"IWH-Konjunkturbarometer Ostdeutschland: Nach Pause gewinnt wirtschaftliche Erholung in Ostdeutschland an Breite"

In den ersten Monaten dieses Jahres stagnierte die gesamtwirtschaftliche Produktionin Ostdeutschland. Das Bruttoinlandsprodukt ist nach Berechnung des IWH sogar mit -0,1% leicht gesunken. Ausschlaggebend waren die witterungsbedingten Ausfälle in der Bauwirtschaft, die Umsatzrückgänge des Handels infolge der sinkenden Verkäufe von Kraftfahrzeugen und die andauernde Konsolidierung im Personalbereich des öffentlichen Dienstes. Dagegen setzte sich in der Industrie die Aufwärtstendenz das zweite Quartal in Folge fort, wenn auch im Osten verhaltener als im Westen. Vor allem die Geschäfte der Hersteller von Vorleistungsgütern und von Investitionsgütern mit ausländischen Abnehmern nahmen kräftig zu. Umsatzzuwächse im Inland berichteten vor allem die Produzenten von Verbrauchsgütern. Im Sog der Industriekonjunktur legten auch die Unternehmensdienstleister zu. Die Stagnation der gesamtwirtschaftlichen Produktion im saisonbereinigten Verlauf bedeutet dennoch erstmalig ein Plus des Bruttoinlandsprodukts von 1,7% gegenüber dem Vorjahreszeitraum – dem Tiefpunkt der Produktion in der Krise.

Im zweiten Vierteljahr 2010 hat die Erholung der ostdeutschen Wirtschaft nach ersten Schätzungen des IWH an Breite gewonnen. Das Baugewerbe hat den witterungsbedingten Produktionseinbruch aus den ersten Monaten des Jahres überwunden. Die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe waren zuletzt aufwärts gerichtet, und die vom IWH befragten Unternehmen signalisieren eine deutliche Verbesserung des Geschäftsklimas. Das Verarbeitende Gewerbe bleibt auf Wachstumskurs. Dank eines regelrechten Schubs an Bestellungen im ersten Quartal haben sich die Industrieunternehmen wieder ein Auftragspolster zulegen können. Während bei den Produzenten von Vorleistungsgütern vor allem das Ausland mehr Güter orderte, erhielten die Investitionsgüterproduzenten deutlich und die Konsumgüterproduzenten etwas mehr Aufträge aus dem Inland. Die Auslandsnachfrage nach Gebrauchs- und Verbrauchsgütern aus Ostdeutschland ist dagegen gesunken. Unter den vom IWH befragten Industrieunternehmen schätzt eine erneut gestiegene Anzahl die eigene Ge-schäftslage positiv ein.

Nach Veröffentlichung der ersten Ergebnisse zur Entstehung des Bruttoinlandsprodukts für das Jahr 2009 sowie der überarbeiteten Angaben für die Vorjahre durch die amtliche Statistik im März 2010 wurden die Schätzergebnisse der Vierteljahresrechnung des IWH an die neuen Eckwerte angepasst, sodass eine Vergleichbarkeit mit früheren Veröffentlichungen nur eingeschränkt möglich ist. Die Berechnung der Barometerwerte für das erste Quartal wurde nach Vorlage der aktuellen Konjunkturindikatoren überarbeitet.

* Zur Berechnung des IWH-Konjunkturbarometers für Ostdeutschland siehe IWH, Wirtschaft im Wandel 16/2003, S. 471 f.

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Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) widmet sich der Erforschung der Entwicklungen „Von der Transformation zur europäischen Integration“. Dieses Forschungsprofil ist auf zwei Bereiche konzentriert: Programmbereich I befasst sich mit Wachstum und wirtschaftlicher Integration, Programmbereich II mit der Analyse von Transformationsprozessen. Unter dem allgemeinen Forschungsthema genießt die wirtschaftliche Entwicklung Ostdeutschlands besondere Aufmerksamkeit. Das IWH ist in drei wissenschaftlichen Abteilungen organisiert: Makroökonomik, Strukturökonomik und Stadtökonomik. Die Forschung wird in inhaltlich definierten Forschungsschwerpunkten durchgeführt, die auf mittlere Frist eingerichtet sind und abteilungsübergreifend spezifische Kompetenzen bündeln. Diese Forschungsschwerpunkte sind als Ort der Einheit von wissenschaftlicher Forschung und wirtschaftspolitischer Beratung zu verstehen. Das IWH ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.

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