Vorsprung durch schnelles Handeln

Ein Merseburger Unternehmen modifiziert seine Produkte und trifft damit ins Schwarze

Die Druckerei und Werbeagentur MERCO MTW hat aus der Not eine Tugend gemacht und sich in schwierigen Zeiten neue Geschäftsfelder eröffnet. Mit Beginn der Pandemie und den Lockdown im Rücken wurde das Portfolio des Merseburger Unternehmens um mobile und stationäre Infektionsschutzwände und weitere Angebote erweitert. Als einer der ersten Anbieter hat der mittelständische Betrieb mit Messebau-Erfahrungen damit bei Auftraggebern im gesamten Bundesland gepunktet und zeigt beispielhaft, wie schnell, marktorientiert und mit digitalen Arbeitsweisen in Sachsen-Anhalt agiert wird.

Der große Tag ist lange geplant. Im Juni soll das 25-jährige Bestehen von MERCO MTW gefeiert werden – die Gründung, die Erweiterung, die das Merseburger Unternehmen Schritt für Schritt immer größer gemacht hat. Die Geschäfte in der Druckerei und Werbeagentur laufen richtig gut. Noch im Januar ist Inhaber Horst Naumann auf Messen unterwegs, knüpft Kontakte, holt Aufträge, unter anderem für Messebauten, in die Dom- und Hochschulstadt im südlichen Sachsen-Anhalt. Dann wird es ernst mit Corona. Die Pandemie schlägt zu – mit all ihren gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen. Veranstaltungen werden abgesagt, Messen fallen aus, Aufträge werden storniert. „Auf einen Schlag mussten wir in manchen Bereichen einen Umsatzeinbruch von fast 100 Prozent hinnehmen“, erinnert sich der Geschäftsmann. „Ein Großteil der Belegschaft musste leider in Kurzarbeit gehen.“ Das Grafikbüro, die Druckerei, fast alle Abteilungen machten komplett dicht.

Neue Ideen für bestehende Messesysteme

„Nach dem ersten Schock, habe ich gedacht, dass es so nicht bleiben kann“, sagt Horst Naumann, für den die Pandemie auch persönliche Folgen hat. Der Merseburger lebt mit einer Erkrankung, die ihn zum Risikopatienten macht. Er muss vorsichtig sein, seine Gesundheit noch mehr schützen als andere Menschen. „In dieser Phase, die von Existenzangst und äußerster Vorsicht geprägt war, hat das verbliebene Team Kampfgeist und innovatives Denken gezeigt“, erinnert sich der Unternehmer. Die Werbetechnik macht den Anfang. Hier entsteht eine kreative Lösung. Die Idee: Messesysteme, die das Unternehmen anbietet, könnten als Infektionsschutz umgebaut werden, stationäre Verkleidungen wären möglich. Erfahrungen, Pläne, sogar Plexiglas gibt es dank vorausschauender Planung genug im Betrieb. „Unternehmen, Praxen, öffentliche Stellen, überall wurden plötzlich Schutzwände gesucht oder nach Schutzverkleidungen gefragt“, so Horst Naumann. Er holt einen Großteil der Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurück, neue Ideen für bestehende Systeme entstehen. Er schläft wenig, telefoniert viel, hält zu Hause die roten Fäden in der Hand.

„Wir waren schnell zur Stelle.“

In der Firma wird ein kleines Call-Center eingerichtet. Mitarbeiter*innen telefonieren tagelang, bieten an, was das Unternehmen schnell verfügbar hat. Die ersten Aufträge kommen von Industriekunden, dann folgen Bibliotheken, Kantinen, Geschäfte, Betriebe, Arbeitsagenturen, Verwaltungen. „Es hat sich schnell herumgesprochen, dass wir nicht einfach nur etwas mit dem Nagel befestigen, sondern durchdachte Lösungen parat haben, mit denen die Hygienekonzepte zum Infektionsschutz eingehalten werden können“, sagt der Unternehmer. Was er und sein Team fertigen, sei hochwertig, individuell, flexibel, kann selbst montiert oder eingebaut werden – sie bieten mobile und stationäre Infektionsschutzwände, später auch Besucherkabinen für Pflegeheime, Infostelen mit Desinfektionsspender und sämtliche Utensilien, die wichtig werden, wie Mundschutz oder ein Gesichtsschild. Horst Naumann sagt: „Wir haben einfach schnell reagiert, waren zur Stelle, als viele noch nachgedacht haben, was getan werden muss.“ Das verschafft den Merseburgern einen Vorsprung, sie stellen sich neu auf, liefern „teilweise sofort nach Bestellung“ in alle Himmelsrichtungen, bauen und montieren alles selbst, setzen ihr Messesystem ein, nutzen die digitalen Grundlagen, die schon vor Jahren gelegt wurden. „Unser Web-System war darauf eingestellt, wir waren auch online zur Stelle“, so der Inhaber. Auf der Webseite integriert das Unternehmen einen „Corona-Bereich“, entwickelt die Marketing-Schiene „Unser Lars hat was gegen Sars (CoV-2)“, erstellt Erklär-Videos mit dem neuen Sympathieträger, die komplexe Sachverhalte „übersetzen“ für das Online-Marketing, Social-Media, Vorträge oder die firmeninterne Kommunikation. „Der große, eilige Run“ hätte zwar inzwischen nachgelassen, meint Horst Naumann, „aber wir haben neue Geschäftsfelder und Auftraggeber gewonnen, und wissen, was wir leisten können – auch in Krisenzeiten“. An ihrem Erfahrungen wollen sie andere teilhaben lassen, wollen Unternehmer*innen unterstützen und verstärkt auf Netzwerke setzen, beteiligen sich darum unter anderem an digitalen Barcamps, die in der Region angeboten werden. Der MERCO-MTW-Inhaber sagt: „In solchen Zeiten ist es immer gut, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen.“

Autorin: Manuela Bock/IMG Sachsen-Anhalt


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