Neue Wege in der Frühmobilisation

Wernigeröder Unternehmen entwickelt einzigartige Therapiegeräte für den Klinikeinsatz

Für Stillstand hat man hier nichts übrig. Das wird schnell klar, wenn man die vib.innovation GmbH in Wernigerode besucht. Das Team hat sich große Ziele gesteckt. „Wir wollen mit zahlreichen Erfindungen, Patenten und innovativen Produkten zum Technologieführer im Bereich vibrationsgestützter Sport- und Therapiegeräte werden“, sagt Bernhard Rudolph. Er ist er Geschäftsführer eines der rund 75 Medizintechnik-Unternehmen in Sachsen-Anhalt, die in der Entwicklung und Herstellung innovativer medizintechnischer Produkte vorn dabei sind.

Einen ersten großen Schritt auf dem Weg zum Technologieführer hat die vib.innovation GmbH schon getan: Das Unternehmen hat ein weltweit einzigartiges mobiles Therapiegerät entwickelt, das in der Intensivmedizin und in der Frühmobilisierung von Patienten direkt am Krankenbett eingesetzt wird. Das Wirkprinzip basiert –auf mechanischen Schwingungen. „Das Ziel der ,inostation’ ist es, den Muskelabbau bei schwerkranken Patienten zu verhindern“, sagt Bernhard Rudolph. Er erläutert den medizinischen Hintergrund: „Wenn ein Patient auf der Intensivstation liegt, laufen im Körper schon nach wenigen Tagen Prozesse ab, die zum Muskelabbau führen können. Doch, wenn der Patient im Koma liegt und zusätzlich künstlich beatmet werden muss, gestaltet sich eine klassische manuelle Therapie auf Grund der Schwere der Krankheit sehr schwierig. Daraus entstand die Herausforderung, ein passives Therapiegerät zu entwickeln, mit dem man diesen Patienten helfen kann.“

Die „inostation“ wird ans Krankenbett des Intensivpatienten geschoben und überträgt hier Vibrationen auf den Körper. Die Muskeln reagieren automatisch mit Kontraktionen. „Das steuert deren Abbau entgegen“, sagt Bernhard Rudolph. Darüber hinaus konnte beobachtet werden, dass die mechanischen Schwingungen offensichtlich positive Auswirkungen auf den klinischen Verlauf haben. Komplikationen oder unerwünschte Ereignisse gab es während der bislang durchgeführten 700 Behandlungen an schwerstkranken Patienten nicht. „Für den Patienten erhöht sich durch die Behandlung die Chance, dass er später, wenn er die Erkrankung überwunden hat, wieder leistungsfähig wird.“ Bernhard Rudolph hofft, dass das Verfahren eines Tages auf den Intensivstationen ebenso selbstverständlich zur Therapie gehören wird wie heute die Beatmung.

Der Wernigeröder ist kein Arzt sondern Ingenieur. Deshalb arbeitet er bei der Forschung und Entwicklung der medizintechnischen Geräte sehr eng mit Medizinern und Kliniken zusammen. Um die Wirksamkeit der Therapie durch mechanische Vibrationen zu untersuchen, wurde unter anderem auf der neurochirurgischen Abteilung einer Duisburger Klinik eine Studie mit 47 Koma-Patienten durchgeführt. Aktuell testet die Median Klinik in Magdeburg, die auf die Rehabilitation von Menschen mit neurologischen Erkrankungen spezialisiert ist, die „inostation“ im praktischen Einsatz unter Klinikbedingungen.

Das Team der vib.innovation GmbH hofft, dass das Gerät auch dort positiv aufgenommen wird. Denn die Liste der Effekte, die das Vibrationstraining bewirkt, ist lang: Verbesserung der Beweglichkeit und Koordination, der Durchblutung, der Knochendichte und der Faszien-Strukturen, Erhalt der Muskulatur und Linderung von Spastiken. Erfolg versprechen die Vibrationen zudem bei der Behandlung von Lymphödemen.

Von einigen dieser Eigenschaften können freilich auch gesunde Menschen profitieren – oder jene, die vergleichsweise kleine Einschränkungen haben. Deshalb hat das Wernigeröder Unternehmen die Vibrationsplatte „inoplate“ im Portfolio, die eine Brücke zwischen Therapie- und Fitnessanwendungen schlägt. „Sie ist nach dem Medizin-Produkte-Gesetz zugelassen und für den Einsatz in Physiotherapien, in Rehakliniken oder auch in Fitnessstudios konzipiert“, sagt Bernhard Rudolph. „Man setzt sie zum Beispiel zur Behandlung von schwachem Bindegewebe ein, zur Prävention von Gelenkerkrankungen und zum Muskelaufbau.“

Weil die „inoplate“ für den Hausgebrauch zu kostenintensiv ist, bieten die Wernigeröder darüber hinaus ein alltagstaugliches Vibrationsgerät an, das jedermann zu Hause einsetzen kann. „Unsere Massagerolle ,inoroll’ kann Verspannungen der Muskeln und Verklebungen der Faszien lösen, Rückenprobleme lindern, den Körper kräftigen, Gelenke, Sehnen und den Beckenboden trainieren“, zählt Gudrun Rudolph, Frau des Geschäftsführers und Marketing-Verantwortliche, auf. Schmunzelnd fügt sie hinzu: „Und eine gute Nachricht für körperbewusste Frauen gibt es auch: Wer regelmäßig mit der Rolle trainiert, der kann den Schweregrad von Cellulite mindern.“ Alle Produkte tragen das Label „Made in Germany“, denn gefertigt werden die Produkte von Unternehmen in Wernigerode.

Der Firmenstandort in, Sachsen-Anhalt, sei dafür ideal. „Wir profitieren von der tollen Verkehrsanbindung, wir sitzen ja sozusagen in der Mitte Deutschlands. In zweieinhalb Stunden sind wir mit dem Auto in Hamburg, Berlin oder Dresden. Das ist optimal“, sagt Bernhard Rudolph. Er und seine Frau sind in der Region verwurzelt. „Wir leben gern hier. Der Harz ist unser Rückzugsort. Hier können wir wunderbar neue Ideen entwickeln.“  Man darf also gespannt sein auf das, was in den nächsten Jahren von der vib.innovations GmbH zu hören sein wird. Oder zu fühlen. Eines ist sicher: Es steht nicht still, es schwingt.

Autorin: Dana Toschner


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