Es reist sich besser mit „leichtem Gepäck“

Aus dem Magdeburger Hafen nach ganz Europa - Jungunternehmer bauen schwimmende Traumhäuser

Hausboote liegen derzeit voll im Trend. Ob als Dauerwohnsitz, Wochenendhaus oder  Urlaubsdomizil, wer der Natur ganz nahe und dennoch mobil sein möchte, braucht nicht viel:  Ein Schlafzimmer, ein  Bad, einen Wohn- und Essbereich, eine Sonnenterrasse auf dem Deck – und aus jeder Perspektive einen freien Blick aufs Wasser. Was sehr minimalistisch klingt, geht durchaus auch sehr luxuriös – je nach den individuellen Vorlieben der Kunden von Andre Becker und Robert Naumann. Die beiden Jungunternehmer bauen in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt Magdeburg  in ihrer Haus und Boot Manufaktur für Kunden aus ganz Europa Traumhäuser fürs Wasser.

Innovativ, langlebig und umweltverträglich

Andre Becker ist ausgebildeter Boots- und Schiffbaumeister, Robert Naumann gelernter Installateur, gemeinsam mit zwei Mitarbeitern kann das kleine Team alle notwendigen Kompetenzen für den Hausbootbau abdecken – ein „allround“ arbeitendes Unternehmen, das fast alles selbst macht - von der Planung bis  zur Fertigstellung. So entstehen in der Werft im Magdeburger Wissenschaftshafen ganz individuell angefertigte Hausboote. Die Einzelstücke werden nach Kundenwunsch geplant und gefertigt – Raumaufteilung, Bodenbelege, Farben und Ausstattung, alles bestimmt der Kunde. Bis ein Hausboot fertig ist vergehen mehrere Monate: Begonnen wird mit dem Unterbau. Dann werden die Schwimmkörper durch ein innovatives Laminierverfahren aus glasfaserverstärktem Kunststoff  geformt. Es folgt die Bodenkonstruktion, das Aufstellen des Rahmens und das Fertigen und Verbauen der  Wände. Nach dem Dämmen und Verkleiden folgen der Innenausbau, die Installation der Elektrik, Sanität- und Heizungsanlage, Böden werden verlegt, Fenster und Türen eingesetzt, Wände gestrichen und die Innenräume eingerichtet – alle Arbeiten immer auch mit Blick auf Langlebigkeit. „Wir integrieren innovative Materialien, wie beispielsweise extrem leichte glasfaserverstärkte Kunststoffplatten, die das Gewicht soweit reduzieren, dass das Hausboot durch nicht mehr als 15 PS angetrieben wird und so das Fahren ohne Führerschein ermöglicht wird“, erklärt Robert Naumann. „Und natürlich liegt der Fokus hier auf  Umweltverträglichkeit. Energiegewinnung  durch Photovoltaik und Elektrohybridantriebe sind Themen mit denen wir uns zukünftig mehr beschäftigen wollen“, fügt Andre Becker hinzu.

Aus dem Magdeburger Hafen nach ganz Europa

Im ehemaligen Magdeburger Handelshafen, wo über 200 Jahre lang Getreide, Kaffee und Zucker verladen wurde, hat sich das Unternehmen im Gründungsjahr 2013 ganz bewusst für diesen Standort entscheiden. „Wir sitzen hier im Herzen Deutschlands, haben Anbindung an die Elbe mit Verbindung nach Hamburg und Tschechien sowie den Mittelland- und Elbe-Havel-Kanal. Von hier aus kommen wir über die Wasserwege fast überall hin. Das ist für den Transport der Hausboote natürlich optimal. Ein Großteil der schwimmenden Häuser können direkt über das Wasser zum Kunden gebracht werden. An den Zürichsee mussten wir letztens aber auch mit dem Schwerlasttransport. Auch das geht“, erklärt Robert Naumann. Genauso individuell wie die Hausboote sind auch die Anfragen, die übrigens aus ganz Europa kommen. „Meistens sind es ganzjährige Dauerwohnhäuser, aber Hausboote werden auch als Urlaubsdomizil oder Party-Location genutzt. Neulich erst hatten wir beispielsweise  eine Anfrage für ein Besprechungs- und Seminarboot aus Budapest“, erklären die beiden Geschäftsinhaber.

Erlebnisorientierte Hausboote mit technischen Highlights

Für das Unternehmen hat  ständige Weiterentwicklung Priorität. „Wir wollen uns in Zukunft auch auf dem Markt der Miethausboote orientieren.“ Gemeinsam mit einem interdisziplinären Studententeam der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg ist so ein Konzept für ein erlebnisorientiertes Serienhausboot entstanden. Ein Hausboot mit technischen Features und innovativem Design. In enger Zusammenarbeit mit den beiden Bootsbauern haben die Studierenden eine Markt- und Wirtschaftsanalyse durchgeführt, CAD-Modelle und Pläne  erstellt. „Die Kooperation ist mehr als gelungen. Es ist toll, dass die Studierenden eine ganz andere Perspektive haben und so ein innovatives Konzept entstanden ist“, erklärt Robert Naumann. Für die Studierenden waren nicht nur eine moderne Optik, sondern auch technische Features wichtig. „Sie haben sich auf eine smarte Handhabung des Bootes fokussiert. Der Steuerstand gibt dann bereits viele Informationen zur Region und Bedienung. Der Kunde erhält so alle Informationen, die er benötigt, schon über das Tablet“. Noch steckt das Projekt in den Kinderschuhen. „Momentan würden wir bei der Produktion an unsere Kapazitätsgrenzen  stoßen, aber wir sind dabei die Voraussetzungen zu schaffen, um das Unternehmen zu erweitern. Dann ist eine Umsetzung der Serienproduktion 2018 oder 2019 denkbar“.

Die Zusammenarbeit zwischen dem regionalen Unternehmen und der Universität wurde durch das Forschungsprojekt  Science-to-Market-Accelerators for Regional Transfer, kurz SMART initiiert, das  auf die verstärkte Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft in der Region abzielt.  Kleinen und mittelständischen Unternehmen, die nur begrenzte Kapazitäten für Forschung haben, wird so die Entwicklung neuer Produkte ermöglicht. Gleichzeitig erhalten Studierende die Möglichkeit mit einem Praxispartner zusammen zu arbeiten und die Theorie aus der Vorlesung praktisch umzusetzen. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

Autorin/ Foto: Jennifer Koch

www.hausundboot.info


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