„luca“ erleichtert die Kontakt-Nachverfolgung

Im sachsen-anhaltischen Salzlandkreis wird ein System genutzt, mit dem die Gesundheitsämter entlastet werden können

Eine neue App könnte der Quantensprung sein für die unkomplizierte Recherche der Kontakte von Corona-Infizierten. Der sachsen-anhaltische Salzlandkreis setzt auf „luca“: eine Software, die Kontaktinformationen datenschutzkonform speichert. Hinter dem System stehen das Berliner Startup „neXenio“, Kulturschaffende und ganz prominent auch die Musiker der „Fantastischen Vier“. Maßgeblich mitgestaltet hat die App, die immer mehr zum Einsatz kommt, ein gebürtiger Ascherslebener – ein kreativer Kopf aus Sachsen-Anhalt.

So einfach kann das gehen. Ohne Zettelwirtschaft, ohne Umwege und ohne umständliche Erfassung mit der Hand. Das Berliner Unternehmen „neXenio“ hat eine Smartphone-App entwickelt, mit der die Gesundheitsämter in der Corona-Krise deutlich entlastet werden könnten. 

NeXenio entwickelt normalerweise Produkte rund um den digitalen Arbeitsplatz, wie Software Tools, mit denen man sicher und einfach arbeiten kann – auch, wenn sich die Teams nicht am selben Ort befinden. Das Produktportfolio umfasst virtuelle Whiteboards für die Zusammenarbeit in Echtzeit, sowie Lösungen zur Sicherung und Freigabe von sensiblen Daten, die Ende-zu-Ende verschlüsselt sind.

Mit dem aktuell vom Startup entwickelten „luca“-System können sich Besucher*innen, etwa von Gaststätten oder Veranstaltungen per QR-Code ein- und auschecken. Es müssen keine Adressen notiert, keine Wartezeiten oder Sicherheitslücken in Kauf genommen werden. „Über den QR-Code bekommen die Nutzer*innen einen virtuellen Schlüssel auf ihr Smartphone, mit dem sie sich anonym und datenschutzkonform einchecken können. Wer kein Smartphone hat, kann einen analogen Schlüsselanhänger nutzen“, sagt Christian Kregelin, Produkt Manager bei „neXenio“. 

Daten lassen sich einfach und sicher aufnehmen

Konkret funktioniert das so, erklärt Kregelin: „Die App generiert den QR-Code, der sich minütlich ändert. Dieser wird von Betreibe*innen eingescannt. Damit wird eingecheckt. Wer den Ort verlässt, kann sich entweder in der App selbstständig auschecken oder wird vom System automatisch ausgecheckt, sobald er sich vom Ort entfernt. Die jeweiligen Gastgeber*innen können im System ihren Standort mit Adressen anlegen.“ Damit ließen sich einfach, sicher und datenschutzkonform die Kontaktdaten der Gäste aufnehmen und die Dokumentationspflicht erfüllen. Die erfassten Daten werden durch die Verschlüsselung gleich mehrfach abgesichert. Daten der Besucher*innen landen in einer virtuellen Box und werden dort gespeichert. Weder die Gastgeber*innen noch das „luca“-System können Kontaktdaten lesen oder nutzen. Entstanden ist dieses kryptografische Sicherheitskonzept in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Marian Margraf von der Freien Universität Berlin, der 2012 technischer Leiter des Projekts „Neuer Personalausweis“ im Bundesministerium des Inneren war.

Christian Kregelin erklärt einen weiteren Vorteil: „Die Gesundheitsämter haben einen eigenen Zugang zum ,luca‘-System und können auf die Kontaktdatenlisten zugreifen und so Infektionsketten verfolgen – und schnell unterbrechen. Wird ein Corona-Fall gemeldet, kann die betroffene Person ihre Historie, also ihre Check-ins der letzten 14 Tage direkt über ,luca‘ mit dem Gesundheitsamt teilen.  Das Gesundheitsamt kann dann die Kontaktlisten vom Gastgeber, wie Restaurants oder Fitness-Studios, schnell und einfach per Knopfdruck anfordern. Nach 14 Tagen werden die Daten gelöscht.“

Salzlandkreis auf dem Weg der Digitalisierung

Der Produkt Manager hat das speziell entwickelte System zur Erfassung von Kontaktdaten mit aufgebaut. Für den Sachsen-Anhalter, der bei „neXenio“ arbeitet, ist es eine „besondere Freude“, dass gerade der Salzlandkreis „eine Vorreiterrolle einnimmt und den innovativen Schwung mitnimmt“, sagt er. Seine Geburtsstadt Aschersleben gehört zum Landkreis, der mit der Einführung des Systems zielgerichtet weiter den Weg einschlägt, der ihn zur „Smart Region“ machen soll und damit die Digitalisierung vorantreibt. Darum hat Landrat Markus Bauer mit der Berliner Initiative „luca“ eine Vereinbarung geschlossen und öffentlich erklärt: „Wir müssen trotz der mittlerweile stetig hohen Fallzahlen gewährleisten, dass alle Kontaktpersonen von Corona-Infizierten so umfassend und so schnell wie möglich ermittelt werden. Das System kann dabei eine große Unterstützung sein und die Gesundheitsämter entlasten.“ Wenn es nach dem Landkreis geht, sollte „luca“ überall zum Standard werden und besonders in Pflegeeinrichtungen, Restaurants und bei Veranstaltungen eingesetzt werden, heißt es aus dem Landratsamt. 

Die „Fantastischen Vier“ unterstützen „luca“

Hinter „luca“ stehen neben dem Berliner Startup auch Kulturschaffende und die prominenten Musiker der „Fantastischen Vier“. Im ersten Schritt wird die Anwendung in Pflegeheimen in Bernburg getestet. Zum Start haben Smudo und Michi Beck von den „Fantas“ mit dem Landrat des Salzlandkreises in einem Altenpflegeheim die „luca“-App präsentiert. Ist der Test erfolgreich, heißt es in einer Mitteilung des Landkreises, solle der Nutzerkreis erweitert werden. Eine Konkurrenz zur Corona-Warn-App, die seit dem Sommer 2020 in Deutschland und allen EU-Staaten zum Einsatz kommt, soll „luca“ ausdrücklich nicht sein, betont Christian Kregelin und sagt: „Vielmehr ist sie eine Ergänzung und eine Möglichkeit, dass wir auch in der Corona-Pandemie gesellschaftlich agieren und die Kultur retten können.“ 

Die kostenfreie App ist seit Ende November verfügbar – und Smudo schwört darauf: „,Luca‘ kann uns helfen, soziale Kontakte auch in Pandemie-Zeiten möglichst nachvollziehbar zu gestalten und zu dokumentieren. Wir brauchen eine Lösung, die funktioniert, die akzeptiert ist und bei der jeder Nutzer weiß, was mit seinen Daten geschieht.“ So könnten Behörden entlastet und Veranstaltungen in naher Zukunft wieder stattfinden – wie Konzerte der „Fantas“.

Autorin: Manuela Bock/IMG Sachsen-Anhalt

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