich, sowohl Katalogprodukte als auch und vor allem die aus der Auftragssynthese hergestellten Stoffe. Die Kunden kommen aus der Imaging Industry, aus der Pharmazie, aus der klassischen Feinchemie, aber auch aus der Kosmetikbranche oder der Elektronik. „Wir werden angefragt, meist kommen Kunden durch Mund-zu-Mund-Propaganda, aber wir werden auch im Internet gefunden“, erzählt Jörg Blumhoff. Die meisten Kunden bleiben. Natürlich präsentiert sich ORGANICA auch auf Messen. „Mit 18,3 Millionen Euro Umsatz, davon 1,3 Millionen aus neuen Produkten, war 2019 unser bisher bestes Jahr“, resümiert der Geschäftsführer. Strategisch will er die Wertschöpfung am Standort erhöhen. Den Standort wechseln komme nicht in Frage.

Der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen gehört zu den Zukunftsorten in Sachsen-Anhalt, an denen sich Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft gegenseitig befruchten und – konzentriert auf ihr Kerngeschäft – mit neuen Ideen und Produkten den Weltmarkt erobern und mit ihren spezifischen Stärken spezifische Bedarfe treffen – wie ORGANICA. Lieferanten und Dienstleister sind in unmittelbarer Nähe angesiedelt, kurze Wege erleichtern die Kommunikation. Und Kommunikation, unterstreicht Dr. Jörg Blumhoff, ist ein wichtiger Erfolgsfaktor - im Unternehmen, mit den Kunden, mit den Partnern.

Autorin: Renate Wähnelt/IMG Sachsen-Anhalt


HIER stimmt die Chemie.


Traditionell bietet Sachsen-Anhalt die komplette Wertschöpfungskette von der Basischemie bis zur weiterverarbeitenden Industrie. In den Bereichen Polymersynthese, Agrochemie sowie Fein- und Spezialchemie hat das Land sich zu einem führenden Kompetenzzentrum entwickelt.

 

Ein ausgeprägter Rohstoffverbund, getragen von den insgesamt 5 Chemieparks des Landes, schafft profitable Synergiemöglichkeiten.

> Mehr zum Fokus Thema Chemie in Sachsen-Anhalt

vorheriger Beitrag nächster Beitrag