Trendforscher Sven Gárbor Jánszky sieht Arbeitswelten vor tief greifendem Wandel

 

Er fordert, die  Gesellschaft müsse sich  darauf einstellen, dass 2020 viele Männer und Frauen im heutigen Rentenalter weiter arbeiten wollen. Sie träfen auf einen im Vergleich zu heute stark veränderten Arbeitsmarkt. „2020  wird eine weitgehende Flexibilität der Arbeit vorherrschen. Der Trend zur so genannten Projektwirtschaft wird sich durchgesetzt haben“, blickt Jánszky voraus. „Nur noch 30 bis 40 Prozent der Arbeiter und Angestellten werden fest angestellt sein, die Anzahl der Selbstständigen  wird sich auf 20 Prozent verdoppeln“. Alle Übrigen werden als so genannte Job-Nomaden im Ein- oder Zwei-Jahresrhythmus von Projekt zu Projekt und von Unternehmen zu Unternehmen ziehen. Sie würden das dann jedoch nicht als Nachteil oder aufgezwungene Zeitarbeit ansehen, sondern als eine selbst gewählte Freiheit in der Lebensplanung, erklärt der 37-Jährige.

Seit gut zehn Jahren geht Jánszky der Frage nach „Wie werden wir morgen leben?“ Seit neun Jahren versammelt der Trendforscher einmal im Jahr  250 Spitzenmanager aus Deutschland, der Schweiz und Österreich. Gemeinsam entwerfen sie dabei ein Zukunftsszenario der Welt in zehn Jahren und entwickeln  Ideen für künftige Geschäftsmodelle.

Für Sachsen-Anhalt komme es darauf an, Bedingungen zu schaffen, damit solche Job-Nomaden angezogen  werden. Das habe Konsequenzen für viele Branchen: Für den Arbeitsmarkt, für das Immobilienangebot, die Kinderbetreuung oder die Schulen, hebt Jánszky   hervor.  In einem Buch hat er die wichtigsten Trends zusammengefasst.*

Zu ihnen gehört, dass das Leben extrem technisiert sein wird. Da ist sich der Sohn eines ungarischen Vaters und einer deutschen Mutter ganz sicher. Das Internet verlasse den Computer, beschreibt er einen hervorstechenden Trend „In ein paar Jahren wird jedes Gerät, das wir benutzen, ob Joghurt-Becher, Tisch, Kühlschrank, Fernseher, Zeitung oder was auch immer eine Internet-Adresse haben können und damit online ansteuerbar sein.“ Die Geräte könnten untereinander kommunizieren, ihre Daten vergleichen, analysieren, auswerten und ihren Besitzern  für die jeweilige Situation Information in das Alltagsleben einspielen. So wie es heute kaum noch Röhren-Fernseher gibt, wird es in drei oder fünf Jahren kaum noch Handys ohne Internetzugang  geben. Sie werden zu intelligenten elektronischen Assistenten der Menschen, beschreibt Jánszky einen Trend, den er Service-Robotik nennt.

Als wichtigen Trend nennt Jánsky  eine ausgeprägte Individualisierung des Lebens. Nach seiner Ansicht steht die übliche Massenwirtschaft vor dem Aus. Sie werde abgelöst durch eine Produktion für Individuen.  Als Beispiel hebt er die Medizin hervor. Dort könnten Arzneien  und Prothesen für die speziellen Bedürfnisse jedes Einzelnen hergestellt werden.  Der Individualisierungs-Trend ergreife auch die Medien. Während heute Zeitungen noch in hoher Auflage für alle gedruckt werden, rechnet Jánszky damit, dass  Zeitungen, Radio- oder Fernsehprogramme künftig nach ganz speziellen individuellen Wünschen zusammengestellt  werden.

In Mitteldeutschland sieht der Forscher gute innovative Ansätze, um in diesem dramatischen Wandel mitzuhalten. Das gelte in Sachsen-Anhalt für das Thema der virtuellen Welten, in Thüringen für die  Optik und in Sachsen für die Chipproduktion. Diese Stärken könnten in Magdeburg, Jena und Dresden noch stärker ausgelebt werden, wenn es gelänge diese Orte zu bestimmenden Zentren der Entwicklung zu machen.

Durchgreifende Erfolge werden  dabei jedoch nur die haben können, die geltende Regeln brechen, gibt der Leiter der Leipziger Zukunftsschmiede zu bedenken. Die wichtigsten Innovationen im 20. Jahrhundert seien entstanden, weil ihre Schöpfer Grundregeln gebrochen und dadurch neue Märkte entdeckt haben. In einem Buch**, das Ende August erscheint, hat Jánszky solche Regelbrecher porträtiert, die bewusst Grenzen der Gesellschaft überschritten haben. Der Blick nach hinten soll  die Sicht nach vorn schärfen.

*2020 - So leben wir in der Zukunft, Wien 2009

**Rulebreaker - Wie die Menschen denken, deren Ideen die Welt verändern, Wien  2010

 

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Mario Hess
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