Die Virenjäger aus Magdeburg

Über 60 Millionen Computerschädlinge lagern in einem Hochsicherheitstrakt im Magdeburger Virentestlabor. Eine ausgeklügelte Logistik verhindert den unberechtigten und unbeabsichtigten Zugriff. Rote Kabel kennzeichnen alle Datenkanäle, die Kontakt zu Viren haben können. Lediglich grüne Leitungen führen ins Internet. Praktisch alle der weltweit seit 1984 aufgetauchten Viren finden sich hier sicher archiviert. Sie stehen für die Forschung bereit und dienen als Basis zum Prüfen neuer Antivirensoftware. Die Magdeburger AV-TEST GmbH gehört zu den weltweit führenden Unternehmen auf diesem Gebiet.

"Täglich kommen an die 55.000 der heimtückischen Viren dazu", sagt Geschäftsführer Andreas Marx. Die zumeist kriminellen Entwickler seien emsig, sagt der 32-Jährige. Im Auftrag aller namhaften Hersteller testet das Magdeburger Unternehmen kontinuierlich über 30 Schutzlösungen auf deren Wirksamkeit, sucht nach Schwachstellen und gibt Hinweise für das Aufspüren neu auftauchender Viren. Die Ergebnisse der umfangreichen Analysen nutzen unter anderem Computerfachzeitschriften, die ihren Lesern ihre eigenen Schlussfolgerungen anbieten. Seit Mitte dieses Jahres hat AV-TEST das Test-Repertoire um komplexe Antivirenlösungen für Netzwerke von kleinen und mittleren Unternehmen mit bis zu 1.000 Arbeitsplatzrechnern erweitert. Diese müssen ihre Leistungsfähigkeit gegenüber aktuellen Bedrohungen beweisen.

Andreas Marx nennt drei Punkte, die bei allen Testverfahren eine Rolle spielen. Es geht darum, die Reparaturleistung der Antivirensoftware zu ermitteln, ihren Einfluss bei der permanent im Hintergrund erfolgenden Überwachung auf das übrige Computersystem festzustellen und natürlich die reale Abwehrwirkung auszuloten. Die 23 Mitarbeiter von AV-TEST nutzen insgesamt 260 PCs um Trojanern, Würmern, Phishing-Attacken und Viren Paroli bieten zu können. Für Marx ist die aktuelle Situation "bedenklich". Das Internet bietet organisierter Kriminalität eine Plattform. Schnell und fast ohne Risiko lasse sich Geld verdienen. Zum Beispiel wird der Handel mit ausspionierten Kreditkartennummern zunehmend von Versuchen, direkt auf Konten zuzugreifen, abgelöst.

Neue Generationen von Computerviren entstehen kontinuierlich. Deren Signaturen lassen sich schwer aufspüren, die Anwendungen werden permanent optimiert und auf Vorrat produziert. "Halbwertzeiten von sieben Stunden gehören zum Alltag. Dann taucht der Virus bereits in einer neuen Variante auf", sagt Marx. AV-TEST geht deshalb gezielt auf die Suche nach neuen Schädlingen, um im Katz-und-Maus-Spiel mithalten zu können. Über spezielle E-Mail-Adressen und von bösartigen Webseiten registriert das Team ständig neue Viren. Für die Zukunft gibt es umfangreiche Pläne. Mobiltelefone und Tablet-PCs werden ebenfalls zunehmend Ziele von Angriffen. "Darauf stellen wir uns ein", versichert Marx.

Bereits seit 15 Jahren hat sich das Team von AV-TEST der Bekämpfung der Computerviren verschrieben. 2010 wurde eine Zweigstelle in Leipzig eröffnet. Das Führungstrio Andreas Marx, Maik Morgenstern und Guido Habicht will der Wirtschaftsregion Mitteldeutschland treu bleiben. So strebt die AV-TEST GmbH unter anderem eine enge Kooperation mit der Magdeburger Otto-von-Guericke Universität an. In regelmäßig stattfindenden Seminaren werden den Studenten aktuelle Forschungsergebnisse und neuste Trends aus dem Bereich der IT-Sicherheit vermittelt. Durch wissenschaftliche Praktika und die Vergabe sowie Betreuung von Abschlussarbeiten konnte zudem eine ganze Reihe Absolventen frühzeitig an das Unternehmen gebunden werden.

Autor:
Klaus-Peter Voigt
AV-TEST GmbH
Klewitzstraße 7
39112 Magdeburg

Ansprechpartner:
Andreas Marx
Tel.: 0391/6075460
E-Mail: amarx.ignore@av-test.de
Web: www.av-test.de

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