Wo Holz zu Kosmetik und Algen zu Turnschuhen werden

Das Bundesland Sachsen-Anhalt stellt sich nachhaltig und modern für die Zukunft auf und punktet mit Bioökonomie, grünem Wasserstoff und Forschungskompetenz.

Das deutsche Bundesland Sachsen-Anhalt ist dafür prädestiniert, ein Leuchtturm für nachhaltige Wirtschaft zu sein. Grund dafür ist die einzigartige Basis, auf die Zukunftsbranchen aufbauen können: eine über 100 Jahre gewachsene Chemische Industrie, landwirtschaftliche Ressourcen, gut ausgebaute Anlagen zur Gewinnung erneuerbaren Stroms, der rund 60 Prozent des Energiemix ausmacht, und eine einmalige Dichte an Hochschulen sowie Forschungseinrichtungen. Nicht zuletzt der Kohleausstieg und der Strukturwandel in Mitteldeutschland ermöglichen es, im Land modern zu denken, innovatives Potenzial umzusetzen und mit kreativen Ansätzen ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum und Akzeptanz in der Bevölkerung zu generieren. Eine der innovativen, aber dennoch bereits entwickelten Form des Wirtschaftens ist die Bioökonomie, bei der Sachsen-Anhalt mit einem Anteil von 16,4 Prozent am Gesamtumsatz seiner Industrien an der Spitze aller Bundesländer steht.

Optimale Voraussetzungen für innovative Geschäftsfelder

„Mit der Bioökonomie erfindet sich Sachsen-Anhalt neu, denn dieser Zweig knüpft an unsere optimalen Gegebenheiten an“, sagt Landes-Wirtschaftsförderer Thomas Einsfelder, Geschäftsführer der Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH (IMG). So sorgen Böden mit hohem Ertrag und großflächige Produktionsstrukturen für erneuerbare Rohstoffe, oder erproben landwirtschaftliche Forschungseinrichtungen neue Bewirtschaftungsmethoden. Darüber hinaus entwickeln Unternehmen pflanzliche Medizinprodukte oder die Nahrungsmittel der Zukunft und stellen innovative Produkte her, die fossile Ressourcen ersetzten. In Leuna im Süden Sachsen-Anhalts hat sich beispielsweise ein BioeconomyCluster entwickelt, das gemeinsam mit dem Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse CBP einen BioEconomy Hub ins Leben gerufen hat. Das Technologie- und Dienstleistungszentrum wird junge Start-ups auf ihrem Weg von der Geschäftsidee zum marktreifen Produkt begleiten.

Schon den Beginn der Wertschöpfungskette nachhaltig gestalten

Besonders stolz ist Einsfelder, dass der finnische Konzern UPM 2020 entschieden hat, sich im Chemiepark Leuna niederzulassen. Das Unternehmen investiert 550 Millionen Euro in eine Bioraffinerie, in der schon Ende dieses Jahres aus nachhaltig erwirtschaftetem Holz jährlich 220.000 Tonnen Biochemikalien hergestellt werden sollen. Diese werden für Kunststoffe, Kosmetika, Waschmittel oder Gummi verwendet und ersetzen fossile Stoffe. Besonders die Nähe zur chemischen Industrie als Absatzmarkt, aber auch die Möglichkeit, grünen Strom zu beziehen, haben UPM bewogen, nach Sachsen-Anhalt zu gehen. Für die Firmen vor Ort ist dies eine Möglichkeit, ihre Produkte schon vom Beginn der Wertschöpfungskette an nachhaltig zu gestalten.

Grüner Wasserstoff als Schlüsseltechnologie

Ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einem nachhaltigen Standort ist daher die Zukunftstechnologie Grüner Wasserstoff, wie Dr. Christof Günther, Geschäftsführer der Infrastrukturgesellschaft InfraLeuna GmbH, erklärt. Er verweist auf die Linde GmbH, die im Chemiepark ebenfalls investiert hat und ab Mitte des Jahres 3200 Tonnen Wasserstoff aus zertifiziertem Ökostrom produzieren will. Über die Landesgrenzen Mitteldeutschlands hinweg arbeiten die Partner des HYPOS-Konsortiums – Hydrogen Power Storage & Solutions East Germany – an den Schlüsseltechnologien zur Erzeugung und Speicherung von grünem Wasserstoff.

Alleinstellungsmerkmal Algenkompetenz

Ebenfalls grün, aber ein völlig anderes Thema ist die Forschung zu Algen. Ein Kompetenzzentrum auf Weltniveau ist die Hochschule Anhalt in Köthen, wo sich eine Arbeitsgruppe um die Biochemikerin Prof. Dr. Carola Griehl seit über 20 Jahren mit der biotechnologischen Forschung zu verschiedenen Algenarten beschäftigt. „Wir wollen Wirkstoffe für die Ernährung, Medizin und die Kosmetik gewinnen und die Multitalente auch als nachwachsende Energieträger erschließen“, beschreibt die Algenexpertin ihre Ziele. Die Produkte, die daraus gewonnen werden können, sind so vielfältig, dass sogar schon die ersten Turnschuhe aus Algen-Kunststoff auf dem Markt sind. Darüber hinaus vernetzen sich die Partner in der Region: Neben einem neu entstandenen Zentrum für Naturstoff-basierte Therapeutika an der Hochschule kooperiert man mit der seit 2000 bestehenden Firma Roquette Klötze in der Altmark. Sie kultiviert in industriellen Photobioreaktoren vitaminreiche Chlorella-Microalgen, die in Form von Nahrungsergänzungsmitteln vertrieben werden.

Das Alleinstellungsmerkmal Algenforschung der Hochschule Anhalt hat bereits eine erste internationale Firma nach Sachsen-Anhalt gelockt: Die britische AlgaeCytes Ltd. aus Kent hat sich für die Bauhaus-Stadt Dessau entschieden. Dort soll die weltweit erste und größte Algen-Bioraffinerieanlage entstehen. Im Rahmen einer weltweiten Standortsuche hatte sich Dessau durchgesetzt, weil die Microalgen-Technologie dort ein wichtiger Teil der regionalen Innovationsstrategie ist und neben hervorragender Infrastruktur die Nähe zu R&D gewährleistet ist.

So fügen sich verschiedene Bausteine – Forschungseinrichtungen, Start-ups und international tätige Unternehmen – zu einem Gesamtbild zusammen und stehen für die wegweisenden Initiativen Sachsen-Anhalts, die Wirtschaft nachhaltig zu transformieren.

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